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Gute Nachrichten auf dem BioM-Finanzierungs-Forum: Europäische Biotech-Fonds finden neues Geld

Der Oktober scheint ein sehr guter Monat für die VC-Gesellschaften zu werden. Alleine 3 namhafte Wagniskapitalgeber konnten beeindruckende erste Closings oder gar vollständige Zeichnungen vermelden. Alle drei VC-Gesellschaften – TVM, LSP, Forbion - haben sehr aktive Business-Einheiten in München.

Dies waren erfreuliche Nachrichten auch für die rund 70 Teilnehmer des BioM-Forums „Enter and Exit: how biotechnology companies can be financed today“ am 06. Oktober. Hier zog Holger Reithinger (Forbion) aber auch den Vergleich zum Lottospielen: Bei den vielen Ideen und Projektvorschlägen, die eine VC-Gesellschaft während der Laufzeit eines Fonds zu Gesicht bekäme, könnte dennoch nur ein Bruchteil schlussendlich finanziert werden – mit einer Chance ähnlich dem 3er oder 4er im Lotto. Gerade bei der Medikamentenentwicklung würden heute häufig Konsortien von VC-Gesellschaften und weiteren Kapitalgebern gebildet, um das Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen. Für die Unternehmer bedeute dies jedoch, dass man gleich bei mehreren VC-Gebern Interesse hervorrufen muss. Nur mit einer ähnlich hohen Platzierung im internen Projektranking der Fondsmanager kann sich so ein Konsortium (Syndikat) zusammenfinden.

Der in den Niederlanden und München beheimatete VC „Forbion Capital Partners“ hatte den Reigen der guten Nachrichten in den letzten Tagen eröffnet. Vermeldet wurde das Erreichen des ersten Etappenziels für den nunmehr dritten Fond: Der Forbion Capital Fund III (FCF III) erreichte dabei 92 von schlussendlich angestrebten 150 – 200 Mio Euro.

Der neue Forbion-Fonds hat neue und bestehende Investoren in Europa, Kanada und den USA gewinnen bzw. deren Engagement ausdehnen können. Zusätzlich teilt man sich einen Teil des Risikos mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) und der Europäischen Investitionsbank, die über Beteiligungen an länderspezifischen Investitionsfonds (einem holländischen und einem bayerischen gemeinsam mit der LfA-Bank) 15 Mio. Euro in den Fonds einlegen.

Der Fonds zielt auf Investitionen in Unternehmen (etwa 12-15), die in der Biotechnologie aktiv sind, bzw. medizinische Geräte und Diagnostik entwickeln.
Forbion hat seit seiner Gründung im Jahr 1999 bisher in 56 Unternehmen investiert. Von den Beteiligungen wurden 30 bereits wieder verkauft. Forbion Managing Partner sind Sander Slootweg, Martien van Osch und Sander van Deventer. Die Partner Geert-Jan Mulder, Holger Reithinger, Christina Takke und Haupt Marco Boorsma werden das Portfolio des Fonds verwalten.

Auf dem BioM-Forum Finanzierung legte Holger Reithinger jedoch auch den Finger in die offene Wunde. Die Frage sei, wie auch eine Fondsgesellschaft mit den riskanten Biotech-Investments wieder Geld an die Investoren zurückspielen soll, wenn der Hauptweg für einen lukrativen Exit – der Börsengang – nach wie vor in Deutschland und Europa äußerst schwierig sei. Zwar ist mit den vielen Börsengängen in den USA eine – wie BioM Geschäftsführer Horst Domdey bildhaft feststellte – „Tsunamiwelle“ losgetreten, doch Ausläufer davon seien an europäischen Börsen noch kaum zu spüren. Stefan Höfer von der Deutschen Börse in Frankfurt (Main) bestätigte dies und machte dabei deutlich, dass so ein Herüberschwappen einer US-Welle auch nur ein sehr kurzer heftiger Moment sein könne. Diesen dürfe man dann nicht verpassen, wenn das Unternehmen einen positiven Börsengang erzielen wolle. Gleichzeitig arbeite die Deutsche Börse an neuen Angeboten für eine „hightech“-Vorbörse-Plattform. Damit soll qualifizierten Investoren eine frühzeitige, tiefergehende Information über und die Wahrnehmung von innovativen und interessanten Firmen ermöglicht werden. Einen „neuen Markt 2.0“ favorisiere die Deutsche Börse jedoch derzeit nicht. Im Gegenteil würden viele Firmen nach einem Listing im möglichst streng regulierten „Prime“ Standard fragen, um ein hochqualitatives und -seriöses Börsenumfeld für das eigene Unternehmen zu nutzen. Die Deutsche Börse sei aber für Anregungen offen und erkunde derzeit „best practise“-Modelle auf internationalen Börsenplätzen.

Dass Finanzierung der deutschen Biotech-Szene ein internationales Thema ist, unterstrich auch Verena Kronenberg, Baader Bank, die maßgeblich u.a. die letzte Kapitalerhöhung der Martinsrieder Medigene AG begleitet hatte. Hier habe sich gezeigt, dass gerade in Großbritannien und USA eine große Analysten-Kompetenz für die LifeSciences vorhanden sei, während gerade in Deutschland in den letzten Jahren viel davon abgebaut worden sei. Dass dann ein großer Anteil der Kapitalerhöhung durch internationale Investoren gestemmt worden sei, zeige wie wichtig der Schritt über die Grenzen für die Ansprache und die Suche nach neuen Kapitalgebern geworden ist.

Die Anwaltskanzlei JonesDay erläuterte auf dem BioM-Forum die formalen Schritte von Unternehmensgründung und Börsengang in den USA. Mit detaillierten Informationen und Beispielen wie auch Lösungswegen wurden die komplexen Anforderungen aufgezeigt.

Fehlen noch die beiden weiteren VC-Nachrichten:

Für seinen fünften Fonds hat der ebenfalls in den Niederlanden beheimatete Wagniskapitalgeber LifeSciencePartner (LSP) nun 80 Mio. Euro eingeworben und strebt weiterhin dem Ziel von insgesamt 150 Mio. Euro entgegen.

Dieser neue Fonds soll in innovative Arzneien und Medizintechnologien investieren, vor allem in Europa und den USA. Seit Gründung 1987 hat LSP, mit Hauptsitz in den Niederlanden, insgesamt 750 Mio. Euro eingeworben und ist damit 75 Firmenbeteiligungen eingegangen. Gerade in den vergangenen Jahren konnte das Unternehmen eine Reihe von Exits vermelden. Erst im März übernahm beispielsweise die britische Vectura Group die bayerische Activaero GmbH für rund 130 Mio. Euro. Die Betreuung übernehmen Martijn Kleijwegt, René Kuijten, John de Koning (alle Amsterdam), Joachim Rothe, Joerg Neermann (beide München) und Fouad Azzam (Boston).

Und schließlich konnte wiederum vor wenigen Tagen der Münchner Wagniskapitalinvestor TVM eine Erfolgsmeldung herausgeben: sein jüngster Fonds TVM Life Science Ventures VII  konnte geschlossen werden, so dass nun rund 160 Mio. Euro bereit stehen, rund 40 Mio. Euro mehr als bei der Bekanntgabe des ersten Closings im Jahr 2012.

Investiert werden soll innerhalb des TVM-„Projektportfolio-Modells“ vor allem in die frühe Medikamentenentwicklung in den Bereichen Männergesundheit, Typ II-Diabetes sowie Entzündung und Schmerz. Geographische Anlageschwerpunkte des neuen Fonds sind die Regionen Nordamerika und Westeuropa. Als Hauptinvestoren haben sich Eli Lilly and Company sowie Teralys Capital beteiligt. Zu den weiteren Geldgebern gehören die Business Development Bank of Canada, die Minnesota Life Insurance Company, CD Venture und Fondaction.

(Mit Material von www.transkript.de)