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Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft drängt auf digitale Patientenakte

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Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vwb) stellte auf dem Kongress des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft Mitte Juli in München die Studie "Gesundheit und Medizin - Herausforderungen und Chancen" vor. Der Zukunftsrat präsentierte seine daraus resultierenden Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. So soll die Digitalisierung das Gesundheitswesen effizienter machen und Kosten senken.

Die 115-seitige Studie "Gesundheit und Medizin - Herausforderungen und Chancen" wurde im Auftrag der vbw von Prognos erstellt. Sie zeigt die zentralen Trends im Gesundheitssystem, beleuchtet Chancen und Potenziale von neuen Technologien und Digitalisierung und verdeutlicht die Bedeutung des Standorts Bayern für die Wirtschaft.

Mit Digitalisierung Kosten senken

Das deutsche Gesundheitssystem verschlinge jährlich über einer Milliarde Euro pro Tag, mahnt Alfred Gaffel, vbw Präsident und Vorsitzender des Zukunftsrats. Die hohen Kosten, die auch aufgrund des demografischen Wandels weiter steigen werden, möchte er mit Digitalisierung senken: "Die Digitalisierung wird das Gesundheitswesen effizienter machen und damit die bestehende Über-, Unter- und Fehlversorgung abbauen sowie dabei helfen, die Kosten besser in den Griff zu bekommen", ist Gaffal überzeugt.

Als substanziell sieht er die flächendeckende Erfassung, Speicherung, Verknüpfung und Nutzung der Patientendaten in einer digitalen Patientenakte. Die Vorteile sind für Gaffel offensichtlich: ein besserer Informationsfluss zwischen allen Akteuren und Ärzten, schneller Zugriff auf alle Befunde und damit die Vermeidung von belastenden Mehrfachuntersuchungen sowie ein reduziertes Risiko gefährlicher Wechselwirkungen zwischen Medikamenten. Doch trotz Milliardeninvestitionen bleibe die in Deutschland eingeführte elektronische Gesundheitskarte noch immer weit hinter den heutigen technischen Möglichkeiten. "Die elektronische Gesundheitskarte muss jetzt umgehend eingesetzt werden", fordert Gaffal und betonte: "Die Datenhoheit bleibt beim Patienten. Er kann behandelnden Ärzten, Krankenhäusern oder Dritten Zugriff auf die Daten gewähren. Gleichwohl müssen wir anonymisierte oder pseudonymisierte Daten umfassend auch für die Forschung nutzbar machen."

Auch Professor Dr. Wolfgang A. Herrmann, Präsident der Technischen Universität München und ebenfalls Vorsitzender des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft sieht großes Potential in der Digitalisierung: "In der älter werdenden Gesellschaft hat Gesundheit eine verlängerte Zeitdimension. Altersbedingte Erkrankungen können wir durch den Fortschritt der medizinischen und technischen Forschung eindämmen. Dabei helfen die digitalen Technologien, die personalisierte Medizin über alle Lebensphasen zur Wirklichkeit werden zu lassen - einschließlich der Präventivfaktoren, die auf den individuellen Wirkungen von Bewegung und Ernährung beruhen."

Bayern stark in Diagnostik, noch mehr Investitionen in Pharma gewünscht

Laut der vorgestellten Studie leistet Bayern einen großen Beitrag zur deutschen Gesundheitswirtschaft. "Die Gesundheits- und Medizintechnologien zählen zu Bayerns Schlüsseltechnologien und haben große wirtschaftliche Bedeutung. Die deutsche Gesundheitswirtschaft ist eine echte Querschnittsbranche und schuf im Jahr 2016 fast 260 Milliarden Euro an Wertschöpfung, in Bayern waren es fast 38 Milliarden Euro“, erklärte Gaffel. In der bildgebenden Diagnostik sei Bayern beispielsweise Spitzenführer im globalen Vergleich. Gaffel wünsche sich aber wieder mehr Forschungsaufwendungen im Bereich Pharma – in Bayern wie bundesweit.

Weitere Informationen

www.vbw-zukunftsrat.de