Die Biotechnologiebranche konnte sich endlich wieder physisch treffen – auf den Deutschen Biotechnologietagen in Hamburg. Zwei Tage war die Biotechnologie Thema bei Vorträgen, Diskussionsrunden und zwischendurch am Buffet. Dabei ging es darum, was die Biotechnologie bewirken kann, als Querschnittstechnologie mit Leitfunktion - in der Medizin wie bei Nachhaltigkeit.
Dass die Biotechnologie über die vergangenen Jahre eine neue Bedeutung bekommen hat, wie es Hamburgs Senator Michael Westhagemann bei der Eröffnung der diesjährigen Konferenz erklärte, da waren sich wohl viele einig - allerdings mit Luft nach oben. So verdeutlichte Dr. Werner Lanthaler, Vorstandsvorsitzender von Evotec, in seiner Keynote, dass wir erst am Anfang stünden. Wir hätten schon viel erreicht, dürften aber nicht aufhören zu forschen. Er sieht vor allem Potential in der Omics-Analyse um damit von einer symptomatischen Behandlung zu einer datengetriebenen Gesundheit zu kommen.
Lehren aus der Pandemie
Die Pandemie und was die Biotechnologie bei deren Bekämpfung geleistet hat, war auch in den Diskussionsrunden Thema. Aber auch, was wir lernen und verbessern können. So etwa in der Vorbereitung auf zukünftige Pandemien, von der Identifikation von möglichen Erregern über Deutschland als Produktionsstandort bis hin zu: Wie können wir die öffentliche Wahrnehmung der Biotechnologie verbessern?
Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin des Branchenverbandes BIO Deutschland, wünscht sich nicht nur deshalb eine eigene Biotechnologieagenda von der Bundesregierung, auch wenn sie die mehrfache Nennung der Biotechnologie im Koalitionsprogramm der Ampelregierung begrüßte. Nur so könne man das ganze Potential nutzen.
Auf großes Interesse stieß zudem das Thema Nachhaltigkeit, etwa bei biotechnologisch hergestelltem Essen. Und auch hier stellte sich heraus, dass transparente Kommunikation entscheidend für die Akzeptanz in der Bevölkerung ist.
Bayern punktet bei Innovationspreis der BioRegionen und Start-up Pitches
Welches Potential in der Biotechnologie schlummert, zeigte sich auch in der diesjährigen Verleihung des Innovationspreises der BioRegionen. Hier konnte Bayern gleich dreifach punkten.
- Dr. Johannes Schmidt vom Start-up rnatics, einer Ausgründung aus der Technischen Universität München, vertrat Prof. Stefan Engelhardt und überzeugte die Jury mit seinem Vortrag zu einem neuartigen RNA-basierten Wirkstoff gegen entzündliche Lungenschäden in Folge schwerer COVID-19-Verläufe.
- Dr. Valentin Bruttel von der Universität Würzburg und m4 Award Gewinner von 2017, gewann mit seinem Projekt AIM Biologicals zur Präzisionstherapie bei Autoimmunkrankheiten. Zudem konnte er das Auditorium überzeugen und gewann den Publikumspreis.
- Ein weiterer Preis ging an Dr. Stephanie Hartmann aus Dresden mit ihrem Projekt für eine automatisierte Blutplasmagewinnung für die Flüssigbiopsie.
- Bei den Start-up Pitches konnten die Münchner Invitris und QOA überzeugen. Invitris, Gewinner des letztjährigen Pre-Seed Wettbewerbes m4 Award nutzt Bakteriophagen zur Therapie von antibiotika-resistenten Infektionen und hat eine besondere Technologie entwickelt, mit der man erstmals in vitro genetisch optimierte Bakteriophagen zur Therapie von antibiotika-resistenten Infektionen herstellen kann. QOA ist im Novel-Food-Bereich tätig und stellt eine Kakao-freie Schokoladen-Alternative her.
Mit dem Innovationspreis der Deutschen BioRegionen werden innovative Patente aus der modernen Biotechnologie und Life Science-Forschung inkl. Medizintechnik ausgezeichnet.
Die nächsten Deutschen Biotechnologietage finden vom 28.3. bis 29.3.2023 in Wiesbaden statt.