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Söders "Forschungsturbo" für Bayern

Bayerischer Ministerpräsident Markus Söder

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder: Beschleunigung der Hightech Agenda © Bayerische Staatskanzlei

Mit einem High-Tech-Förderprogramm will der Freistaat Bayern die Folgen der Coronavirus-Krise angehen. Den "Forschungsturbo" lässt sich Söder rund 900 Millionen Euro kosten.

Mit der Hightech Agenda (HTA) hatte Bayern vor einem Jahr eine Technologieoffensive gestartet. Mit 2 Mrd. Euro, 1.000 neuen Professoren und 13.000 neuen Studienplätzen will der Freistaat seine Spitzenstellung in der Forschung ausbauen. Die Hightech Agenda wird nun inhaltlich erweitert und fortentwickelt - mit der HTA plus im Umfang von rund 900 Mio. Euro in den Jahren 2021 und 2022.

Nicht nur mehr Tempo, sondern auch noch mehr Qualität will Bayern erreichen. Maßnahmen, die erst für spätere Jahre vorgesehen gewesen wären, werden vorgezogen und neue zusätzliche Projekte gestartet. Auch fließen mit dem jüngsten Kabinettsbeschluss vom 14. September 2020 weitere erhebliche Fördermittel für die Spitzenforschung.

Life Science-Campus Martinsried

So stellte Ministerpräsident Markus Söder maßgebliche Unterstützung für die Einrichtung eines Life Science-Campus Martinsried für interdisziplinäre und interaktive Forschung in den Biowissenschaften in Aussicht. Nach eigenen Angaben plant die die Max-Planck-Gesellschaft, auf dem Campus Martinsried ein neues Max-Planck-Institut für die Erforschung des Lebens zu gründen. Dabei sollen vorhandene Stärken gebündelt und neu ausgerichtet werden. Das Institut wird mit einem Äquivalent von 18 Abteilungen das größte Max-Planck-Institut überhaupt werden und sich zunächst auf die Synthese künstlicher Zellen sowie die Untersuchung des Gehirns in seiner natürlichen Umwelt (Real Life Neuroscience) fokussieren.

Fraunhofer und Roche kooperieren zu Infektionsforschung und Pandemiebekämpfung in Penzberg

Am Standort Penzberg im Süden von München ist der Aufbau einer Fraunhofer-Einheit zum Thema Infektionsforschung und Pandemiebekämpfung geplant. Hierzu wollen Roche und die Fraunhofer-Gesellschaft kooperieren. Bereits bei seinem Besuch im Mai mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Roche-Standort in Penzberg hatte Söder finanzielle Unterstützung für einen neuen Hub in Penzberg zugesagt, in dem Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für diagnostische Tests zusammengeführt und gebündelt werden sollen.

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger erklärte nun, er sehe in Penzberg alle Voraussetzungen gegeben, um ein Forschungscluster für Infektionsforschung und Pandemiebekämpfung zu schaffen. Die Fraunhofer-Gesellschaft forciert unter anderem Projekte aus dem Medizin- und Gesundheitssektor, zum Beispiel die Impfstoffentwicklung, notwendige innovative Diagnostik und Medikamentenentwicklung, die Bereitstellung von IT-Kapazitäten sowie gezielte Vorlaufforschung. Ein neues Vorhaben der Fraunhofer-Gesellschaft zu Infektionsforschung und Pandemiebekämpfung füge sich gut in diese Planung ein. Eine Kooperation mit Roche könnte diesem Projekt weiteren Vortrieb geben.

Roche könnte laut Aiwanger besonders durch seine Expertise in diagnostischer und pharmazeutischer Forschung sowie in der zielgerichteten Auswertung von medizinischen Gesundheitsdaten zum erfolgreichen Aufbau der Einheit beitragen. Aktuell werden hierzu von der Fraunhofer-Gesellschaft ein entsprechendes, bedarfsorientiertes inhaltliches Profil erstellt und eine Hochschulanbindung geklärt.

Die Fraunhofer-Gesellschaft teilte dazu mit: „Die Fraunhofer-Gesellschaft unterstützt ausdrücklich das Vorhaben der Politik, Deutschland als Standort für eine erfolgreiche Forschung in Sachen Infektions- und Pandemieforschung zu stärken und bestmöglich zu positionieren. Wir führen derzeit erste Gespräche zur Ausgestaltung von Fraunhofer-Aktivitäten am Standort Penzberg zum Thema Infektionsforschung und Pandemiebekämpfung. Zu den Ergebnissen unserer vertieften, noch laufenden Gespräche mit dem Land und weiteren Planungen werden wir voraussichtlich in einigen Wochen detaillierter kommunizieren können und bitten noch um etwas Geduld.“

"Wir freuen uns, dass die Bayerische Staatsregierung unter Federführung des Wirtschaftsministeriums die Planung eines Infektions- und Pandemie-Forschungszentrums in Penzberg vorantreibt", kommentierte Claus Haberda, Geschäftsführer der Roche Diagnostics GmbH, den Kabinettsbeschluss.

Zur Stärkung der Infektionsforschung soll außerdem der Neubau des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung in Würzburg dienen.

KI und maschinelles Lernen

Auch das ELLIS-Institut München am Helmholtz Zentrum wird von den Plänen der Bayerischen Staatsregierung profitieren. Am Standort Neuherberg wird ab 1. Oktober 2020 der Aufbau eines ELLIS-Instituts für Künstliche Intelligenz und Gesundheit begonnen. Die ersten vier Jahre werden mit Mitteln der Hightech Agenda in Höhe von 20 Millionen Euro finanziert. Das European Lab for Learning and Intelligent Systems (ELLIS) verstärkt damit sein Netzwerk unabhängiger Einheiten, die Grundlagenforschung in künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) betreiben. "ELLIS München bietet Spitzenkompetenz im angewandten maschinellen Lernen, Zugang zu einzigartigen relevanten Daten, ein inspirierendes Umfeld und die Voraussetzungen, Industriepartnerschaften zu generieren“, erklärte Prof. Fabian Theis (Institute of Computational Biology und Helmholtz AI - Helmholtz Zentrum München), der die Einheit gemeinsam mit Daniel Cremers (TUM) und Massimo Fornasier (TUM) leitet.

Der beschleunigte Aufbau von Forschungsinfrastruktur bei KI soll außerdem am Fraunhofer-Institut für kognitive Systeme in Garching (derzeit ist das neue Institut noch in München angesiedelt) sowie durch den Aufbau einer KI-Fabrik an der Munich School of Robotics and Machine Intelligence stattfinden.

Die weiteren Fördermaßnahmen sind hier nachzulesen: Bericht aus der Kabinettssitzung vom 14. September 2020