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Inceptor reguliert Insulinhaushalt: Neuer Ansatz für Diabetes-Therapien

Inceptor-Proteine, die in einer Ratten-Insulinomzelle von innen zur Zelloberfläche wandern, markiert mit einem fluoreszierenden Marker. © Alessandro Dema

Bereits 2021 hat ein Forschungsteam um Prof. Heiko Lickert von Helmholtz Munich den Insulin-inhibitorischen Rezeptor „Inceptor“ und seine Rolle als Hemmer des Insulinsignalwegs entdeckt. Nun ist es den Forschenden gelungen, eine weitere, noch bedeutendere Funktion des Rezeptors zu entschlüsseln: Er bindet Insulin und steuert dessen Abbau in Betazellen. Diese Erkenntnis könnte zu neuen Therapieansätzen führen, die nicht nur die Funktion der Betazellen stärken, sondern auch eine ursächliche Behandlung von Diabetes ermöglichen.

Beide, Inceptor und der Insulinrezeptor befinden sich beide auf der Oberfläche der Betazellen, wobei Ersterer den Insulinrezeptor blockieren kann und so die Insulinempfindlichkeit der Zellen verringert. Dies schwächt den Signalweg ab. In der aktuellen Studie wurde zudem gezeigt, dass Inceptor überschüssiges Insulin in der Betazelle bindet und es zum Abbau leitet. „Das Wissen über diese Funktion von Inceptor gibt uns ein tieferes Verständnis dafür, wie Betazellen ihren Insulinhaushalt regulieren“, sagt Heiko Lickert, Direktor des Instituts für Diabetes- und Regenerationsforschung bei Helmholtz Munich, Professor an der Technischen Universität München (TUM) und Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Er und sein Team hat Inceptor im Jahr 2021 entdeckt und seine Rolle als Hemmer des Insulinsignalwegs beschrieben.

Das vermehrte Auftreten von Inceptor in Betazellen legt nahe, dass der Rezeptor eine Rolle bei der Insulinausschüttung spielt, die von Betazellen gesteuert wird. Dieser Prozess ist bei Diabetes häufig beeinträchtigt, was zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führt. Durch das Blockieren von Inceptor gelang es den Forschenden, die Insulinspeicher von Betazellen aufzufüllen, die Freisetzung von Insulin zu verbessern und den Zelltod von Betazellen zu verhindern.

Die Ergebnisse legen nahe, dass die gezielte Beeinflussung von Inceptor eine vielversprechende Strategie sein könnte, um die Funktion der insulinproduzierenden Zellen bei Menschen mit Diabetes zu verbessern. Eine solche Therapie könnte insbesondere Menschen im frühen Stadium von Typ-2-Diabetes helfen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und das Risiko von Komplikationen zu reduzieren.

Um die Erkenntnisse aus dem Labor in die Praxis zu überführen, hat Lickert ein Start-up gegründet. Das Unternehmen arbeitet an der Entwicklung von Medikamenten, die gezielt Inceptor blockieren und dadurch die Betazellen schützen oder regenerieren sollen. Dafür sind zunächst präklinische Studien nötig, in denen die Sicherheit und Wirksamkeit der neuen Therapieansätze getestet werden.

Originalpublikation: Siehler et al. (2024): Inceptor binds to and directs insulin towards lysosomal degradation in β-cells. Nature Metabolism. DOI: 10.1038/s42255-024-01164-y.