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Größte Studie zu allergischem Schnupfen vorgestellt

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Internationale Wissenschaftler unter Leitung des Helmholtz Zentrums München und der Universität Kopenhagen haben in ‚Nature Genetics‘ die bislang größte Studie zu allergischem Schnupfen vorgestellt. Aus Daten von fast 900.000 Teilnehmenden konnten die Forscher Risikogene im menschlichen Erbgut identifizieren. Sie hoffen anhand dieser Erkenntnisse auf eine zufüntig bessere Vorsorge und Behandlung des allergischen Schnupfens. 

Der allergische Schnupfen oder allergische Rhinitis ist die häufigste Allergieform und kann saisonal durch Pollen ausgelöst werden, oder aber ganzjährig beispielsweise durch Hausstaubmilben oder Tierhaare. Das überempfindliche Immunsystem der Betroffenen schlägt Alarm und reagiert auf diese Reizstoffe mit einer Allergie. Weltweit sind rund 400 Millionen Menschen von einer allergischen Rhinitis betroffen, vor allem in westlichen Ländern ist die Tendenz steigend.

„Um die Vorsorge und Therapie dieses Krankheitsbildes zu verbessern, müssen wir zuallererst verstehen, warum der Körper sich gegen bestimmte, eigentlich harmlose Stoffe zur Wehr setzt“, erklärt Dr. Marie Standl, Arbeitsgruppenleiterin am Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München. Die Erstautorin der aktuellen Arbeit ist maßgeblich an der aufwendigen statistischen Auswertung der Daten von knapp 900.000 Probanden beteiligt.

Welche Gene machen den Unterschied?

Die Wissenschaftler suchten also im Rahmen des EAGLE (EArly Genetics and Lifecourse Epidemiology) Forschungsverbundes nach genetischen Unterschieden zwischen Menschen mit und ohne allergischer Rhinitis in zwei Schritten. Zunächst verglichen sie das Erbgut von rund 60.000 Patienten mit allergischem Schnupfen mit dem von über 150.000 gesunden Kontrollpersonen. Aus dieser Untersuchung ergaben sich 42 signifikanten Risikogenen.

Im zweiten Schritt konnte das Forscherteam insgesamt 20 bisher unbekannte Risikogene anhand der Daten von weiteren rund 60.000 Betroffenen und 620.000 gesunden Kontrollen bestätigen. „Je höher die Zahl an Studienteilnehmern, desto sicherer die Aussage, die wir treffen können“, erklärt Standl die Bedeutung der großen Datenmenge. „Durch die damit bekannten Risikogene lassen sich in etwa acht Prozent der allergischen Rhinitis-Erkrankungen erklären.“

Die weitere Analyse mit Hilfe von Datenbanken bezog sich auf die Funktion der Risikogenen. Für die meisten war in der Tat schon ein Zusammenhang mit dem Immunsystem bekannt. Auch zeigte sich eine starke Überschneidung von Risikogenen für allergische Rhinitis und Autoimmunerkrankungen.

„Die von uns identifizierten Stellen im Erbgut fördern das Verständnis für die Mechanismen des allergischen Schnupfens und erschließen hoffentlich neue Zielstrukturen für dessen Behandlung und Vorsorge“, so Dr. Klaus Bønnelykke. Er leitete die Studie zusammen mit seinen Kollegen Johannes Waage und Hans Bisgaard von den Copenhagen Prospective Studies on Asthma in Childhood, kurz COPSAC, an der Universität Kopenhagen. „Allerdings erklären die gefundenen Gene nur teilweise, warum so viele Menschen eine allergische Rhinitis entwickeln. Ein wichtiger nächster Schritt wird sein, das Wechselspiel von Risikogenen und Umwelt zu erforschen.“


Weitere Informationen

Original-Publikation:
Waage, J. & Standl, M. et al. (2018): Genome-wide association and HLA fine-mapping studies identify risk loci and genetic pathways underlying allergic rhinitis. Nature Genetics, DOI: 10.1038/s41588-018-0157-1

Pressemitteilung:
Weltgrößte genetische Studie zu allergischem Schnupfen