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Herzinfarkt mit 35? Ohne mich! Auftakt zur VRONI-Studie, einem Vorsorge-Screening bei Kindern auf Familiärer Hypercholesterinämie

 „Herzinfarkt mit 35? Ohne mich!“ Unter dieser Überschrift ruft das Team der VRONl-STUDIE IN BAYERN zu einem Vorsorge-Screening von Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren auf. Denn ungefähr eine von 250 Personen ist von Familiärer Hypercholesterinämie (FH) betroffen, einer erblich bedingten Störung im Cholesterinstoffwechsel. Durch eine erhöhte Konzentration von LDL-Cholesterin im Blut kommt es schon sehr viel früher als bei nicht betroffenen Menschen zu Cholesterinablagerungen in der Wand der Blutgefäße. Diese können schon in jungen Jahren zu Gefäßverschlüssen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen.
Mit einer einfachen Untersuchung von wenigen Blutstropfen kann die Erkrankung diagnostiziert und von Anfang an optimal behandelt werden, um das Risiko von Folgeerkrankungen zu reduzieren.
Mit der VRONl-STUDIE IN BAYERN soll daher im Rahmen der Kindervorsorgeuntersuchung U9 bis J1 ein flächendeckendes Screening implementiert und evaluiert werden.

Diese Studie ist ein Projekt des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (StMGP) und des Deutschen Herzzentrums München (DHM) in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) LV Bayern innerhalb des größeren Verbundprojektes "DigiMed Bayern", das sich der Verbesserung von Behandlungen von Herzerkrankungen widmet.

Aufruf an Kinderärzte

Kinder- und Jugendärzte können die Teilnahmeerklärung auf myvroni.de herunterladen und erhalten dann Blutabnahmesets und Unterlagen. Sie klären über die Erkrankung auf, bei Einverständnis der Eltern wird dem Kind Blut abgenommen, um das Cholesterin zu messen. Die Proben werden im Deutschen Herzzentrum ausgewertet, bei LDL-Werten über 135 mg/dl folgt eine genetische Untersuchung. Der Arzt erhält pro Kind eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro.
Ist der Befund positiv, kann der Arzt entscheiden, ob er die anschließende Therapie selbst begleitet oder das Kind zu einem Kardiologen überweist. Bei Fragen steht das Studienteam zur Verfügung. Um besser mit der Diagnose „chronisch krankes Kind“ umzugehen, wird den Familien eine Schulung angeboten. Mit jedem positiv getesteten Kind kann auch das betroffene Elternteil identifiziert werden. Langfristig soll das Projekt die Diagnostik und Therapiesituation für FH-Patienten verbessern.

Auftaktveranstaltung mit Experten

„Familiäre Hypercholesterinämie ist keine Bagatelle, sondern eine schwere Erkrankung, die mit einer verkürzten Lebenszeit einhergeht“, eröffnete Dr. Georg Leipold, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Regensburg, die Pressekonferenz zu dem neuen Projekt. „Das Risiko für ein Koronarereignis ist bei den Betroffenen 13-fach erhöht, viele sterben als junge Erwachsene daran.“ Die FH wird autosomal dominant vererbt und ist mit einer geschätzten Prävalenzrate von 1:250 die häufigste monogen vererbte Erkrankung. Von diesen geschätzt 270.000 Fällen, sind jedoch weniger als 10% bekannt. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie können insbesondere bei heterozygoten Patienten das Risiko für Atherosklerose und deren Begleiterkrankungen auf das Niveau der Allgemeinbevölkerung senken. In Deutschland, wie in den meisten europäischen Ländern, gibt es bisher kein entsprechendes Früherkennungsprogramm.

 

Praxistipps zur Therapie hatte Prof. Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung für Stoffwechsel und Ernährung an der Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Wir sollten nicht aufgrund einzelner Laborwerte behandeln, sicherer ist, in den folgenden Wochen erneut zu messen“, riet er. Bei Kindern funktioniere eine Therapie besser als bei Jugendlichen, weil sich in der Pubertät die Cholesterinwerte verändern und Lebensstil-Interventionen schwierig seien.

 

Weitere Informationen zur VRONI-Studie, die unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Heribert Schunkert, (DHM) durchgeführt wird (siehe auch die PDF-Dateien):

https://www.myvroni.de/

und

https://www.digimed-bayern.de/arbeitspakete/ap-3familiaere-hyper-cholesterinaemie.html