Eine internationale Studie, die jetzt unter der Leitung Forschender von Helmholtz Munich durchgeführt wurde, zeigt, dass trotz Verringerung der Schadstoffkonzentrationen in der Luft, die von den Luftschadstoffen ausgehenden Gesundheitsrisiken unverändert hoch bleiben.
Ein weltweites Forschungsnetzwerk unter Leitung von Helmholtz Munich hat für 380 Städte untersucht, wie sich zwischen 1995 und 2016 die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Sterblichkeit verändert haben. Das zentrale Ergebnis: Die Konzentrationen von Luftschadstoffen wie Feinstaub (PM10, PM2.5) und Stickstoffdioxid (NO2) haben zwar abgenommen; das von ihnen ausgehende Gesundheitsrisiko hat sich jedoch kaum geändert.
Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Daten aus dem so genannten Multi-Country Multi-City (MCC) Collaborative Research Network genutzt - einer internationalen Zusammenarbeit verschiedener Forschungsteams. Ihr Ziel ist es, die Zusammenhänge zwischen Umweltstressoren - also Faktoren, die für Lebewesen belastend sein können -, Klima und Gesundheit besser zu verstehen.
Die enorme Datenmenge des Netzwerks hat es uns ermöglicht, die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf globaler Ebene über einen langen Zeitraum zu analysieren und Trends zu verfolgen“, sagt Maximilian Schwarz, Wissenschaftler am Institut für Epidemiologie bei Helmholtz Munich und Erstautor der Studie.
Laut der Studie hat sich das Sterberisiko im betrachteten Zeitraum nicht signifikant verändert - trotz verringerter Schadstoffkonzentrationen. Schwarz führt diesen Befund auf verschiedene Faktoren zurück: „Dazu gehört, dass in vielen Regionen die Bevölkerung altert, ältere Menschen tendenziell gesundheitlich stärker als jüngere vorbelastet sind und sich die Herkunft und die Zusammensetzung der Luftschadstoffe unter Umständen verändert hat.“
Die Untersuchung konzentrierte sich auf die gesetzlich durch Grenzwerte reglementierten Schadstoffe wie Feinstäube der Größenklassen PM10, und PM2.5 sowie NO2. „Aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten konnten wir den Einfluss anderer potenziell relevanter Schadstoffe nicht untersuchen“, sagt Schwarz. Dazu gehören zum Beispiel ultrafeine Partikel, die im Verdacht stehen, die menschliche Gesundheit stärker zu beeinträchtigen als größere Partikel. Um neue Fragestellungen noch genauer untersuchen zu können, bedarf es laut Schwarz eines möglichst flächendeckenden und erweiterten Monitorings weltweit und weitere, nutzbare Daten für die Wissenschaft.
Die Direktorin des Instituts für Epidemiologie, Prof. Dr. Annette Peters, betont, dass sich nationale und internationale Bemühungen zur Verbesserung der Luftqualität stärker an den strengeren Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) orientieren müssen: „Die 2021 von der WHO überarbeiteten Richtwerte für die Luftqualität werden durch die aktuelle Studie noch einmal bestätigt. Die geplante Überarbeitung der Grenzwerte auf europäischer Ebene ist ein essentieller Schritt, um die gesundheitlichen Risiken durch Luftverschmutzung besser in den Griff zu bekommen“, so Peters.
Die Studie zeigt zudem Unterschiede in den Auswirkungen je nach geographischer Region und bei der Analyse des gleichzeitigen Einflusses verschiedener Schadstoffe auf die Sterblichkeit. Die Studie erschien im Journal „The Lancet Planetary Health“.