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"Grünes" Gas für Energiewende

ORBIT Bioreaktoranlage, OTH Regensburg

Vor der neuen Bioreaktor-Anlage an der OTH Regensburg: (von links) Prof. Dr. Michael Sterner, OTH Regensburg, Tobias Weidlich, FAU Erlangen-Nürnberg, Dr. Doris Hafenbradl, Electrochaea GmbH, Dr. Annett Bellack, Universität Regensburg, und Martin Thema, OTH Regensburg. © OTH Regensburg / Florian Hammerich

Dr. Annett Bellack von der Universität Regensburg zeigt, wie die Anlage in Kürze mit Archaeen „beimpft“ wird. Diese „Tierchen“ wandeln regenerativ erzeugten Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid in „grünes“ Methan um. © OTH Regensburg / Florian Hammerich

Der offizielle Startschuss für den Probebetrieb des neuartigen ORBIT-Bioreaktors ist erfolgt: die OTH Regensburg stellte Mitte Mai die Power-to-Gas-Forschungsanlage vor.

„ORBIT“ steht für „Optimierung eines Rieselbett-Bioreaktors für die dynamische mikrobielle Biosynthese von Methan mit Archaeen in Power-to-Gas-Anlagen“.
Das Forschungsprojekt will die biologische Methanisierung und damit Power-to-Gas als effiziente Energiespeicher- und Sektorenkopplungstechnologie für die Zukunft weiterentwickeln. Bei diesem Prozess wandeln bestimmte Bakterien, sogenannte Archaeen regenerativ erzeugten Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid zu Methan um. Das produzierte Methan kann als Ersatz für fossiles Erdgas  und somit für eine erneuerbare Energieversorgung genutzt werden.

Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit einer Million Euro gefördert, wird das Verbundvorhaben von der an der OTH Regensburg ansässigen Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher (FENES) unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Sterner koordiniert. „Wir freuen uns sehr, dass die OTH Regensburg die Federführung des Forschungsprojekts innehat“, sagte Prof. Dr. Wolfgang Baier, Präsident der OTH Regensburg. "Das Forschungsprojekt „ORBIT“ zeichne sich durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Partner aus Forschung und Industrie aus, so wie das die allermeisten Forschungsprojekte der OTH Regensburg kennzeichne." Die Vertreterin der Unternehmenspartner des Forschungsprojekts, Dr. Doris Hafenbradl von der Electrochaea GmbH betonte, dass dieses Projekt derzeit weltweit Interesse wecke: „Es existiert aktuell kein Cluster auf der Welt, welches eine vergleichbare Forschung vorantreibe. Dies ist nur durch die hervorragende Zusammenarbeit möglich."

Zukunftsfähige Energiespeicher wie Power-to-Gas immer wichtiger
Im Zuge der Energiewende seien solche Forschungsprojekte entscheidend. Neben Stromtrassen, dezentraler Erzeugung und Pump- oder Batteriespeicher brauche es aber auch die Power-to-Gas-Speichertechnologien. Und es brauche „grünes Gas“, wie es im Forschungsprojekt „ORBIT“ produziert wird, für den Klimaschutz in der Stromwirtschaft, der Wärmeversorgung, dem Verkehr als Ergänzung zur Elektromobilität und vor allem in der Industrie zur Erzeugung von Grundstoffchemikalien und Düngemitteln, so Prof. Sterner. Er forderet allerdings auch mehr politische Unterstützung für die Kommerzialisierung solcher Projekte, damit die Technolgie auch zukünftig in Deutschland beliben kann.

Partner im Forschungsprojekt „ORBIT“:
ORBIT-Projektpartner sind die Universität Regensburg mit dem Lehrstuhl für Mikrobiologie (Deutsches Archaeenzentrum), die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik sowie aus der Industrie die Firmen Electrochaea GmbH, microbEnergy GmbH (Viessmann Group) und MicroPyros GmbH.
Als assoziierte Partner stellen die innogy SE und ihr Verteilnetzbetreiber Westnetz GmbH ihre Infrastruktur für die Erprobung im realen Umfeld zur Verfügung. Der DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs) ist mit seiner Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie als Projektbeirat beteiligt.

Weitere Informationen:
Power-to-Gas-Forschungsanlage geht in Betrieb
VIDEO: quer-Beitrag aus BR-Mediathek