Stefan Vilsmeier und Claus Promberger von Brainlab, einem Anbieter im Bereich der digitalen Medizintechnologie, sowie Prof. Cordula Petersen vom UKE in Hamburg, wurden mit der Technologie ExacTrac Dynamic®, einer verbesserte Bestrahlungsmethode speziell für Lungenkrebspatienten, für den Deutschen Zukunftspreis 2022 „Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation“ nominiert. Seit über 25 Jahren wird der Preis vom Bundespräsidenten verliehen und zeichnet in einem nationalen Leistungsvergleich herausragende technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche sowie Software- und Algorithmen-basierte Innovationen aus. Der Deutsche Zukunftspreis ist mit 250.000 Euro dotiert und gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftspreisen in Deutschland.
Nominiert ist die Münchener Brainlab für eine verbesserte Bestrahlungsmethode speziell für Lungenkrebspatienten. Gerade bei diesen ist die Bestrahlung kompliziert, da sich der Tumor beim Atmen ständig bewegt. Die neue Technologie ermöglicht die millimetergenaue Erfassung der Patientenposition während der Strahlenbehandlung und die Überprüfung der Position des Tumors mit Hilfe von Daten in Echtzeit. Der Behandlungsstrahl kann so entsprechend der Tumorposition kontrolliert werden, eine Schädigung des umliegenden gesunden Gewebes wird dadurch verringert. Das soll eine schnellere Behandlung mit weniger Nebenwirkungen als bei herkömmlichen Strahlenbehandlungen ermöglichen.
Für die Entwicklung dieser bahnbrechenden Methode arbeiteten Brainlab-Gründer Stefan Vilsmeier und Brainlab-Entwicklungsleiter Claus Promberger intensiv mit Prof. Cordula Petersen, Direktorin der Klinik Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) zusammen. Petersen setzte als eine der ersten die neue, hochpräzise Strahlentherpaie im Alltag der Radioonkologie im UKE ein, gab regelmäßig Feedback zur Umsetzung in der Praxis und brachte Erfahrungen zu Behandlungskonzepten der stereotaktischen Radiochirurgie und Radiotherapie ein.
„Die Nominierung für den Deutschen Zukunftspreis ist eine herausragende Auszeichnung für die Arbeit unseres interdisziplinären Teams aus Forschung und klinischer Praxis”, sagt Stefan Vilsmeier, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Brainlab. „Sie bestätigt uns in unserer Vision, mit softwaregestützter Medizintechnologie die Therapie von Krebs entscheidend voranzubringen und mehr Menschen weltweit zugänglich zu machen. Dabei kann die Strahlentherapie künftig – möglicherweise als erstes Mittel der Wahl – eine entscheidende Rolle spielen.”
Prof. Cordula Petersen ergänzt: „Das Potenzial der Technologie ist enorm: Zahlreiche Krebspatient:innen könnten in Zukunft schneller und mit weniger Nebenwirkungen behandelt werden als bei herkömmlichen Strahlenbehandlungen, die möglicherweise die Lunge schädigen – dies kann dabei helfen eine bessere Lebensqualität der Patient:innen zu ermöglichen. Zudem erhöhen sich die Heilungschancen deutlich, denn selbst sehr kleine Tumore in frühen Stadien könnten mit dieser Methode in Zukunft therapiert werden.”
Weitere Nominierte mit Elektromobilität und neuer Mikroskop-Technik
Künftig sollen die meisten Autos nicht mehr mit einem Verbrennungsmotor, sondern mit elektrischem Antrieb unterwegs sein. Elektroautos beziehen Energie aus einer Batterie an Bord, die regelmäßig aufgeladen werden muss. Flaschenhals war bisher die mehrere Stunden andauerne Ladezeit – ein Nachteil der Elektromobilität. Die drei Nominierten Thomas Speidel, Dr. Thorsten Ochs von der ads-tec Energy GmbH aus Nürtingen und Stefan Reichert vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg, haben ein innovatives System entwickelt, das fast überall und auf einfache Weise eine Möglichkeit zum minutenschnellen Aufladen von Elektroauto-Batterien schafft. Dafür genügt ein normaler Stromanschluss ohne einen Aus- oder Umbau der leistungsbegrenzten Netzinfrastruktur.
Ferner nominiert ist das Team Thomas Kalkbrenner, Jörg Siebenmorgen und Ralf Wolleschensky von der Carl Zeiss Microscopy GmbH aus Jena. Ihr neuartiges Mikroskop zur schonenden Abbildung und langdauernden Beobachtung lebender Zellen eröffnet neue Möglichkeiten in der Zellforschung in Biologie, Medizin und Pharmakologie.
Bedeutender Wissenschaftspreis in Deutschland
Den Nominierungen für den Deutschen Zukunftspreis ging ein mehrstufiges Auswahlverfahren durch eine Jury aus zehn unabhängigen Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis voraus. Für die Entscheidung waren – neben anderen Aspekten – vor allem folgende Kriterien wichtig: Der wissenschaftlich-technische Innovationsgrad der Technologie sowie die Patentfähigkeit und die bereits erzielte oder sich abzeichnende Umsetzung.
Der Deutsche Zukunftspreis ist mit 250.000 Euro dotiert und gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftspreisen in Deutschland. Schon die Nominierung gilt als hohe Auszeichnung.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird den Deutschen Zukunftspreis 2022 am 26. Oktober in Berlin verleihen.