Nachrichten

COVID-19: Klinikum rechts der Isar erweitert Antikörpertherapie

Dr. Christoph Spinner

Privatdozent Dr. Christoph Spinner ist Infektiologe und Pandemiebeauftragter des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München. © argum, MRI

Am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) werden bereits seit Monaten erfolgreich Antikörper bei stationären COVID-19-Patientinnen und Patienten eingesetzt. Nun wird die Therapie auch für ambulante Behandlungen ausgebaut.

„Mit der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA am 12. November können die neutralisierenden Antikörper in einem frühen Krankheitsstadium nun breit eingesetzt werden“, sagen Dr. Christoph Spinner, Infektiologe und Pandemiebeauftragter des Universitätsklinikums rechts der Isar, und sein Kollege, Dr. Jochen Schneider, der am Universitätsklinikum die neue COVID-19-Ambulanz für monoklonale Antikörper-Therapie leitet. 

Therapie für viele Menschen sinnvoll

Angesichts der aktuell stark steigenden Patientenzahlen, insbesondere auch in Bayern, sei diese Therapie für viele Menschen sinnvoll und soll daher auch möglichst bald breitenwirksam verfügbar gemacht werden.

Um gemeinsam erfolgreich die Pandemie zu bekämpfen, würden die Mediziner am Klinikum rechts der Isar auch gerne ihre Kompetenz und  Erfahrungen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Krankenhäusern teilen.

Die Therapie - die im Übrigen auch der ehemalige US-Präsident Donald Trump aufgrund seiner COVID-19-Erkrankung erhalten hatte - funktioniert im Grunde wie eine passive Impfung. „Im Labor hergestellte neutralisierende Antikörper können das Virus SARS-CoV-2 inaktivieren, also de facto Schachmatt setzen“, erklärt Spinner. 

Therapie muss früh beginnen

Die Patientinnen und Patienten vertragen laut Schneider die einmalig zu verabreichende Therapie sehr gut. Relevante Nebenwirkungen seien äußerst selten. Die intravenös oder subkutan verabreichten Antikörper sollen verhindern, dass die Viren in menschliche Zellen eindringen und stoppen somit die Virusvermehrung. Dabei sei aber entscheidend, dass die Antikörper innerhalb der ersten sieben Tage nach Symptombeginn verabreicht werden, ambulant oder stationär in der Klinik. Denn nur so könnten sie ihr volles Wirkungspotential entfalten. 

Bei einem späteren Einsatz ist die Wirksamkeit demnach nicht mehr sinnvoll. Denn Studien haben gezeigt, dass dann das überschießende Immunsystem für die schweren Verläufe ursächlich ist, nicht mehr SARS-CoV-2 selbst.

Passive Impfung auch als Prävention

Vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen oder mit einer Immunschwäche könnten von der Antikörper-Therapie besonders profitieren, da sie oft auf eine aktive Impfung nicht ausreichend ansprechen – aber dennoch ein hohes Risiko haben, einen schweren COVID-19-Verlauf zu erleiden.

Die Therapie könne sogar prophylaktisch erfolgen oder unmittelbar nach Kontakt mit SARS-CoV-2. Dies könnte insbesondere für chronisch kranke Menschen ein wichtiger Schutz sein, etwa als Kontaktperson eines im Haushalt lebenden und gerade positiv gesteten Menschen. Für den vorbeugenden Einsatz der Therapie müssen allerdings noch gesetzliche Rahmenbedingungen angepasst werden.

Weitere Informationen finden Sie unter:

Antikörperzentrum: Innere Medizin II am Klinikum rechts der Isar in München

Zudem informiert die BR Podcast- Reihe "Corona-News mit Dr. Christoph Spinner" , moderiert von Jeanne Turczynski, über die Antikörper-Therapie und weitere Themen rund um COVID-19.