Nachrichten

Bayerische Staatsregierung zeigt starkes Interesse an bayerischer Biotechnologie-Industrie

Bayerns Wirtschaftsminister beim Besuch des Biotechnologieunternehmens Mikrogen in Neuried, das einen Antikörpertest zum Nachweis von Sars-Cov-2 anbietet. © StMWi/E. Neureuther

Präsentation des Antikörpertests auf Sars-CoV-2 von Mikrogen: Dr. Erwin Soutschek (Mikrogen), Hubert Aiwanger (StMWi), Prof. Horst Domdey (BioM), v.l.n.r. © StMWi/E. Neureuther

Nach seinem Besuch Ende März bei GNA Biosolutions in Martinsried, hat Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger am Montag, 20. April auch das Unternehmen Mikrogen in Neuried besucht. Das älteste Biotechnologie-Unternehmen Münchens bietet seit kurzem einen serologischen Test zur Bestimmung von Antikörpern gegen das SARS-CoV-2 an. So kann eine bereits durchgemachte COVID-19 Erkrankung nachgewiesen werden. Auch weitere Biotechnologieunternehmen weisen Erfolge im Kampf gegen COVID-19 auf.

Infizierte Personen bilden, unabhängig davon, ob sie tatsächlich Symptome zeigen, Antikörper gegen das Virus. Diese lassen sich in der Regel über einen langen Zeitraum nachweisen. Somit können auch länger zurückliegende Infektionen indirekt erfasst werden. Dies ist eine wichtige epidemiologische Aussage und von großer Relevanz.

Mikrogen – Kapazitäten für flächendeckende Antikörpertestung möglich

Der Test von Mikrogen könnte breite Anwendung finden, eine entsprechende Koordinierung sei laut Geschäftsführer Dr. Erwin Soutschek jedoch notwendig: „Wir könnten unsere Testkapazitäten für den Antikörpertest auf 400.000 Tests pro Woche hochfahren und so recht schnell eine flächendeckende Testung der Bevölkerung erreichen. Es ist allerdings wichtig, dass im Vorfeld seitens der Staatsregierung der Ablauf bezüglich der Durchführung der Teste sowie die Verfügbarkeit von Laborkapazitäten koordiniert werden.“

GNA Biosolutions – Entwicklung eines ultraschnellen PCR-Tests zur Serienreife

Neben den Antikörpernachweisen behalten aber auch die Testsysteme für die Diagnostik einer akuten Infektion mit SARS-CoV-2 auf Basis der Nukleinsäure Amplifikation Technik (PCR) ihre Bedeutung. Mit ihrem Ultraschnelltest gehört GNA Biosolutions hier zur Weltspitze. Der Test dauert nicht nur gerade einmal 15 Minuten, das Testgerät ist zudem portabel, kann im Batteriebetrieb arbeiten und somit können die Tests nicht nur im Labor sondern auch direkt vor Ort durchgeführt werden. GNA Biosolutions, eine Ausgründung aus der Ludwig-Maximilians-Universität München, will den Test so schnell wie möglich auf den Markt bringen. Aiwanger sicherte bei seinem Besuch Ende März seine volle Unterstützung für dieses Vorhaben zu.

Immunic – klinische Studien mit neuem oral verfügbaren antiviralen Wirkstoff

In Bayern laufen zudem auch Aktivitäten zur Entwicklung von therapeutischen Wirkstoffen gegen COVID-19. So will das Martinsrieder Unternehmen Immunic, das vor allem auf die Entwicklung von Therapien zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen spezialisiert ist, ein neues klinisches Entwicklungsprogramm seines fortgeschrittenen Wirkstoffkandidaten IMU-838 beginnen.

Der Wirkstoffkandidat, ein sogenannter DHODH-Inhibitor, zeigte in zellulären Versuchen antivirale Aktivität gegenüber dem RNA-Virus SARS-CoV2. DHODH ist ein menschliches Enzym, dass bei der Synthese von RNA (und somit auch der Produktion von Proteinen) eine wichtige Rolle spielt. Der Wirkstoffkandidat durchläuft aktuell bereits eine klinische Phase II in anderen Indikationen, so dass der Sicherheitsnachweis im Rahmen einer Phase I Studie für den Wirkstoff bereits erbracht ist. Zudem scheint die Dosis, bei der die Virusvermehrung von SARS-CoV2 bereits gehemmt wird, deutlich geringer zu sein, als die in den aktuell laufenden klinischen Studien eingesetzten Dosen.

Der Kandidat könnte sowohl für den Einsatz bei der aktuellen Pandemie als auch beim Ausbruch zukünftiger viraler Pandemien nützlich sein. Ein Vorteil des Ansatzes ist, dass der Wirkstoff ein Zielprotein im Menschen adressiert (die Virusvermehrung ist auf die Interaktion von viralen Proteinen mit menschlichen Proteinen angewiesen). Viele andere Ansätze zielen auf Bestandteile des Virus, die sich aber durch Mutationen des Virus verändern können. Die Inhibition von DHODH induziert außerdem die angeborene Immunantwort und könnte möglicherweise auch ein Überschießen der Immunantwort verhindern, indem selektiv nur hochaktive Immunzellen adressiert werden. Weiterhin vorteilhaft ist, dass der Wirkstoff von Immunic in Tablettenform verabreicht werden könnte. Der momentane Hoffnungsträger Remdesivir der Firma Gilead kann beispielweise nur intravenös gegeben werden. IMU-838 ist bereits für den Einsatz in klinischen Studien produziert, so dass diese rasch begonnen werden können.