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Bayern etabliert sich zum TOP-Start-up Standort

In seinem Startup-Barometer hat die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) Bilanz gezogen: Trotz der Corona-Krise bekamen 2020 mehr deutsche Start-ups frisches Kapital als im Vorjahr. Zudem erhält Bayern im Bereich Health am meisten Kapital und etabliert sich zunehmend als Top-Standort mit einem klaren eigenen Profil.

Laut der Analyse von EY stieg die Zahl der Finanzierungsrunden um sechs Prozent auf 743 und erreichte damit einen neuen Rekordwert. Allerdings gab es deutlich weniger Großdeals im Volumen von 100 Millionen Euro, so dass das Investitionsvolumen relativ stark sank: um 15 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.

„Es gibt zwar einen Corona-Effekt bei den Risikokapitalinvestitionen“, beobachtet Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. „Dieser beschränkt sich aber in erster Linie auf den Rückgang bei sehr großen Deals.“ Thomas Prüver, Partner bei EY, ergänzt: „Vor allem sehen wir Veränderungen bei den Branchen, in die das Geld fließt. Eindeutige Gewinner des letzten Jahres waren die Bereiche Health und e-Commerce, in die jeweils deutlich höhere Summen investiert wurden. Auf der anderen Seite schrumpfte das Investitionsvolumen bei Mobilitäts-Startups und FinTechs kräftig.“

Health: Bayerische Startups erhalten am meisten

Im Bereich Health floss 2020 das meiste Investitionskapital an bayerische Startups: In 25 Finanzierungsrunden erhielten sie insgesamt 326 Millionen Euro –und damit 50 Millionen mehr als Berliner Startups, die es allerdings auf gut doppelt so viele Finanzierungsrunden (53) brachten. Insgesamt flossen an Jungunternehmen aus Bayern und Berlin insgesamt 90 Prozent der im Bereich Health hierzulande investierten Finanzierungssumme.

Der Gesundheitssektor belegt mit 109 Transaktionen und einem Plus von 27 Prozent den zweiten Platz nach Deal-Anzahl hinter Software & Analytics (232 Finanzierungsrunden). Das Investitionsvolumen, das in Gesundheits-Startups floss, kletterte sogar um 42 Prozent auf 670 Millionen Euro.

München ist Berlin auf den Fersen

Neben Berlin als Deutschlands führender Startup-Standort etabliert sich Bayern zunehmend als Top-Standort mit einem klaren eigenen Profil. „München hat sich zum zweiten großen Startup-Standort in Deutschland entwickelt“, sagt Prüver. „München und das Münchner Umland haben eine spezifische Stärke im Technologie-Bereich und ergänzen Berlin perfekt. Andere deutsche Standorte hatten es im vergangenen Jahr hingegen relativ schwer – die ganz großen Deals werden zunehmend entweder in Berlin oder in München ausgehandelt. Dieser Trend dürfte sich im laufenden Jahr fortsetzen“, erwartet Prüver.

Das deutsche Startup-Ökosystem habe laut Prüver die Corona-Krise insgesamt bislang relativ gut überstanden. Viele Jungunternehmen hätten zwar mit massiven Problemen gekämpft, das von vielen befürchtete große „Startup-Sterben“ sei 2020 aber ausgeblieben – auch dank weiter fließender Investorengelder. Allerdings sieht Prüver noch keine Entwarnung. Aufgrund der ausgesetzten Insolvenzanmeldungspflicht sei nicht klar, wie es tatsächlich um die vielen kleinen Unternehmen stehe, die nicht im Investorenfokus stehen und womöglich vollständig mit Eigenmitteln finanziert sind.

Weitere Informationen
Startup-Barometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young)