Ob eine Killer-T-Zelle unseres Immunsystems uns schützt oder schadet, hängt davon ab, an welches Antigen sie mit dem für sie typischen Rezeptor bindet. Welche Antigene diese Rezeptoren erkennen, liegt jedoch weitgehend im Dunkeln, vor allem bei Krebs und Autoimmunerkrankungen, aber auch bei vielen Infektionen. PD Dr. Kilian Schober ist mit seiner Forschungsgruppe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) dabei, Licht in dieses Dunkel zu bringen – und wird nun von der Aventis Foundation mit einem Life Sciences Bridge Award ausgezeichnet, der mit 100.000 Euro dotiert ist.
Die T-Zellen unseres adaptiven Immunsystems schützen uns vor Infektionen und Krebs, können sich aber auch gegen den eigenen Körper richten und Autoimmunkrankheiten verursachen. Ob sie uns nützen oder schaden, hängt davon ab, an welche Antigene, kleine Peptide, sie binden, um eine Immunantwort zu triggern.
Jede zytotoxische T-Zelle begegnet auf ihren Patrouillen durch den Körper vor allem Eigen-Peptiden gesunder Zellen – und muss inmitten dieser das auf ihren spezifischen Rezeptor passende fremde Antigen finden, damit sie nicht versehentlich gesunde Zellen zerstört.
„Es ist eine weitgehend ungelöste Frage, welche Epitope T-Zellen überhaupt als Antigen erkennen, und wie diese Antigen-Spezifität ihrer Rezeptoren die T-Zell-Antwort beeinflusst“, begründet Kilian Schober, der die Forschungsgruppe „Understanding & Engineering Human T Cell Immunity“ am Mikrobiologischen Institut – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene des Uniklinikums Erlangen der FAU leitet, sein Forschungsinteresse. Das gelte nicht nur für Krebs und Autoimmunerkrankungen, sondern auch für viele Infektionskrankheiten.
Das beste Modell bietet die Impfung gegen das Gelbfieber, die ein Leben lang schützt und damit als Blaupause für eine erfolgreiche Immunantwort gilt. Als einer der Forschungsgruppenleiter eines EU-Horizon-Verbundprojektes ist Schober seit Januar 2024 dabei, diese Blaupause unter anderem für die Analyse von Immunantworten auf West-Nil- und Zika-Viren zu verwenden, die im Zuge des Klimawandels in Europa bereits vorkommen oder ankommen werden. Was er aus Impfmodellen lernt, überträgt Schober wenn möglich in andere Krankheitsmodelle.
Dazu nutzt der Forscher zwei Technologien, die ihn dabei in neue Dimensionen des Verständnisses von T-Zell-Antworten vorstoßen lassen: die Genomeditierung mit Hilfe von CRISPR/Cas und die Einzelzell-RNA-Sequenzierung. Mit dieser kann er alle aktiven Gene einer einzelnen T-Zelle einschließlich derjenigen ihres Rezeptors sequenzieren und präzise gentechnische Veränderungen des Rezeptors vornehmen. Auf diese Weise wird eine Bibliothek von T-Zellrezeptoren samt validierter Epitope aufgebaut, um die zum T-Zellrezeptor passenden Epitope zu finden.
„T-Zell-Antworten auf molekularer Ebene nachvollziehen zu können, ist von eminenter Bedeutung für die Entwicklung effektiver Immuntherapien. Kilian Schober leistet auf diesem Gebiet Wegweisendes“, sagt Prof. Dr. Werner Müller-Esterl, Vorsitzender der Jury des Life Sciences Bridge Award. „Wir möchten ihm mit diesem Preis über die Brücke zu einer unbefristeten Professur helfen.“
Der Life Sciences Bridge Award ist einer der höchstdotierten Nachwuchspreise Deutschlands, vergeben von der Aventis Foundation, einer unabhängigen, gemeinnützigen Stiftung zur Förderung von Kunst und Kultur sowie von Wissenschaft, Forschung und Lehre mit Sitz in Frankfurt am Main.