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Aktuelle Trends der Personalisierten Medizin

Am 29. und 30. November kamen 230 Experten aus ganz Europa zur 6th Munich Biomarker Conference nach München. Die internationale Konferenz zur Personalisierten Medizin wurde zum sechsten Mal von BioM, der Netzwerkagentur der Bayerischen Biotechnologiebranche, organisiert. Der interdisziplinäre Austausch und der Dialog zwischen Forschern, Ärzten und Industrie nahm dabei ein besonders hohen Stellenwert ein. „Wir wollen Kooperationen anregen, um die Translation von Forschungsergebnissen in neue Medikamente zu beschleunigen“, erläutert Horst Domdey, Geschäftsführer von BioM und Sprecher des Bayerischen Biotechnologie Clusters.

„Als wir 2010 mit der Munich Biomarker Conference starteten, stießen wir noch auf viel Skepsis, ob Personalisierte Medizin nicht nur ein Hype sei, eine Art unleistbare Spezialitätenmedizin“, erinnert sich Domdey. „Doch heute sehen wir, dass bereits 20% der neu zugelassenen Wirkstoffe ein Biomarkerkonzept beinhalten. Nur durch die Berücksichtigung der unterschiedlichen Subtypen von Krankheiten kann die Medizin präzisier, effektiver und sicherer werden.“

Der Eröffnungssprecher Joern-Peter Halle von Merck Biopharma, Darmstadt, führte in seinem Vortrag aus, dass die Personalisierte Medizin auch tiefgreifende Veränderungen für die Abläufe der Medikamentenentwicklung bedeutet. Die Industrie müsse sich von linearen Prozessen verabschieden und stattdessen in iterativen Zyklen arbeiten. Notwendig sei eine systembiologische Denke und auch explorative Studien, die in die weitere Entwicklung leiten.

In mehreren Vorträgen wurde der Trend weg von einzelnen Biomarkern und Companion Diagnostics hin zu universellen Biomarker-Panels deutlich. So stellte Prof. Dr. Winfried März von der Synlab Academy, Augsburg, einen Algorithmus mit multiplen Biomarkern zur Risikovorhersage von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Auch im Bereich Onkologie wird an multifunktionalen Assays gearbeitet, z.B. bei Merck Biopharma und Siemens Healthineers.

Für die Behandlung von Krebs gibt es spannende Entwicklungen in der Immuntherapie. Prof. Dr. Dolores Schendel, CEO und CSO der Medigene AG, erläuterte in ihrem Abschlussvortrag, dass dies einen Paradigmenwechsel bedeute. Statt wie bisher die Krebszellen direkt zu schädigen, zielen diese Medikamente darauf, das körpereigene Immunsystem zu aktivieren. Da jedes Immunsystem individuell einzigartig sei, bedeute dies auch die Weiterentwicklung der personalisierten Medizin zu einer individualisierten Medizin

„Mit der Immunonkologie ist die Hoffnung verknüpft, Krebs nicht nur in Schach zu halten, sondern dauerhaft zu heilen“, ergänzt Horst Domdey. Um Bayerns Kompetenzen in diesem Feld zu versammeln, hat BioM in diesem Jahr das Netzwerk ImmPact gegründet. „Auch hier ist der interdisziplinäre Austausch extrem wichtig,“ sagt Domdey. „Was alle Forschungsfelder gemein haben, ist die zunehmende Notwendigkeit und Leistungsfähigkeit der Datenintegration und -analyse. Die Bedeutung von ‑Omics Daten und Digitaler Medizin wächst rasant. Daher haben wir die Munich Biomarker Conference auch stetig weiterentwickelt, zu einem wirklich interdisziplinären Netzwerktreffen. Im nächsten Jahr soll dieser brückenbauende Charakter noch stärker ausgeprägt werden, das Team von BioM arbeitet bereits an neuen Konzepten.“

[aw]