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C-NATM aus München gewinnt Cluster4Future zur Entwicklung neuer Nukleinsäure-basierter Therapien - die Leiter im Interview

CNATM Cluster4Future

Die Leiter des Zukunftsclusters C-NATM: Prof. Dr. Thomas Carell (links, © Prof. Carell) und Prof. Dr. Stefan Engelhardt (© TUM).

Die sieben Gewinner der zweiten Runde des Clusters4Future-Wettbewerbs stehen fest. Freuen darf sich aus München C-NATM als Cluster zur Entwicklung neuer Nukleinsäure-basierter Therapien. BioM war als Münchener Clusterorganisation unterstützend tätig und sprach mit Prof. Thomas Carell und Prof. Stefan Engelhardt, den Leitern des Zukunftsclusters.

RNA ist eines der Schlagwörter der Pandemie und neben Corona-Impfstoffen und zudem großer Hoffnungsträger in der individualisierten Therapie verschiedenster Krankheiten wie Krebs oder Autoimmunkrankheiten. Die Möglichkeit, Nukleinsäuren hochspezifisch und theoretisch vorhersagbar designen zu können, eröffnet in der Medizin ganz neue Behandlungsansätze.

Der Zukunftscluster C-NATM aus München widmet sich sowohl der Entwicklung neuer Medikamente und Vakzine der nächsten Generation auf der Basis von Nukleinsäuren. Die neue Schlüsseltechnologie soll Behandlungserfolge bei bisher unbehandelbaren Krankheiten ermöglichen. Im Verbund mit Industriepartnern will C-NATM einen hochinnovativen und weltweit führenden industriellen Schwerpunkt auf dem Gebiet der Nukleinsäure-Therapeutika etablieren.

Die Leiter des Zukunftsclusters im Interview:

BioM: Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg mit C-NATM! Was bedeutet es für Sie bzw. Ihr Projekt, vom BMBF als einer der 7 Gewinner des Clusters4Future Wettbewerbs ausgezeichnet worden zu sein?

Prof. Thomas Carell: Für mich ist das zunächst eine enorme Ehre und eine große Aufgabe. Ich koordiniere schon lange Forschungsverbünde doch nur aus Universitätsgruppen. Es ist etwas ganz besonderes nun etwas koordinieren zu dürfen, in welches auch die Biotech Scene und damit die Industrie involviert ist.

BioM: Sie forschen mit C-NATan nukleinsäurebasierten Medikamenten und Impfstoffen. Welches sind die Vorteile dieser Technologie?

Prof. Stefan Engelhardt: Konventionelle Medikamente und Biologicals wirken über die Bindung an ca. 650 Proteine. Es wird zunehmend schwierig und aufwendig neue Wirkstoffe zu entwickeln, die Kosten belaufen sich mittlerweile auf über EUR 1 Mrd. pro zugelassenem Medikament. Nukleinsäure-basierte Medikamente können hingegen prinzipiell gegen jede protein-kodierende messenger RNA entwickelt werden. Hinzu kommen tausende von nicht-kodierenden RNAs, die zunehmend als krankheitsrelevant erkannt werden. Wir haben also sehr viel neue potentielle Targets. Ein weiterer prinzipieller Vorteil in der Entwicklung von Nukleinsäure-basierten Medikamenten ist der stark verkürzte Weg aus der Grundlagenforschung hin in die klinische Prüfung. So können neue Wirkstoffe in einem Bruchteil der für konventionelle Arzneimittel benötigten Zeit designt, synthetisiert und getestet werden.

BioM: Sie haben das Ziel, mit Nukleinsäuren als Wirkstoffen bislang unbehandelbare Krankheiten bekämpfen zu können. Welche Indikationen stehen bei C-NATM im Fokus?

Prof. Thomas Carell: Wir haben Projekte mit ganz unterschiedlichen Indikationen. Das Verbindende ist immer, dass es sich um Nukleinsäuren als die aktive Entitäten handelt. Nukleinsäuren sind die dritte große Klasse an pharmazeutisch aktiven Substanzen, die als Therapeutika noch sehr wenig erforscht sind.

BioM: Wie wird der Cluster in 10 Jahren aussehen bzw. was ist Ihr Wunschszenario?

Prof. Stefan Engelhardt: Wir haben uns vorgenommen in München sehr gezielt solche Projekte zu unterstützen, die tatsächlich neue Medikamente in die klinische Prüfung bringen. Unser Wunschszenario ist es, dass es aus dem Münchner Cluster für Nukleinsäuretherapie etwa 10 Wirkstoffe in die mittlere bis späte klinische Prüfung schaffen. Der Traum ist natürlich ein oder mehrere Medikamente, die dann auch tatsächlich zugelassen werden. Das ist natürlich sehr ambitioniert, wir halten das jedoch für durchaus realistisch.
 

Prof. Dr. Thomas Carell leitet am Institut für Chemische Epigenetik der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) eine Forschungsgruppe im Bereich der chemischen Biologie, die sich mit der Analyse der Chemie der epigenetischen Programmierung in DNA und RNA beschäftigt.

Prof. Dr. Stefan Engelhardt ist Leiter des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie des Universitätsklinikums rechts der Isar an der Technischen Universität München (TUM).

BioM war als Clustermanagement-Organisation bei der Bewerbung von C-NATM unterstützend tätig und gratuliert den Gewinnern ganz herzlich.

Die weiteren Gewinner des Clusters4Future-Wettbewerbs finden Sie unter: Zukunftscluster-Initiative (Clusters4Future).

Über die Zukunftscluster-Initiative des BMBF:

Die erste Wettbewerbsrunde der Zukunftscluster-Initiative (Clusters4Future) startete im Sommer 2019. Während im Februar 2021 bereits die Zukunftscluster der ersten Wettbewerbsrunde verkündet wurden, startete im November 2020 parallel die zweite Wettbewerbsrunde.

Die insgesamt vierzehn Zukunftscluster sind Deutschlands Innovationsnetzwerke der Zukunft. Ihr Anspruch ist es, schneller passende Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Dabei sind die Themen so vielfältig wie die Konzepte der Gewinner: Neuromorphe Hardware für autonome Systeme, personalisierte Zell- und Gentherapieverfahren, nachhaltige Meeresforschung, Quantentechnologie, neue Ansätze zur Medikamentenentwicklung und Wasserstoff. Dafür haben sich Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen, gesellschaftliche und weitere relevante Akteure in den Regionen zusammengeschlossen, teilen exklusives Wissen miteinander und bündeln ihre Kompetenzen.