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Eine Hommage an Exzellenz: MPG-Präsident Patrick Cramer hält die erste Ernst-Ludwig-Winnacker-Lecture und beleuchtet KI und Genetik in der Biomedizin-Revolution

MPG-Präsident Prof. Patrick Cramer (links) und Prof. Ernst-Ludwig Winnacker (rechts). © Christoph Mukherjee, Max-Planck-Gesellschaft / BioM

Im Rahmen des 41. Ringberg-Symposiums am Tegernsee, das von BioM und dem Genzentrum München organisiert und von der Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung unterstützt wird, hielt Prof. Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, die erste und erste „Ernst-Ludwig Winnacker Lecture“, mit welcher das außergewöhnliche Lebenswerk des ehemaligen Professors für Biochemie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu würdigen.

Prof. Ernst-Ludwig Winnacker war nicht nur ein führender Wissenschaftler, sondern auch Mentor und väterlicher Freund vieler renommierter Wissenschaftler im Bereich der Genetik und Mikrobiologie.

Prof. Patrick Cramer, selbst ein sehr angesehener Wissenschaftler auf dem Gebiet der Genetik und Träger zahlreicher renommierter Preise im Bereich der Biowissenschaften, sprach in seinem Vortrag mit dem Titel „Die Revolution in der Biomedizin: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ über die neue Generation von Arzneimitteln, die zunehmend auf einem tiefgreifenden Verständnis genetischer Information und funktioneller Strukturen neuer therapeutischer Moleküle beruhen.

Als Beispiel nannte er das „Breakthrough drug of the year 2024“ Lenacapavir, welches als erstes Molekül die HIV-Kapsidstruktur angreift.  Weitere Beispiele umfassten RNA-basierte Therapeutika für Sichelzellenanämie, eine monogenetische Erkrankung, und die neueren mRNA-Impfstoffe.

Prof. Cramer betonte, dass die künstliche Intelligenz (KI) die Biomedizin dramatisch beschleunigen wird. Die KI stünde als disruptive Technologie erst am Anfang, was auch neue ethische Richtlinien und angepasste wissenschaftliche und kommerzielle Strategien erfordere. Exzellente Grundlagenforschung sei jedoch die Basis für alle zukünftigen Innovationen im biomedizinischen Bereich, z.B. auch bei Immuntherapien, GLP1/2-Therapeutika, intrazellulärer gezielter Wirkstoffaktivierung, Nanorobotern oder Proteomics-basierter Diagnostik.

Gerade ERC-Grants seien eine wichtige Grundlage für die Umsetzung von Ideen in Produkte, die vielen Patienten zugutekommen. Dies erfordere auch noch mehr Anstrengungen, um internationale Talente auf allen Ebenen für alle Mitglieder des deutschen Wissenschafts- und Forschungsverbundes zu gewinnen.

Curriculum vitae Ernst-Ludwig Winnacker:

Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst-Ludwig Winnacker ist derzeit emeritierter Professor an der Universität München (LMU). Er studierte Chemie an der ETH Zürich, Schweiz, wo er auch seinen Doktortitel erwarb. Er forschte als Postdoc an der University of California in Berkeley, USA, und am Karolinska Institut. Er hatte Professuren an der Universität Köln und am Institut für Biochemie der Universität München inne. Von 1984 bis 1997 war er Direktor des Labors für Molekularbiologie am Genzentrum in München, Deutschland.

Ernst-Ludwig Winnacker war von 1998 bis 2006 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und anschließend erster Generalsekretär des Europäischen Forschungsrats (ERC). Von 2009 bis 2015 war er Generalsekretär der Human Frontier Science Program Organization. Er erhielt die Ehrendoktorwürde der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Medizinischen Fakultäten der Universitäten Würzburg und München.

Er ist Mitglied der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der National Academy of Medicine der US National Academies of Sciences. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Orden der aufgehenden Sonne, den Goldenen und den Silbernen Stern Japans und den International Science and Technology Cooperation Award der Volksrepublik China, die Leibniz-Medaille und die Robert-Koch-Medaille.

Curriculum vitae Patrick Cramer:

Prof. Dr. Patrick Cramer ist seit 2023 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. Cramer studierte Chemie in Stuttgart, Heidelberg, Bristol und Cambridge. Im Jahr 1998 promovierte er an der Universität Heidelberg über Forschungsarbeiten, die er am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Grenoble, Frankreich, durchführte. Anschließend war er Postdoktorand bei Roger Kornberg an der Stanford University.

Von 2001 bis 2014 war er Professor für Biochemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und von 2014 bis 2023 Direktor der Abteilung für Molekularbiologie am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften (ehemals Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie) in Göttingen. Für seine Forschungen zur Gentranskription und zu ihrer Regulierung in eukaryotischen Zellen erhielt Cramer zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Shaw-Preis 2023, den Gregori-Aminoff-Preis der Königlich Schwedischen Akademie 2022 und den Louis-Jeantet-Preis für Medizin 2021.

Cramer ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der American National Academy of Sciences und der Royal Society. Er engagierte sich in vielerlei Hinsicht für die Wissenschaft, zum Beispiel als Direktor des Genzentrums München (2004-2013), als Vorsitzender des EMBL-Rates (2016-2019) und als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Max-Delbrück-Centrums in Berlin (2016-2022).