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Uniklinikum Erlangen: weltweit erster Patient mit Myositis erfolgreich mit CAR-T Zell-Therapie behandelt

Erfolg mit CART-Zell-Therapie gegen Mysoitis: Prof. Schett (links) und Prof. Mackensen vom Uniklinikum Erlangen © Wegener/Michael Rabenstein/Uniklinikum Erlangen

Am Uniklinikum Erlangen ist der weltweit erste Patient mit einer schweren Form der Muskelentzündung (Myositis) erfolgreich mit CAR-T-Zellen behandelt worden. Die Entzündung in den Muskeln, den Lungen und den Gelenken bildete sich nach sechs Monaten vollständig zurück.

Das Antisynthetase-Syndrom gehört zur Gruppe der Autoimmunen Muskelentzündungen (Myositis). Der in der Regel schweren Erkrankung liegt eine Fehlfunktion des Immunsystems zugrunde und befällt Muskeln, Gelenke, Haut und Lungen. Der Name Antisynthetase-Syndrom leitet sich von der Beobachtung ab, dass bei dieser Erkrankung notwendige Enzyme zur Synthese von Aminosäurebausteinen (tRNA, sogenannte Synthetasen) irrtümlicherweise vom Immunsystem angegriffen werden. Dadurch werden verschiedene Zellen wesentlich in ihrer Funktion gestört.

Nach sechs Monaten komplett geheilt

Nun wurde am Uniklinikum Erlangen ein 41-jähriger Mann erfolgreich gegen diese Erkrankung mit Hilfe einer CAR-T-Zell-Therapie behandelt. Nach Infusion der zuvor entnommenen und gentechnisch veränderten T-Zellen des Patienten besserte sich der Gesundheitszustand des Behandelten immens: Die Entzündung in den Muskeln, den Lungen und den Gelenken bildete sich vollständig zurück. Kraft, Leistungsfähigkeit und Ausdauer kamen zurück. Alle immunsuppressiven Medikamente – insbesondere auch Kortison – konnten komplett abgesetzt werden, ohne dass die Erkrankung wieder aufflammte. Sechs Monate nach der CAR-T-Zellverabreichung war der Patient vollkommen von seiner Autoimmunerkrankung genesen.

„Autoimmune Muskelentzündungen sind schwerwiegende Erkrankungen und verlaufen mitunter tödlich, wenn sie zu spät erkannt werden oder die Patientinnen und Patienten nicht ausreichend auf Medikamente, die das Immunsystem hemmen, ansprechen“, sagt Prof. Dr. med. univ. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 –Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen. Im Falle des Patienten in Erlangen versagten alle etablierten immunsuppressiven Therapien.

Seine Rettung waren CAR-T-Zellen: „CAR-T-Zellen sind körpereigene Immunzellen, die nach ihrer Entnahme aus dem Blut mit einem Chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet werden“, erklärt Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Uniklinikums Erlangen. „Der CAR ermöglicht es den veränderten Immunzellen, nach ihrer Rückführung in den Patienten bzw. die Patientin gezielt die krankheitsauslösenden Zellen abzutöten.”

Der behandelte Mann empfand die erfolgreiche Therapie "wie wenn man einen Reset-Knopf drückt! Vor der Therapie ging einfach nichts mehr und jetzt funktioniere ich wieder!“

Uniklinikum Erlangens zweiter Erfolg

Dieser Erfolg mittels einer CAR-T-Zell-Therapie ist bereits der zweite des Uniklinikums Erlangen. Mitte 2021 meldeten Forschende die geglückte Behandlung einer 20-Jährigen mit einer CAR-T-Zelltherapie gegen die lebensbedrohliche Autoimmunkrankheit Systemischer Lupus erythematodes. Auch hier waren Mackensen und Schett beteiligt.

Für seine bahnbrechenden Forschungen zum Zusammenspiel von Entzündungen und Autoimmunkrankheiten wurde Prof. Schett Ende 2022 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet, dem wichtigsten Forschungspreis Deutschlands.