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Individual-Medizin I.: Helmholtzforscher entdecken neue Ansätze für frühe Therapien bei Leberkrebs

 Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München sind maßgeblich an zwei Studien beteiligt, die die medizinische Behandlung von Leberkrebs grundlegend verändern könnten: Mediziner können den Aggressivitätsgrad des Tumors nun in sehr frühen Stadien bestimmen – und dadurch individuell therapieren. Die zweite Studie zeigt, durch welchen Mechanismus das Immunsystem prämaligne Leberzellen aus dem Körper entfernt – und eröffnet so eine Möglichkeit für einen neuen Therapieansatz. Die Studien wurden bei Gut bzw. Nature, zwei angesehenen Fachjournalen, veröffentlicht.

Zwei Studien in hochrangigen Fachjournalen zeigen neue Ansätze für frühe Therapien beim Leberkrebs – der Krebsart, die für ein Drittel der Krebstoten verantwortlich ist. Zu beiden Studien hat das Team um Prof. Mathias Heikenwälder vom Institut für Virologie des Helmholtz Zentrums München maßgeblich beigetragen.

Im Bild: Immunohistologische Färbung von CD4 T-Zellen (rosa), Monoyzten/Makrophagen (grün), die sich in engem Kontakt mit seneszenten Hepatozyten befinden (rot). Die roten Hepatozyten werden von den Immunzellen zerstört., Quelle: Kang TW et al.; HMGU

In Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Zürich und dem Singapore Immunology Network hat er eine Methode entwickelt, um bereits in sehr frühen Krebsstadien individuell vorhersagen zu können, wie aggressiv das Leberzell-Karzinom eines Patienten sein wird. Immunzellen wandern in frühe Tumore ein und hinterlassen dort eine Signatur – dieses Muster aus Chemokinen* und Immunmarkern verwenden die Wissenschaftler für ihre Prognose. Das Team um Heikenwälder hat die europäischen Proben untersucht – und konnte so zeigen, dass die Signatur universell gültig ist. „Unsere Erkenntnisse sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Personalisierten Medizin“, sagt Prof. Mathias Heikenwälder. „Wir können nun in einem sehr frühen Stadium des Leberkrebses bestimmen, welche Therapie für welchen Patienten besonders geeignet ist.“

Die zweite, heute bei Nature veröffentlichte Studie zeigt erstmals, dass es Immunzellen sind, die die Vorläuferzellen des Leberzellkarzinoms aus dem Körper entfernen – genauer: T-Helferzellen, Monozyten und Makrophagen. „Wenn wir herausfinden, wie wir diese Immunreaktion verstärken können, können wir neue Behandlungsoptionen für Leberkrebs entwickeln“, sagt Heikenwälder. Bei dieser Studie hat er unter anderem mit Prof. Lars Zender vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig zusammengearbeitet.

Die Volkskrankheit Krebs ist die weltweit häufigste Todesursache – ein Drittel der Betroffenen, weltweit 800.000 Menschen im Jahr, stirbt an Leberkrebs. Das Verständnis der Entstehungsmechanismen von Volkskrankheiten und die Ableitung neuer Angriffspunkte für Diagnose, Therapie und Prävention ist Ziel des Helmholtz Zentrums München.

Weitere Informationen

Original-Publikation:
Studie zur Aggressivität des Leberkrebs: Kang TW et al (2011), Senescence surveillance of premalignant hepatocytes limits liver cancer development. Nature DOI: 10.1038/nature10599

Link zur Fachpublikation http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature10599.html


Studie zum Immun-Mechanismus: Chew V. et al (2011), Chemokine-driven lymphocyte infiltration: an early intratumoural event determining long-term survival in resectable hepatocellular carcinoma. Gut Sept. 19, Epub ahead of print

Link zur Fachpublikation http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21930732


Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.900 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 17 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 31.000 Beschäftigten angehören.

http://www.helmholtz-muenchen.de