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DX-Labtrack – 6 Fragen an das Startup für den sicheren Transport von Blutproben

Das Team von DX-Labtrack - Gewinner beim EIT Health Wild Card Wettbewerb. © DX-Labtrack

Gewinner von EIT Health WildCard, TECHFEST München und Pioneer Award, Finalist beim WHO World Health Summit, Aufnahme in den Startup Creasphere Digital Health Accelerator Batch One von Plug and Play zusammen mit Roche – bei DX-Labtrack aus dem Süden von München scheint es gerade zu laufen.

Das Start-up bietet digitale Lösungen für den Transport menschlicher Blutproben von der Entnahme bis zur Laboranalyse, indem es alle relevanten Qualitätsfaktoren in Echtzeit elektronisch überwacht. Somit erhält jede Probe einen "digitalen Daten-Fingerabdruck“, der automatisch in bestehende Laborinformationsmanagementsysteme integriert werden kann und Laborprozesse optimieren soll.

Wir wollten wissen, was DX-Labtrack gerade bewegt und wo die Reise hingehen soll. Hans-Maria Heÿn, Mitgründer von DX-Labtrack stand uns Rede und Antwort:

BioM: Was hat Euch dazu inspiriert, DX-Labtrack zu gründen und was war bisher die größte Herausforderung?
Hans-Maria Heÿn: Unser Gründerteam kommt aus der Praxis. Wir verstehen den Arzt und das Labor. Heute sind Labordaten bereits Grundlage für rund 70 % aller medizinischer Entscheidungen. Wir haben über die Jahre mit tausenden von Blutproben und Testresultaten gearbeitet und hatten beinahe täglich Probleme mit der Belastbarkeit eben dieser Daten. Nicht aufgrund der technischen Qualität der Laboranalyse, sondern aufgrund der nicht nachvollziehbaren und teilweise sehr geringen biologischen Qualität von Blutproben in der Diagnostik. Blutproben erleiden diesen bisher nicht überprüfbaren Qualitätsverlust durch unsachgemäßes Handling, Lagerung oder Transport. Wir suchten im Markt nach einer Lösung für eine präanalytische Qualitätssicherung und wurden nicht fündig - damit war die Idee geboren.
Größte Herausforderung für uns ist es die richtigen Kollegen und Mitarbeiter zu finden. Wir bauen gerade ein interdisziplinäres Team auf, das in der Lage ist eine Sprungentwicklung in einem extrem regulierten Umfeld auf die Beine zu stellen. Dafür sind wir auf der Suche nach hochspezialisiertem Personal im Bereich der Soft- und Hardwareentwicklung. Menschen, die um zwei Ecken denken und bereit sind, eine neue Lösung für den „Diagnostic Decision Support“ zu entwickeln.

DX-Labtrack konnte gerade seinen jüngsten Erfolg mit dem Gewinn der EIT Health Wild Card verbuchen. Was sind Eure nächsten geschäftlichen Ziele und wie kann das Preisgeld von 2 Millionen Euro und mit dem Gewinn verbundener weiterer Support dabei helfen?
Ziel ist, unsere Lösung maßgeschneidert und praxistauglich für den Anwender in der Klinik und unter den verschärften Rahmenbedingungen von IVDR und MDR auf den Markt zu bringen. Dazu brauchen wir starke Partner und das entsprechende finanzielle Mittel. Beides bietet uns EIT Health in hervorragender Weise und gewährt uns die Möglichkeit, uns verstärkt auf die Produktentwicklung zu konzentrieren. Damit unterscheiden wir uns von anderen Start-ups. Um wirkliche Veränderungen im hoch regulierten Healthcare Bereich umzusetzen, braucht es Partnerschaften und Erfahrungsaustausch mit etablierten Unternehmen. Dank Plug and Play und dem Digital Health Accelerator Programm in München kooperieren wir mit Roche Diagnostics. Zusätzlich arbeiten wir eng mit einer der größten Laborketten in Deutschland und global. Durch diese einzigartige Konstellation verstehen wir sowohl den Laboranalyzer als auch die Abläufe und Anforderungen im Hochdurchsatzlabor. Hinzukommen wird in den nächsten Tagen noch ein starker Partner aus dem Bereich für Verbrauchsmaterial in der Präanalytik.

Worin seht Ihr den USP von DX-Labtrack?
Wenn schon heute 70 % aller medizinischer Entscheidungen auf Labordaten beruhen, so wird dieser Wert und die qualitativen Ansprüche in den nächsten Jahren aufgrund von Präzisionsmedizin weiter steigen, Stichwort „liquid biopsy“. Weltweit werden pro Jahr rund neun Milliarden Blutröhrchen eingesetzt; in Deutschland mehr als 100 Millionen pro Jahr. Die technische Qualität der Laboranalyse ist exzellent. Unsere eigenen Erfahrungen und auch wissenschaftliche Studien zeigen jedoch ein grundlegendes Problem: die fehlende biologische Validierung der Blutproben vor der Analyse. In der Tat arbeiten andere Start-ups an Teillösungen. Unser Ziel ist jedoch eine Abdeckung des gesamten diagnostischen Prozesses, ohne neue Insellösung. Dafür arbeiten wir an einer einzigartigen Lösung aus Software und Hardware, eingebettet in den diagnostischen Prozess. Wir schließen die Datenlücke in der Präanalytik. Damit wird die Diagnostik von einem „trust-based system“ zu einem „evidence-based system“ und zur sicheren Grundlage für die Präzisionsmedizin der Zukunft.

Ihr habt Euch BioM als Gründer-Coach ausgewählt. Was macht das BioM-Gründer Training aus und was war die wichtigste Empfehlung?
Wir sind ein Münchner Startup. Wir sind in Bayern „dahoam“. Unsere Zusammenarbeit mit BioM begann bereits vor der Gründung von DX-Labtrack. Für uns passt hier Rat und Tat zusammen. Zielgerichte, kurzfristige und tiefenscharfe Beratung steht auf unserer Agenda und das bekommen wir von BioM in allen Bereichen, über entsprechende Kontakte und Netzwerke bis hin zu finanziellen Fördermöglichkeiten.

Welche Rolle spielt der der Münchner Biotech Cluster für Euch und wie wichtig ist es, die richtigen Kontakte zu haben?
Healthcare Innovationen funktionieren nur über Kontakte, Cluster und Netzwerke. In dem extrem regulierten Markt laufen die meisten Innovation über B2B-Modelle mit etablierten Partnern. München und auch die Region rund um Erlangen sind im Medtech-Bereich äußerst innovativ. Möglichkeiten der „innerbayerischen Kooperationen“ könnten hier vielleicht sogar noch ausgeweitet werden. Denn am Ende stehen wir in einem Wettbewerb gegen andere starke Cluster in Europa (Barcelona, London und die Niederlande), in den USA oder China. Auch wenn wir als Unternehmen immens viel Schub selbst entwickeln, die Thermik, um ganz nach oben zu steigen, kommt mit dem richtigen Clustern und den entsprechenden Partnern.

Ihr habt nun schon einige Auszeichnungen bekommen. Sehen auch die Investoren Potential in Eurer Geschäftsidee?
Ja, davon gehe ich aus. Sonst wären wir auch nicht an diesem Punkt. In diesem Jahr sind wir durch verschiedenste Auswahlprozesse gegangen und haben eine Vielzahl technischer, wirtschaftlicher und auch persönlicher Assessments durchlaufen. Innovationen sollten nicht allein daran gemessen werden, wie viel Aufmerksamkeit sie erzeugen oder wie hoch die Wellen der Wahrnehmung sind, sondern an der Ernsthaftigkeit, mit der sie umgesetzt werden. Als DX-Labtrack haben wir den Kopf im Fahrtwind der Digitalisierung, unsere beiden Beine stehen aber auf dem Boden der Tatsachen, die da heißen IVDR, MDR und Qualitätsanforderungen für die Labormedizin. Unser Gründerteam kommt aus dem Labor, der Klinik, der Informatik und dem Zulassungswesen - und wir haben eine gemeinsame Vision: ein neues Qualitätsniveau in der Diagnostik als Grundlage für die Präzisionsmedizin der Zukunft.


Herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg.