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12 Millionen zur Förderung der Translation - Kooperation von Fraunhofer, Helmholtz und Dt. Hochschulkliniken

Fraunhofer, Helmholtz und die Dt. Hochschulmedizin stellen 12 Millionen Euro für das gemeinsame Pilotvorhaben "Proof of Concept", um die Translation von innovativen, vielversprechenden Forschungsvorhaben voranzubringen.

Oft finden die Erkenntnisse aus der Medizinforschung nicht ihren Weg zum Patienten, oder nur sehr langsam. Die so genannte "Translation" – die gezielte Überführung (eigtl. Übersetzung) präklinischer Forschungsergebnisse in für den Menschen nützliche medizinische Anwendungen und Therapien ist eine große Herausforderung für die Gesundheitsforschung. Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, sieht hier für Deutschland Nachholbedarf. Die Fraunhofer-Gesellschaft möchte zusammen mit der Helmholtz-Gemeinschaft und der Deutschen Hochschulmedizin die Lücke zwischen Entdeckung neuer Wirkstoffe und der Weiterentwicklung zu innovativen Therapien nun schließen. Mit bis zu 12 Millionen Euro über drei Jahre soll die gemeinsame Proof-of-Concept-Initiative die Translation von innovativen, vielversprechenden Forschungsvorhaben voranbringen. 

Anfang Februar bestimmte eine hochrangig besetzte Fachjury aus Wissenschaft, Wirtschaft und Regulierungsbehörden die vielversprechendsten Forschungsvorhaben für eine Förderung. Die Experten mussten aus 82 interessanten Bewerbungen vier innovative und herausragende Forschungsprojekte auswählen. Die hohe Zahl der Einreichungen belegt den erheblichen Bedarf in der Förderung von medizinischen Entwicklungsprojekten gerade im Bereich des Proof-of-Concept (PoC) in Deutschland.  Prof. Heyo Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (Teilorganisation des Dt. Hochschulmedizin e.V.) kommentierte dazu: "Die Anzahl an qualitativ hochwertigen Bewerbungen auf unsere Ausschreibung war beeindruckend. Die eingereichten Projekte zeigen auch, wie gut die Standorte der Hochschulmedizin mit ihren außeruniversitären Partnern bereits zusammenarbeiten".

Auch bayerische Projekte sind in der Auswahl: Die Gruppe um Dr. Michael Hudecek von der Universität Würzburg war bereits 2015 einer der Preisträger des mit insgesamt 2,5 Millionen Euro ausgestatteten m4 Award (m4 Award 2017: Die Preisträger). Nun ist er wieder unter den Ausgewählten. 

Die entstandene Initiative  soll aber nur der Anfang sein - ein wegweisendes Pilotvorhaben. Entsprechend äußert sich Prof. Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft: "Wir erkennen hier neben der rein wissenschaftlichen Seite auch politischen Handlungsbedarf: Die Förderung entsprechender medizinischer und diagnostischer Entwicklungen muss verbessert werden." Prof. Reimund Neugebauer ergänzt: "Um den gesteigerten Forschungsbedarf in diesem wichtigen medizinischen Sektor zu decken, sollte ein eigenes Translationsprogramm aufgelegt werden, das der Bund, die Länder und Industriepartner durch einen gemeinsamen Fonds finanzieren." 

Konkret schlagen die drei Projektpartner vor, einen Fonds mit einem Budget von rund 60 Millionen Euro aus je zur Hälfte öffentlichen und Industriemitteln über einen Zeitraum von zehn Jahren zur Entwicklung von potenziellen Wirkstoffen einzurichten. Auch sollte die medizinische Forschung durch ein erfahrenes Projektmanagement begleitet werden und zudem davon profitieren, frühzeitig die regulatorische und industrielle Perspektive in die Entwicklungen mit einzubeziehen. 

Die ausgewählten Projekte der PoC-Initiative:

1. Mit der »Sleeping Beauty« gegen Krebs
Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat 2017 mit der sogenannten CAR-T-Zelltherapie erstmals eine Gentherapie zugelassen. Mit dieser Therapieform konnten in klinischen Studien bei Krebserkrankungen bereits eindrucksvolle Behandlungserfolge erzielt werden. Diese revolutionäre Therapie steht auch im Zentrum eines Forschungsvorhabens, das die PoC-Initiative künftig mit rund 2,8 Millionen Euro unterstützen wird. Die am Universitätsklinikum Würzburg entwickelten Chimären Antigen-Rezeptoren (CAR) erkennen ein bestimmtes Molekül (ROR1), das auf gesunden Zellen kaum vorkommt, dafür aber umso mehr auf Krebszellen wie bei einer Leukämieerkrankung, bei Brust- oder Lungenkrebs. Mithilfe der Förderung sollen präklinische Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit der ROR1 CAR-T-Zellen abgeschlossen und die klinische Translation in eine Phase I Studie (First-in-Man) erreicht werden.

Projektbeteiligte:

2. Nebenwirkungen bei Krebspatienten lindern
Vor mehr als 25 Jahren kam ein neues Krebsmedikament auf den Markt, das heute aus der Krebstherapie nicht mehr wegzudenken ist: Paclitaxel. Neben seinem erfolgreichen Einsatz bei der Behandlung verschiedenster Krebsarten wie Brust-, Prostata- oder Eierstockkrebs eingesetzt kann der Wirkstoff jedoch auch unangenehme Nebenwirkungen haben. Ein möglicher Kandidat, diese Nebenwirkungen zu verringern, ist der Wirkstoff TMP-002. Die PoC-Initiative wird nun eine neue klinische Studie zu TMP-002 mit insgesamt 650 000 Euro fördern. Sie soll die Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffs bei der Behandlung von Patientinnen mit Eierstock- oder Brustkrebs in einer Phase II-Studie untersuchen.

Projektbeteiligte:

  • Frankfurter Fraunhofer-Projektgruppe Translationale Medizin und Pharmakologie TMP, Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME
  • Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) am Universitätsklinikum Frankfurt – einem Partnerstandort des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ)

3. Nanopartikel gegen Lungenhochdruck
Müde, kurzatmig und generell wenig körperlich belastbar: Das sind die Symptome von Patienten mit Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie). Einen neuen, vielversprechenden Therapieansatz bei Lungenhochdruck fördert die PoC-Initiative nun mit rund 3,6 Millionen Euro. Hierbei soll ein neuartiges Medikament bestehend aus einem hocheffektiven Wirkstoff in bioverträglichen Nanopartikeln entwickelt werden, das die Patienten über eine Inhalation erhalten. 
Projektbeteiligte:

4. Ein Boost für die Heilung von Hepatitis B
Bei etwa 260 Millionen Menschen ist das Hepatitis-B-Virus lebenslang im Blut nachweisbar. Die Hepatitis B führt in vielen Fällen zu Leberzirrhose und Leberkrebs und fordert dadurch jährlich 880 000 Menschenleben. Die PoC-Initiative unterstützt nun künftig mit knapp 2,6 Millionen Euro ein Forschungsvorhaben, das erstmals eine Heilung der chronischen Hepatitis B ermöglichen könnte. Für die innovative therapeutische Impfung sollen für Prime und Boost unterschiedliche Komponenten verwendet werden. Die Förderung erlaubt abschließende präklinische Studien, immunotoxikologische Untersuchungen und eine klinische Studie der Phase I.

Projektbeteiligte:

 

Quelle: Fraunhofer Gesellschaft, zur Pressemitteilung_Schneller vom Labor zum Patienten