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First Munich Biomarker Conference

Programm 2011
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Nachbericht 2011

“Local Heroes and global challenges” lautete das Motto der ersten „Munich Biomarker Conference“ mit dem das Clustermanagment der BioM offensichtlich den richtigen Nerv getroffen hatte. Das große Interesse und der intensive Austausch der fast 200 Teilnehmer jedenfalls war hierfür eine klare Bestätigung.


Die Vielfalt der dargestellten Forschungsansätze in unterschiedlichsten Indikationsgebieten zeigte dabei, wie das Konzept der Personalisierten Medizin sich neben der Onkologie in immer neue Felder ausbreitet. Die aus Zeitgründen nur auszugsweise vorgestellten Methoden und Technologie-Plattformen aus den wissenschaftlichen Einrichtungen des Münchner Spitzenclusters boten dennoch eine exzellente Basis um in den Pausengesprächen ganz neue Kooperationsmöglichkeiten und Synergien anzudiskutieren.

Von BigPharma zu technologischen Highlights vor Ort

Natürlich war es besonders interessant zu hören, wie konkret schon in der Pharmabranche auf das Zukunftsfeld „personalisierte Medizin“ gesetzt wird – und welche „global challenges“ gerade auf die Biotechnologieunternehmen zukommen. Der Vortrag der Unternehmensberatung CEPTON bot dazu den umfassenden Überblick und stellte die Keyplayer und ihre derzeitige Strategie ausführlich vor. Dr. Christian Meisel, Roche Diagnostics Penzberg, bot als weiterer Referent schon den greifbarsten Einblick in bereits vermarktete personalisierte Therapeutika sowie aktuell zugelassene neue Wirkstoffe und kommende Projekte in der Pipeline. Eindrucksvoll auch die Präsentation von Dr. Mark Broenstrup, Sanofi aventis, der deutlich machte, warum auch in einer so genannten „Volkskrankheit“ wie Diabetes gerade – und vielleicht auch nur – der Ansatz der personalisierten Medikamentenentwicklung für zukünftige Entwicklungsprojekte Sinn macht.


Wie aber kommt man überhaupt zu einer „stratifizierten“ Patientengruppe? Hier zeigte Dr. Thomas Werner, Genomatix, einen ganz neuen bioinformatischen Ansatz, nicht einzelne Genprofile einzelner Patienten zu analysieren, sondern ganze Gen-Netzwerke (er bezeichnete diese als „gene cluster“) als Charakteristika für bestimmte Patientengruppen bei bestimmten Krankheiten zu definieren. Auch einige weitere Beiträge zeigten ihre Ansätze, in bestimmten Indikationen eine (noch) detailliertere Aufspaltung der Patienten in Subgruppen zu erhalten, die dann einer zielgerichteteren Therapie zugeführt werden können.
Doch auch ganz neue, in der Forschung befindliche, diagnostische Ansätze weckten große Aufmerksamkeit. Etwa eine mögliche Frühdiagnostik der Alzheimer Erkrankung durch eine Untersuchung von Proteinablagerungen in der Retina des Auges. Wenn damit einst der Ausspruch von Humphrey Bogart in „Casablanca“ auch eine ganz neue Bedeutung erlangen könnte (zumindest in der deutschen Synchronfassung: „Ich seh Dir in die Augen, Kleines“) – ganz soweit, dass dies schon Realität in nächster Zeit sein könnte, ist man noch nicht.

Von Gen-Clustern zur komplexen Systembiologie des Stoffwechsels

Auch andere Krankheitsgebiete drängen bei der personalisierten Medizin nach vorne: So etwa eine der – laut WHO – kommenden Volkskrankheiten: die Depression. Prof. Turck vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie demonstrierte eindrucksvoll wie kompliziert und mühsam es ist, bei einer solchen Störung des Normalverhaltens die ursächlichen molekularen Bestandteile aber dann auch die individuelle Komponente aufzuklären. Nach viel grundlegender Arbeit scheint man hier nun einige vielversprechende neue Anknüpfungspunkte für Therapeutikaentwicklung gefunden zu haben.

Forderte diese Darstellung der Netzwerkkomponenten für eine Verhaltensweise eines Lebewesens schon einiges an Vorstellungskraft, so wurde diese in den Beiträgen rings um die Stoffwechsel- und Signalkaskadennetzwerke innerhalb und zwischen den Zellen eines Organismus (Patienten) noch viel stärker herausgefordert. Hier stellten die Referenten von Biocrates bzw. Evotec-München ihre eindrucksvollen Technologien zur Untersuchungen des sogenannten Metaboloms oder im spezielleren des Phosphoproteom vor.
Fast 30 Poster akademischer und klinisch forschender Gruppen ergänzten die Konferenz um wesentliche Inhalte und fanden in den Zwischenpausen auch reges Interesse. Dennoch konnte die Veranstaltung nur ausschnittsweise aktuelle Projekte aus Bayern aufzeigen, und schon alleine deshalb ist eines klar: 2012 wird es eine Wiederholung geben.