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Herzinfarkt und Schlaganfall verhindern: mit Cholesterin-Messung bei Kindern, digitalem Herzmanagement und Datennutzung

Wollen auf dem DigiMed Bayern Symposium 2024 die Zukunft der Medizin weiterhin gemeinsam gestalten: Dr. Jens Wiehler, Geschäftsführer von DigiMed Bayern und Digital Health Lead bei der BioM Biotech Cluster Development GmbH, Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, wissenschaftlicher Leiter von DigiMed Bayern und Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München, die Bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach und Prof. Dr. med. Dominik Pförringer, Veranstalter des Digital Health Summits 2024 (v.r.n.l.). © BioM / Bert Willer

Wichtige Präventivmaßnahmen für die Herzgesundheit

  • Familiäres Risiko für Herztod: 28.000 Kinder und Jugendliche in VRONI-Studie gescreent. 250 Fälle mit genetisch bedingter Risikoerhöhung für den frühen Herzinfarkt identifiziert und nun in Behandlung
  • HerzFit-App: 150.000 Nutzer verwenden DigiMed Bayern Tool für ihre Herzgesundheit 
  • Sichere IT-Infrastruktur „DigiMed Bayern Secure Cloud“ als Basis für neue, datenbasierte Medizin geschaffen
  • Fortführung des Leuchtturmprojekts DigiMed Bayern für eine verbesserte Prävention und datenbasierte Gesundheitsversorgung bei Atherosklerose bis Ende 2027 beabsichtigt
  • Bayerische Gesundheitsministerin Gerlach würdigt Erfolge und öffnet Weg für datengetriebene digitale Medizin auch in den Indikationen Krebs und Seltene Erkrankungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit und auch in Bayern die häufigste Todesursache. Deshalb setzt der Freistaat hier neue Maßstäbe in Prävention und Behandlung: 150.000 Menschen nutzen bereits die von DigiMed Bayern gemeinsam mit der Deutschen Herzstiftung geschaffene HerzFit-App, um ihre Herzgesundheit digital zu überwachen und zu verbessern. 28.000 Kinder wurden im Rahmen eines Screenings auf gefährlich hohe Blutfettwerte infolge der Erbkrankheit Familiäre Hypercholesterinämie (FH) getestet. Als Leuchtturmprojekt in der Atherosklerose-Forschung verfolgt DigiMed Bayern einen „P4-Medizin“-Ansatz (prädiktiv, präventiv, personalisiert, partizipativ), der auch durch molekulare Big Data und digitale Technologien unterstützt wird. Mit der 2023 gestarteten DigiMed Bayern Secure Cloud wurde zudem eine in Deutschland einzigartige IT-Infrastruktur geschaffen, um Gesundheitsdaten gesichert für die KI-gestützte Forschung zu nutzen und die Präzisionsmedizin weiter voranzutreiben. Diese Erfolge wurden nun beim DigiMed Bayern Symposium am 6. November von der Bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach gewürdigt, die zugleich die beabsichtigte Fortführung des Projekts ankündigte.

Fotogalerie zum DigiMed Bayern Symposium 2024.

In den vergangenen sechs Jahren hat DigiMed Bayern mit einer Gesamtförderung von ca. 24,5 Millionen Euro, maßgeblich zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Versorgung beigetragen. Mit dem Ziel, eine prädiktive, präventive, personalisierte und partizipative (P4) Medizin zu etablieren, hat das Vorzeigeprojekt auf Basis der weltweit häufigsten Erkrankung Atherosklerose bedeutende Maßnahmen zur Herzgesundheit entwickelt und umgesetzt.

HerzFit-App: 150.000 Downloads

Ein interdisziplinäres Team unter der Leitung führender Kardiologen entwickelte die HerzFit-App, die seit April 2022 kostenlos in den App-Stores zur Verfügung steht. Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht HerzFit, ihre Herzgesundheit digital zu überwachen, zu verbessern und gleichzeitig Daten für die Forschung zu teilen. Mit 150.000 Downloads beweist die HerzFit App eindrücklich ihren Erfolg. 

VRONI-Studie: Herzinfarkt mit 35? Ohne mich!

In der laufenden VRONI-Studie, die vom TUM Universitätsklinikum, Deutsches Herzzentrum München, geleitet wurde, wurden bisher 28.000 Kinder in Bayern auf die genetische Störung „Familiäre Hypercholesterinämie (FH)“ gescreent. Dabei wurden mehr als 250 betroffene Familien identifiziert. Die vererbbare Erkrankung führt zu stark erhöhten Cholesterinwerten und, wenn unbehandelt, zu einem hohen Risiko für frühen Herztod bereits im jungen Erwachsenenalter. Die VRONI-Studie wurde letztes Jahr auf Norddeutschland ausgeweitet und soll laut dem „Gesundes-Herz-Gesetz“ zukünftig in die deutsche Gesundheitsversorgung integriert werden.

Sichere Cloud für KI-unterstützte Forschung und personalisierte Medizin

Zudem entwickelte das DigiMed Bayern-Konsortium unter Führung des Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften eine sichere und datenschutzkonforme Cloud-IT-Infrastruktur. Auf dieser Basis können Gesundheitsdaten gemeinschaftlich für die Forschung genutzt und mit ebenfalls im Projekt im Hochdurchsatz erhobenen Genom-, Proteom-, Transkriptom- und Metabolom-Daten verknüpft werden. Diese Datenbasis wird für KI-gestützte Forschung genutzt, um personalisierte Behandlungen und Therapien weiterzuentwickeln und damit die Präzisionsmedizin voranzutreiben. Die am Projekt beteiligten Wissenschaftler haben hier wertvolle Erkenntnisse zu krankheitsrelevanten Mechanismen gewonnen, Grundlagen für die Entwicklung von Biomarkern und zu medikamentösen Ansätzen gelegt und insgesamt einen großen Datenschatz geschaffen, der für die kardiovaskuläre Forschung und Medizin noch viele Jahre bedeutsam bleibt.

Gesundheitsministerin informiert über beabsichtigte weitere Förderung beim DigiMed Bayern Symposium 

Der Erfolg der DigiMed Bayern-Projekte wurde beim diesjährigen Symposium von Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, gewürdigt. Sie kündigte zudem an, dass der Freistaat Bayern beabsichtigt, das Bestehen und die Weiterentwicklung der DigiMed Bayern Secure Cloud 2.0 mit ca. 3 Millionen Euro für weitere drei Jahre bis Ende 2027 zu unterstützen. Diese sichere IT-Forschungsumgebung ist zudem eine Grundlage für das zukünftige Bayerische Genomrechenzentrum, das im nationalen Forschungsverbund auf eine bessere Versorgung bei Krebs und seltenen Erkrankungen abzielt. Versorgung und Forschung sind dabei integrativ gedacht.

Judith Gerlach erklärte dazu: „DigiMed Bayern hat eindrucksvoll gezeigt, dass molekular und digital basierte Lösungen, wie die HerzFit-App und die VRONI-Studie, nicht nur Diagnose und Therapie verbessern, sondern auch die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen stärken. Big Data und Digitalisierung in der Medizin schaffen messbaren Mehrwert für das Gesundheitssystem. Um diese Erfolge auf der Basis des erarbeiteten Datenschatzes und IT-Infrastruktur fortzusetzen, bis hin zu Beiträgen zum europäischen Gesundheitsdatenraum, unterstützen wir das Fortbestehen und die Weiterentwicklung der DigiMed Bayern Secure Cloud 2.0. Patientinnen und Patienten werden weiter davon profitieren.“

Prof. Dr. Heribert Schunkert, wissenschaftlicher Leiter von DigiMed Bayern und Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München sagt: „Um Krankheiten gezielt verhindern und behandeln zu können, müssen wir ihre Entstehung besser verstehen – dafür sind Daten unerlässlich. DigiMed Bayern hat mit seinen molekularen Big Data, mit der VRONI-Studie und der HerzFit-App große Erfolge erzielt. Die Integration und Analyse relevanter Daten hilft uns, Krankheitsprozesse auch auf Ebene molekularer Zusammenhänge und individueller Lebenssituationen zu verstehen und letztendlich Leben zu retten. Die Ausweitung dieser Nutzung wird künftig noch tiefere Einblicke und damit die Weiterentwicklung personalisierter Prävention, Diagnose und Therapie ermöglichen.“

Dr. Jens Wiehler, Geschäftsführer von DigiMed Bayern und Digital Health Lead bei der BioM Biotech Cluster Development GmbH ergänzt: „Die sichere, effiziente und skalierbare Verarbeitung von Gesundheitsdaten, auch durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, ist unerlässlich für die medizinische Forschung und für die Umsetzung evidenzbasierter Medizin. DigiMed Bayern hat mit dem Zugang zu großen, relevanten Datensätzen, mit resultierenden Erkenntnissen und Maßnahmen sowie mit der Entwicklung einer sicheren Cloud-basierten Forschungsumgebung einen relevanten Beitrag dazu geleistet. Diese Erkenntnisse, Strukturen und Daten werden über Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinaus auch bspw. bei Krebs und seltene Erkrankungen nachhaltig wirken. Dies wird die Gesundheit vieler verbessern, auch als Beitrag zum zukünftigen Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS).“

Pressemitteilung als pdf.