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5th Munich Biomarker Conference

Auf der fünften Munich Biomarker Conference am 1. und 2. Dezember in München tauschten sich rund 250 Experten der Personalisierten Medizin aus. Das Vortragsprogramm beinhaltete sowohl Forschungsergebnisse zu Biomarkern und zielgerichteten Therapien als auch Beispiele aus der klinischen Anwendung.

Während einige der vorgestellten Projekte noch aus der Grundlagenforschung stammten, zeigte Professor Michael Hallek vom Universitätsklinikum Köln eindrucksvoll, wie solche grundlegenden Erkenntnisse schon heute neue Behandlungswege erschließen können. Am Beispiel der chronischen lymphatischen Leukämie schilderte er, wie das Verständnis des Krebsgenoms zur Entwicklung neuer Medikamente geführt hat. Durch eine sequenzielle dreistufige Behandlung mit verschiedenen Wirkstoffen wird eine vollständige Eliminierung der Blutkrebszellen angestrebt. Die tödliche Krebsart könnte die erste sein, die mit nicht-zytotoxischen Wirkstoffen dauerhaft kontrolliert werden kann.

Die „Omics“-Technologien waren mit Arbeiten zu Proteom, Metabolom und Genom vertreten. Patrick Sulem von deCODE Genetics, Island, präsentierte die Ergebnisse von genom-weiten Assoziationsstudien zu Diabetes und Alzheimer. In Island gibt es die außergewöhnliche Situation, dass bereits 150.000 Einwohner, also fast die Hälfte der Bevölkerung, genotypisiert wurden, Zusätzlich liegen weit zurückreichende Daten zur jeweiligen familiären Krankengeschichte vor. Mit dieser Kombination können auch sehr seltene krankheitsverursachende Mutationen gefunden werden.

Es wurden zudem zahlreiche innovative Technologien präsentiert, die der Forschung neue Türen öffnen. Die CRISPR/Cas9 Technologie ermöglicht es, Genveränderungen viel schneller und zielgerichteter einzubringen als zuvor. Barry Rosen von AstraZeneca erläuterte, wie vielfältig diese Technologie bereits in der Medikamentenentwicklung eingesetzt wird.

Auch übergreifende Themen fanden ihren Platz. In einer Diskussionsrunde zum Thema Erstattung wurde der Frage nachgegangen, ob die personalisierte Medizin in das bestehende Gesundheitssystem integriert werden kann oder ob fundamentale Änderungen notwendig sind. Eine Forderung ist es, die gleichzeitige Bewertung und Zulassung von Diagnostikum und Therapeutikum zu ermöglichen. Um die hohen Kosten für Zulassungsstudien zu senken, könnte man über eine biomarkerspezifische, nicht organspezifische Zulassung von Krebsmedikamenten nachdenken. Daran anknüpfend gab Thomas Deisböck von ThinkMotu LLC, Boston, einen Einblick in die Berechnung des Wertes und der Kosteneffizienz der personalisierten Medizin. Yves Champey, ehemaliger CEO und heutiger Berater der Clusterorganisation Genopole in Evry bei Paris, erläuterte die politischen, ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen, die für einen Erfolg der personalisierten Medizin notwendig sind.

„Ich freue mich darauf, wenn wir uns in 10 Jahren wieder treffen und sehen, was davon Wirklichkeit geworden ist“, sagte Horst Domdey, Geschäftsführer der BioM Biotech Cluster Development GmbH. Die Netzwerkorganisation der Bayerischen Biotechnologiebranche organisierte die Konferenz bereits zum fünften Mal. Die nächste Munich Biomarker Conference findet am 29. und 30. November 2016 in München statt.

Im Rahmen der Abendveranstaltung in der Münchner Residenz verlieh Staatssekretär Franz Josef Pschierer den m4 Award. Mit diesem Preis zeichnet das bayerische Wirtschaftsministerium fünf innovative biomedizinische Forschungsprojekte im Bereich personalisierte Medizin aus, die das Potential dazu haben, in eine Unternehmensgründung zu münden. → mehr

→ Bilder der 5th Munich Biomarker Conference