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Fraunhofer-Institut in Penzberg: Pandemiebekämpfung mit globalem Netzwerk

Alexander Dobrindt beim Besuch des Fraunhoferstandortes in Penzberg © Fraunhofer / Manfred Neubauer

Beim Besuch der Fraunhofer-Labore bei Roche in Penzberg: Michael Hoelscher (Standortleiter Penzberg-München vom Fraunhofer-Institut ITMP), Alexander Riedel (Leiter der Forschung und Entwicklung, Infektionskrankheiten bei Roche in Penzberg), Alexander Dobrindt (CSU-Landesgruppenchef im Bundestag), Paul Wiggermann (Werkleiter Roche Penzberg), Andreas Wieser (Laborleiter, Fraunhofer-Standort in Penzberg), CSU-Landtagsabgeordneter Harald Kühn, Katrin Staffler (stellvertretende CSU-Landesgruppenchefin im Bundestag), CSU-Bezirksrätin Alexandra Bertl und Stefan Korpan (CSU, Bürgermeister Penzberg), (von links). © Fraunhofer / Manfred Neubauer

Im Mai 2022 bezogen die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP ihre Labore auf dem Gelände der Roche Diagnostics GmbH in Penzberg. Im Rahmen des Besuchsprogramms "Zukunft Made in Bavaria" besuchten die Politiker Alexander Dobrindt und Katrin Staffler den Standort in Penzberg und verschafften sich einen Überblick über die laufende Forschung.

Am Fraunhofer-Standort für Immunologie, Infektions- und Pandemieforschung in Penzberg ist es das gemeinsame Ziel der Partner Fraunhofer, Roche und LMU Klinikum München, pandemische Erreger zu identifizieren und zu charakterisieren, neue Diagnostika und Therapien zu entwickeln sowie die Rolle des Immunsystems bei Infektionserkrankungen besser zu verstehen. Zusammen wollen sie die Präzisionsmedizin vorantreiben.

Mehr als die Hälfte aller Fraunhofer-Institute arbeiten im Bereich der Gesundheitsforschung. Prof. Gerd Geisslinger, Institutsleiter des Fraunhofer-Mutterinstituts ITMP für Translationale Medizin und Pharmakologie in Frankfurt  machte deutlich, dass eine Gesundheitswende notwendig sei - in Richtung Digitalisierung und personalisierte Medizin sowie Prävention. Deshalb passe das Institut in Penzberg sehr gut zum Konzept. Allem übergeordnet stehe das Modell Fraunhofer, welches die Translation vorsieht. In Sachen Erfindungen stehe Deutschland gut da, ausbaufähig sieht Geisslinger die Translation. "Inventionen sollen Innovationen werden und beim Patienten ankommen", betonte Geisslinger.

Das Fraunhofer ITMP mit seinem Hauptsitz in Frankfurt am Main hat neben Penzberg weitere Institutsstandorte in Hamburg, Göttingen und Berlin.

Um auf zukünftige Herausforderungen im Bereich der Infektiologie besser vorbereitet zu sein, will man in Penzberg das Fraunhofer-Konzept der 4D-Strategie (Drugs, Diagnostics, Devices und Data) anwenden: Dieses sieht vor, Diagnostik-Methoden, Forschungen zu Medikamenten und medizinischen Systemen sowie Datenintelligenz zu vereinen und als Grundlage für individualisierte Gesundheitslösungen zu nutzen. Für die Umsetzung sei die Zusammenarbeit und Verzahnung der jeweiligen Expertisen der Partner enorm wichtig und die Entwicklungskette damit komplett, von Forschung über Pharma bis zur klinischen Prüfung am LMU Klinikum in Großhadern/Martinsried.

Prof. Michael Hoelscher, Standortleiter Penzberg/ München, Fraunhofer ITMP und Direktor Abteilung Infektions- und Tropenmedizin LMU Klinikum München betonte, dass es auch immer eine kritische Masse für Erfolg bräuchte. Dafür habe man mit Roche, Fraunhofer und der LMU ideale Partner. Man wolle zudem die Akteure im Großraum München noch näher zusammenbringen. Hier existiere der größte Biotech-Standort Europas. Eine Forschung ohne enge Verbindung zum Gesundheitssystem bei der Pandemiebekämpfung sei zudem nicht zu bewältigen. Darüber hinaus sei ein globales Netzwerk zur Qualitätssicherung für neue Diagnostika im Aufbau, Proben sollen ausgetauscht und gemeinsame Ringversuche organisiert werden. Denn den "Austausch von Informationen und Proben muss man vorher trainieren", so Hoelscher. Man habe bereits persönliche Kontakte nach Äthiopien oder Tansania geknüpft.

Aktuell arbeiten bereits neun Mitarbeiter am Standort Penzberg, vier befinden sich gerade im Einstellungsverfahren und acht weitere Stellen sind ausgeschrieben. Die Anmietung weiterer Laborflächen in Großhadern vom LMU Klinikum, Baubeginn in Penzberg sowie in Großhadern sei für 2023 geplant. Ziel ist eine Fertigstellung bis 2025 und 100 Mitarbeiter.

Alexander Dobrindt, Vorsitzende der CSU im Bundestag, in dessen Wahlkreis Penzberg fällt, machte deutlich, wie sehr die Politik das Projekt unterstützen möchte – auch finanziell: "Wir wollen das Projekt eng begleiten." Es solle dabei kein singulärer Wissenschaftspoint sein, weitere Ansiedlungen wären langfristig wünschenswert.

Für das Besuchsprogramm unter dem Motto „Zukunft Made in Bavaria“ könne sich Katrin Staffler, Stellvertretende Vorsitzende der CSU im Bundestag keinen besseren Start vorstellen: "Zukunft, Innovation und Fortschritt werden hier groß geschrieben. Dafür steht auch diese Kooperation." Als Biochemikerin müsse man sie nicht vom Projekt überzeugen. Die Politik wolle die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit müsse verstetigt werden und in die Breite gehen. Nicht zuletzt sei ihr das Thema Energiekrise wichtig. Es sei ein Notfallfonds für die Forschung angedacht, denn Ausfälle dürften in der Forschung als kritische Infrastruktur nicht passieren.