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Neues Pandemieforschungszentrum in Penzberg

Der Roche-Standort im oberbayerischen Penzberg © Roche

In Penzberg nahe München soll ein neuer Campus für Infektions-, Immun- und Pandemieforschung entstehen. Die geplante neue Einrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft will in Kooperation mit Roche Diagnostics und der Ludwig-Maximilians-Universität München die Rolle des Immunsystems bei Infektionserkrankungen untersuchen.

In einer Pressekonferenz stellten am Dienstag die zukünftigen Partner sowie Vertreter der Politik die Pläne vor. Wie bereits im September bekanntgegeben, sollen für die Umsetzung des Konzepts insgesamt rund 80 Mio. Euro fließen, zu gleichen Teilen vom Bund sowie vom Land Bayern. Am Ende der Anschubphase von fünf Jahren sollen rund 50 Wissenschaftler aus den Bereichen Medizin, Mikrobiologie und IT am neuen Standort arbeiten. In den nächsten zwei bis drei Jahren soll zudem ein Gebäude im Industriegebiet Nonnenwald, wo auch Roche beheimatet ist, errichtet werden.

Die strategische Partnerschaft mit Roche Diagnostics und der LMU München passt gut in die Ausrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft. Mehr als die Hälfte der Fraunhofer-Institute arbeiten in den vier großen Bereichen der Gesundheitsforschung - Data, Diagnostics, Drugs und Devices. Zur Stärkung des Forschungsportfolios der größten Organisation für anwendungsorientierte Forschung in Europa sollen neben Penzberg noch weitere Standorte entstehen: In Hamburg sollen möglichst einfach messbare Biomarker identifiziert werden, um bei immunologischen Erkrankungen Aussagen über die Wirksamkeit therapeutischer Ansätze treffen zu können. In Potsdam liegt der Fokus auf praktischen Anwendungen für digitale Diagnostik, um eine telemedizinische Breitenversorgung der Bevölkerung zu ermöglichen. In Berlin sollen die Mechanismen allergischer Erkrankungen entschlüsselt werden, um neue diagnostische und therapeutische Ansätze bei allergischen Entzündungserkrankungen zu entwickeln.

Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, sprach von einem Gravitationszentrum mit zunächst Roche als Premiumpartner und weiteren zukünftigen Partnern. Er freue sich außerdem über den Schulterschluss mit der LMU München. Dessen Prodekan Prof. Thomas Gudermann erklärte: "Wir haben alle in der Pandemie in den letzten Monaten schmerzlich erfahren, wie wichtig Kenntnisse und Einsichten in die Immunantwort der Infizierten sind." Er betonte die Bedeutung der Grundlagenforschung und klinischen Forschung und das Potential, Synergien noch besser zu nutzen. Die bestehende langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Roche und auch anderen Pharmafirmen habe sich gerade in der Bekämpfung der Corona-Pandemie bewährt. Er wolle zudem noch bessere Strukturen schaffen um den Transfer in die Anwendung zu optimieren.

Der Geschäftsführer der Roche Diagnostics GmbH, Claus Haberda, nannte das Vorhaben ein Vorzeigeprojekt sowohl inhaltlich als auch was die Schnelligkeit anbelangt. Bei der Vorstellung eines Roche-Corona-Antkörpertest im Mai 2020 kam es zu ersten Gesprächen, noch dieses Jahr könnte eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die in den Räumlichkeiten von Roche ihre Forschungsarbeiten aufnehmen könnte. Der neue Standort in Penzberg werde weit über Bayern Strahlkraft heben und attraktiv für Wissenschaftler sowie Start-ups und Unternehmen. Nach eigenen Angaben will auch der Roche-Konzern selbst am Standort Penzberg 400 Mio. EUR in den kommenden vier Jahren investieren. Haberda dankte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt für seine schnelle Überzeugungsarbeit auf Bundesebene. Dieser nannte das Vorhaben ein Leuchtturmprojekt für die Region und darüber hinaus, „das uns dazu führt, Infektionskrankheiten besser zu verstehen und bekämpfen zu können.“