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Erfolgreiche Biomarker-Konferenz: Intensive Diskussionen und Teilnehmerrekord

Auf der „2nd Munich Biomarker Conference“, die vom 22. bis 23. November im Münchne statt fand, trafen sich Experten aus Wissenschaft und Industrie, um die konkreten Anwendungen und Perspektiven der Personalisierten Medizin zu erörtern. Wissenschaftliche Vorträge informierten über den aktuellen Stand der Biomarkerforschung und ihrer klinischen Anwendung. Dabei waren die Indikationen Onkologie, Autoimmunerkrankungen, kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes vertreten. Diskussionsrunden zu den Themen klinische Studien, Gesundheitsökonomie, Biobanken und Diagnostika luden zum interdisziplinären Austausch von Ideen und Lösungsansätzen. Ein Ausstellungsbereich mit 20 Unternehmen und 28 wissenschaftlichen Postern rundete das Programm ab.

Mit über 300 Teilnehmern steigerte die „2nd Munich Biomarker Conference“ ihre Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel. Rund 45% der Teilnehmer kamen aus kleinen und mittleren Biotechnologie- und Diagnostikunternehmen sowie der Pharmaindustrie. Ein Drittel der Teilnehmer waren Wissenschaftler, die zu gleichen Teilen an Kliniken und Forschungsinstituten tätig sind. Veranstaltet wurde die Konferenz von der Standortagentur BioM, die ein Schwerpunktprogramm zur Personalisierten Medizin im Rahmen des Spitzencluster-Wettbewerbes des BMBF koordiniert. Die 3rd Munich Biomarker Conference wird Ende November 2013 stattfinden, voraussichtlich wieder im Hilton Hotel.

Prof. Dr. Manfred Dietel, Institutsleiter der Pathologie der Charité Universitätsmedizin Berlin eröffnete die Konferenz mit einem klaren Bekenntnis zur Biomarkerforschung. Seiner Einschätzung nach wird die prädiktive Kraft der Informationen, die aus Gewebe gewonnen werden, weiter ansteigen. Schon heute kann in 35% aller Tumore eine Vorhersage auf das Ansprechen einer Therapie durch einen gewebebasierten molekularen Test angezeigt werden. Dietel betonte die Bedeutung der Biobanken, denn die Entdeckung neuer Zielmoleküle hänge maßgeblich von qualitativ hochwertigen Sammlungen von Humangewebe ab. In der letzen Dekade wurden mehr als 10 neue Krebsmedikamente zugelassen, die auf der Basis von histologischen Gewebeanalysen entwickelt wurden.

Über die Bedeutung der Biobanken herrschte unter den Referenten und Teilnehmern weithin Einigkeit – jedoch erklangen kritische Stimmen bei der Frage nach deren Finanzierung. Dies verdeutlichte der Workshop „Biobanking for Personalized Medicine“ unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Walther Jauch, als Vertreter der Münchner m4 Biobank Alliance. Hier wurde die Frage diskutiert, ob und wie eine Biobank nachhaltig wirtschaften kann. Prof. Dr. Hartmut Juhl, Indivumed Hamburg, berichtete, dass kostendeckende Tarife den Nutzern schwer zu vermitteln seien. Er empfahl, die Infrastruktur der Biobank zusätzlich durch die Kommerzialisierung von Dienstleistungen zu finanzieren. Dr. Karine Sargsyan von der Biobank Graz bestätigte, dass Biobanking allein nicht tragfähig sein könne und nannte Training und Consulting als bedeutende Einkommensquellen. In vergleichbarer Weise wird die m4 Biobank Alliance, die seit 2010 im Aufbau ist und die Münchener Biobank-Ressourcen bündeln wird, Probenvermittlung und ergänzende Services anbieten.

Einen unternehmerischen Blickwinkel steuerte die Keynote von Dr. Ralf Schumacher, Roche Diagnostics Penzberg bei. Mit einer durchschnittlichen Ansprechrate von 20% bis 75% sei in seinen Augen die Wirksamkeit der heutigen Medikamente nicht befriedigend. Da die Patienten und die Ursachen ihrer Erkrankung sehr heterogen sind, könne eine hohe Wirkwahrscheinlichkeit nur erreicht werden, wenn die Patienten mit Hilfe von Biomarkern in verschiedene Behandlungsgruppen eingeteilt werden. Eine hohe Effizienz als Mehrnutzen für die Patienten rechtfertige dann aber auch gegenüber den Erstattungsbehörden eine entsprechende Vergütung. Die Biomarker-Strategie müsse dafür schon in der Präklinik konsequent verfolgt werden, damit zu Beginn der klinischen Entwicklung ein robustes Companion Diagnostic vorliegt. Einsparungen in den frühen Phasen rächen sich, wenn die Behörden den Biomarker mangels Verlässlichkeit nicht als Einschlusskriterium für die Zulassungsstudie akzeptieren. Beim Design von klinischen Studien sollte nicht nur darauf geachtet werden, die zulassungsrelevanten Daten zu generieren, sondern auch in der laufenden Studie neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dafür sind zeitnah verfügbare Ausleseparameter wichtig, die zum mechanistischen Verständnis der Erkrankung beitragen. Explorative Studien können Biomarker-Kandidaten bestätigen und als Feedback in einen iterativen Entwicklungsprozess eingehen. Diese unter dem Schlagwort „Translationale Medizin“ zusammengefasste Entwicklung verdeutliche, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Forschern, Ärzten und Biotech- sowie Pharmaunternehmen für die Personalisierte Medizin von entscheidender Bedeutung ist.

Die Gesundheitsökonomie der Personalisierten Medizin wurde im Workshop „Health Technology Assessment“ beleuchtet. In der Diskussionsrunde um Prof. Dr. Ulrich Mansmann, LMU München, zeigte sich, dass diese Betrachtung differenziert geführt werden muss. Zum einen kann davon ausgegangen werden, dass bei kleineren Patientenpopulationen eine Therapieeinheit einen höheren Preis haben muss, um die Entwicklungskosten zu amortisieren. Allerdings werden die hohen Entwicklungskosten von ca. 1 Mrd. US-D pro neuem Wirkstoff nicht nur durch Ausgaben für Forschung und klinische Erprobung verursacht, sondern vor allem durch die hohen Ausfallraten auf dem Weg zur Zulassung – nur etwa einer von zehn Entwicklungskandidaten erreicht die Zulassung. Dr. Berwyn Clarke von Lab 21 Ltd., Cambridge, UK, erläuterte, dass Schätzungen zu Folge 80% der Ausfälle vermieden werden könnten, wenn mit Hilfe eines Biomarkers die Patientengruppe eingegrenzt werden könnte. Die Einsparung durch geringere Ausfallraten muss bei der Abschätzung der Wirtschaftlichkeit ebenso berücksichtigt werden wie die Folgekosten, die durch eine Überbehandlung bzw. Unterbehandlung entstehen, wenn die Patienten nicht bedarfsgerecht stratifiziert werden. Dr. Peter Schulz-Knappe, Protagen AG, Dortmund, konnte die kritische Sicht nicht teilen, die Personalisierte Medizin könne ihre großen Versprechen nicht halten. Er verglich den aktuellen Status mit den Anfängen der Diabetes-Forschung: auch der Umgang mit dem Biomarker cialis 10mg Blutzucker musste in Jahren der klinischen Praxis gelernt werden – so werde sich auch in den nächsten Jahren herausstellen, welche Biomarker bzw. welche Biomarker-Kombinationen die klinisch relevanten sind – und damit eine deutliche Verbesserung für Patienten erzielt werden können.