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Erfolgreicher erster internationaler "Technology Transfer Summit" in München

Innovationen in der biopharmazeutischen Biotechnologie haben es – trotz einiger erfreulicher Finanzierungsnachrichten in den letzten Tagen – weiterhin gerade in Deutschland schwer. Während das Umfeld für die eigentliche Gründung durch staatliche Förderinstrumente in Deutschland gut ist und auch im europaweiten Wettbewerb als Standortvorteil gesehen wird, sind die Folgefinanzierungen, die Wachstumsfinanzierungen und vor allem die langfristig notwendigen hohen Investmentsummen, die eine Medikamentenentwicklung bis zum Markteintritt benötigt derzeit in Deutschland Mangelware.

So ging es beim ersten Technology Transfer Summit“ von BioM (am 23.3.2015 in Räumen des Schlosses Nymphenburg) um einen Abgleich verschiedener Modelle aus anderen Regionen, um die besten Strategien und natürlich um die Diskussion der eingebrachten Argumente und langjährigen Erfahrungswerte renommierter internationaler Experten.

 Einige Bilder der Veranstaltung finden sich auf diesen Seiten

Internationale Beispiele

An vielen Standorten weltweit haben sich in jüngster Zeit Modelle zu einer längeren „Inkubation“ der einzelnen innovativen Projektideen aus den wissenschaftlichen Einrichtungen etabliert, bevor eine Gründung angestrebt wird. Und manchmal ist die Gründung auch nicht die Kernstrategie: so, wie im Fall der rein auf die Verpartnerung von Innovationen aus dem Onkologiesektor der Forschungsinstitute  im Vereinigten Königreich spezialisierten Einrichtung „Cancer Research UK/Cancer Research Technology“ (CRUK/CRT). Deren Chef, Keith Blundy, schöpft Dank einer enormen finanziellen Basis (jährlich rund 350m Pfund aus privaten Quellen) und der hervorragenden Wissenschaftslandschaft in UK in seinem Spezialgebiet quasi aus dem „Vollen“. Dabei agiert CRT nicht „nur“ als Transferorganisation, sondern bietet eigene Elemente für die erfolgreiche Medikamentenentwicklung an (beispielsweise eigene DrugDiscovery-Einheit) und übernimmt damit bei Projekten Teile des „Risikos“. Damit gelingt eine offene Kooperationsform von Forschungsprojekten aus Akademia/Pharma-Industrie, die Blundy als „integratives open lab“ beschrieb und das wegen der großen Nachfrage von Pharmazieindustrie-Seite auf hohe Akzeptanz beider Seiten treffe. Gut 100 Beschäftigte sorgen in dieser thematisch auf die nationale, britische Krebsforschung fokussierten Technologietransferorganisation für eine positive Bilanz, die jedes Jahr über der berühmten „schwarzen Null“ abschließt. Neben dem etwas normaleren Technologietransfer schaffte CRT mit den Finanzmittel auch einen Sondertopf, den „pioneer award“ in dem ausdrücklich nur besonders „verrückte, riskante“ Projektideen gefördert werden.  

Mehr regional/lokal aufgestellt aber auch mit ähnlichen Elementen agiert das SciLifelab in Stockholm (Schweden). Unter öffentlicher Förderung vereinigt man dort mit etwa 1000 Wissenschaftlern eine Sammlung von Service- und Dienstleistungsplattformen, die über alle „omics“-Technologien und bildgebenden Verfahren bis zur Vollsequenzierung humaner Genome reicht. Damit ist dieses „Research-Lab“ eine besonders stark auf Kooperation mit Externen angelegte öffentliche Forschungseinrichtung. In Einzelfällen entstehen hier auch bei speziellen Projekten Ausgründungen. Aus Holland berichtete Chretien Herben von der abgelaufenen Initiative „Netherlands Genomics Initiative“ (NGI), die in rund 10 Jahren (2002-2013) über eine Finanzierung von rund 1 Milliarde Euro verfügte. Dieses nationale Netzwerk von Genomforschungseinrichtungen leistete neben den Forschungsprojekten auch Aufbauarbeit für ein Netzwerk der Technologietransfereinrichtungen, das gemeinsame Regeln für die Patentierung entwickelte und umfangreiche Erfahrungen in optimierten Innovationsprozessen sammeln konnte. Mit einem weinenden Auge blickte der Referent jedoch auf die von nun an in Holland ausgegebene Linie, dass nicht mehr Förderprogramme für Innovationen aufgelegt werden, sondern „Kredit-Programme“, wobei sich schon abzeichnen würde, dass sehr viel weniger Bewerber für diese neuen Programme zu begeistern sind, die nun u.a. unter Health~Holland propagiert werden.

Was und wie suchen Investoren und Industrie?

Wie sich Investoren oder Pharmafirmen das Innovatoren-Umfeld vorstellen oder dies beeinflussen stellten die Vertreter von Johnson&Johnson, TVM Capital sowie Cydan Development von der Ostküste der USA vor. J&J setzt dabei auf ein weltumspannendes Netzwerk von „Innovation Hubs“ von denen es derzeit 4 gibt (2 davon in USA, eines in London/UK sowie in Shanghai/China). J&J hat damit strategisch auf „externe Innovation“ gesetzt und sucht den direkten Kontakt zur Wissenschaft. TVM legt den Fokus neuer Fonds gezielt ebenfalls auf die frühen, präklinischen akademischen Projekte. Aus der Erfahrung der langjährigen Historie als LifeScience-Investor setzt TVM dabei ganz am Anfang eine gewisse Summe ein, um eine Projektidee grundlegend zu testen und zu validieren. Die weitere Projektentwicklung nach erfolgreicher Validierung erfolgt dann in einer „virtuellen“ Unternehmensform mit erfahrenen Managern und Entwicklern des TVM-Netzwerkes. Ähnlich stellt sich das spezielle Investoren-Modell „Cydan“ vor, jedoch mit dem Unterschied, dass hier exklusiv nur in „orphan drug opportunities“ investiert wird.

Weitere Beiträge aus Zürich (ETH ieLab) sowie des Investors Wellington Partner gaben zusätzliche Einblicke in aktuelle Modelle und reichen Erfahrungsschatz im Technologietransfer. Die gut 100 Teilnehmer der Veranstaltung, die auch 14 Gründerteams die Möglichkeit bot sich zu präsentieren, zeigten sich sehr zufrieden mit dem ersten derartigen internationalen Erfahrungsaustausch. Der Summit führte die unterschiedlichen Interessensgruppen im Bereich des Technologietransfers zusammen und förderte damit die Diskussion und den Austausch über neuartige Modelle der Kooperation von öffentlicher Wissenschaft und pharmazeutischer Industrie.

 Im Bereich der „Vorgründungs-Inkubation“ ist auch der erfolgreiche m4-Award der bayerischen LifeSciences angesiedelt, der seit 2011 an bisher 10 Gewinner vergeben werden konnte. Im Konsortium des Münchner Spitzenclusters m4 entwickelt, ist dieser bayerische Wettbewerb ein zusätzliches regionales Instrument für die besondere Unterstützung von Gründerteams in der Biomedizin. Aktuell konnte die nunmehr 3. Ausschreibungsrunde gestartet werden.

An eine Wiederholung wird gedacht.