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Schweineherz oder 3D-Druck: Bayerische Spitzenforscher über die Zukunft der Transplantationsmedizin

Jeanne Turczynski diskutiert mit Prof. Eckhard Nagel, Prof. Eckhard Wolf, Dr. Rainer Strohmenger und Prof. Karl-Ludwig Laugwitz (v.l.n.r.) in der Livetalkreihe des FORUM Science & Health © BioM

Etwa 700 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderherz, doch mit Glück bekommt lediglich die Hälfte davon eines transplantiert. Sind tierische Organe hier eine Alternative?

Darüber und über die Alternativen zur Xenotransplantation diskutierte Jeanne Turczynski, Wissenschaftsredakteurin beim #6 FORUM Science & Health – live aus dem WERK1 zum Thema „Schweineherz oder 3D-Druck – Wo liegt die Zukunft der Transplantationsmedizin?“ am 11. März im Livetalk.

Das Thema erhielt unerwartete Aktualität, da der Patient aus Baltimore (USA), dem Anfang des Jahres weltweit erstmalig ein Schweineherz transplantiert wurde, am 9. März verstorben war. Dieser erste Versuch einer xenogenen Herztransplantation wird von der Fachwelt dennoch als Erfolg gewertet.

„Ein wesentlicher Faktor für die klinische Umsetzung ist die Möglichkeit, infektiologisch sichere Spenderschweine mit konsistenter Transgenexpression und für den Menschen passender Größe durch Zucht bereitstellen zu können“, meint Prof. Eckhard Wolf vom Lehrstuhl für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie am Genzentrum der LMU München.

Welche ethischen Bedenken zunächst durch intensive Aufklärung ausgeräumt werden müssen, erläutert Prof. Georg Marckmann, Medizinethiker an der LMU im Interview. Er hatte vor zwei Jahren bereits ein Bürgerkonferenz hierzu veranstaltet, wo u.a. die Ängste diskutiert wurden, dass neue Viren und Krankheitserreger aus dem Tierreich auf den Menschen übertragen werden könnten.

Doch es gibt auch Alternativen zur Xenotransplantation: "Wir müssen auf verschiedene Wege setzen“, erklärt Prof. Karl-Ludwig Laugwitz vom Klinikum rechts der Isar, der neue Biotherapien vorstellt, „die sich zu innovativen Strategien für die Herzreparatur in den letzten Jahren entwickelt haben. Die Stimulation endogener Herzmuskelproliferation, die exogene Transplantation von humanen pluripotenten Stammzell-abgeleiteten Kardiomyozyten oder die Xenotransplantation werden als mögliche klinische Ansätze zur Herstellung neuen Herzmuskelgewebes wissenschaftlich und klinisch untersucht.“

Dass wirtschaftliche Aspekte in der Transplantationsmedizin auch eine wesentliche Rolle spielen, diskutiert Dr. Rainer Strohmenger, Managing Partner bei WellingtonPartners. Die Kosten bei zellulären Therapien lägen deutlich höher als bei der Transplantation von Schweineherzen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Xenotransplantation in den nächsten Jahren vor einem bedeutenden klinischen Durchbruch steht und für Investoren daher hochinteressant ist. Wir erleben die Entstehung einer völlig neuen, potenziell sehr großen Industrie.“ Zudem seien die Entwicklungszeiten nicht länger als bei Arzneimitteln.

Die #6 Folge des FORUMs Science & Health – live aus dem WERK1 ist auch noch im Nachgang unter: https://youtu.be/LjUnuvWok5Q zu sehen.

Der nächste Livestream aus dieser Reihe ist am 6. Juli wieder zu einem aktuellen Thema zu sehen. Dann live von der zweitätigen Konferenz FORUM Science & Health aus Fürstenfeldbruck, die zum 3. Mal in Präsenz im Veranstaltungsforum Fürstenfeld am 5./6. Juli in Präsenz stattfindet.