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Verleihung des 3. m4-Awards an bayerische Forschergruppen in der Münchner Residenz

Am 1. Dezember 2015 verlieh Staatssekretär Franz Josef Pschierer (bay. Wirtschaftsministerium) in der Münchner Residenz den m4 Award. Mit diesem Preis zeichnet das bayerische Wirtschaftsministerium fünf innovative biomedizinische Forschungsprojekte aus, die das Potential dazu haben, in eine Unternehmensgründung zu münden. Für die sogenannte „Pre-Seed-Phase“ vor der Gründung stellt der Freistaat den Gewinnern rund 500.000 Euro für zwei Jahre zur Verfügung.

vergrößerte Ansicht der 5 Gewinnerteams (klicken)

Im Bild v.l.n.r.: Prof. Fabian Theiss, Dr. Nikola Müller, Martin Preusse (alle Helmholtz Zentrum München), Dr. Michael Hudecek, PD Dr. Caroline Jung-Sievers (beide Universitätsklinikum Würzburg), Julia Wegner, PD Dr. Felix Hausch (beide Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München), Prof. Horst Domdey (BioM), Franz Josef Pschierer(Staatssekretär bayr. Wirtschaftsministerium), Prof. Dr. Marion Subklewe (Klinikum der Universität München, LMU), Dr. Nadja Fenn, Prof. Karl-Peter Hopfner (beide Genzentrum LMU, München), Prof. Harald Wajant, Prof. Andreas Beilhack (beide Universitätsklinikum Würzburg)

Den Ursprung hat der m4 Award im „Münchner Spitzencluster m4“, einem von Bund und Land gemeinsam im Großraum München finanzierten Programm zur Förderung der „personalisierten Medizin“. Bereits bei der Etablierung wurde dieser Wettbewerb mit den Mitteln des Bayerischen Wirtschaftsministeriums auf den gesamten Freistaat ausgedehnt.


Auch in der dritten Ausschreibungsrunde wurden wieder 5 Gewinnerteams aus bayerischen Universitäten, Forschungseinrichtungen oder Kliniken ausgewählt. Drei der ausgezeichneten Teams entwickeln Immuntherapien der nächsten Generation, die sich gegen Krebserkrankungen richten. Diese nutzen das Immunsystem des Patienten, um die Tumorzellen zu zerstören. Die neuartigen Immuntherapien werden derzeit international intensiv erforscht und mit großen Hoffnungen verknüpft. Ein weiteres Team arbeitet an Medikamenten zur Behandlung von Fettleibigkeit, die bisher nur unzureichend und oft mit Nebenwirkungen therapierbar ist. Eine Preisträgerin erstellt eine Software, die die Entwicklung von Medikamenten durch die Analyse großer und diverser Datenmengen unterstützen soll.

„Für Bayern als Hochtechnologiestandort sind Forschung und Entwicklung von zentraler Bedeutung. Es geht aber auch um den Transfer in innovative Produkte und Technologien. Das ist die Basis, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können.“, erläutert Staatssekretär Pschierer. „Der m4 Award ist ein passgenaues Werkzeug, das die schwierigen Rahmenbedingungen im medizinischen Bereich berücksichtigt. Wir prämieren damit die besten Ideen und unterstützen sie auf dem Weg von der Forschung zur Anwendung. So schaffen wir echten Nutzen für die Patienten und das deutlich schneller.“

BioM, die Netzwerkorganisation der bayerischen Biotechnologie Branche, organisiert den m4 Award seit 2011. Prof. Horst Domdey, Geschäftsführer der BioM kommentiert: „Es war wieder kein leichtes Unterfangen für unsere Jury, sich bei den 40 exzellenten Einreichungen für die besten fünf zu entscheiden. Die Inhalte zeigen überdeutlich, dass die biomedizinische Forschung in Bayern am Puls der Zeit agiert. Wir freuen uns, die Gewinner auch bei den nächsten Schritten zu begleiten.“

Es wird 2016 eine weitere Ausschreibungsrunde mit dem Fokus auf Medizintechnik geben, welche durch Medical Valley EMN e.V. koordiniert werden wird. In der Folge sollen beiden Organisationen im jährlichen Wechsel des Themenfokus den Wettbewerb organisieren und den Award verleihen.

Die Preisträger des m4 Award mit kurzen Projektbeschreibungen

Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack und Prof. Dr. Harald Wajant;
Universitätsklinikum Würzburg


TR-X – Ein molekularer Schalter zur Regulierung der Immunantwort
Tumorassoziierte regulatorische T-Zellen (Tregs) unterdrücken die Funktion des Immunsystems. Dadurch entziehen sich viele Krebszellen dem Zugriff der körpereigenen Abwehrkräfte. Prof. Andresas Beilhack und Prof. Harald Wajant arbeiten an der Entwicklung von Medikamenten, die diese Tregs blockieren. So soll das Immunsystem des Patienten für die Bekämpfung des Tumors reaktiviert werden. Die Blockierung oder Zerstörung der Tregs soll mit Hilfe monoklonaler Antikörper erreicht werden, die gegen einen für die Funktion der Tregs wichtigen Rezeptor gerichtet sind.



Dr. Nadja Fenn und Prof. Karl-Peter Hopfner; Genzentrum LMU München
Prof. Marion Subklewe; Klinikum der Universität München


A new antibody derivative that simultaneously targets tumor cells and locally inhibits immune checkpoints

Das Immunsystem erkennt körpereigene Zellen, die nicht angegriffen werden dürfen, an Molekülen, die im allgemeinen als "marker of self" bezeichnet werden. Viele Krebszellen verstecken sich vor dem Immunsystem, in dem sie die "marker of self" in hoher Zahl auf ihrer Oberfläche tragen. Der Ansatz von Dr. Fenn, Prof. Hopfner und Prof. Subklewe ist es, diese Tarnung auszuschalten und das Immunsystem des Patienten zu aktivieren. Dazu wird ein künstlicher Antikörper entwickelt, der spezifisch Krebszellen erkennt, Immunzellen mobilisiert und zugleich die Unterdrückung des Immunsystems aufhebt.



PD Dr. Felix Hausch
Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München


Procera Pharmaceuticals - first-in-class therapies for endocrine disorders

Fettleibigkeit ist eine ernste Erkrankung mit zahlreichen Folgeerkrankungen, an der aktuell 175 Mio. Menschen leiden. Die derzeitigen medikamentösen Therapieoptionen führen nur zu einem geringen Gewichtsverlust und haben oft schwere Nebenwirkungen. Dr. Felix Hausch und Kollegen erforschen eine neue Klasse von Medikamenten, sogenannte selektive FKBP51-Inhibitoren. Diese Wirkstoffe können oral eingenommen werden und wirken lokal in Muskeln und Fettgewebe. Da sie nicht ins Gehirn gelangen, sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen zu erwarten. Mit Hilfe der Förderung soll der Wirkstoff optimiert und umfangreiche präklinische Daten erhoben werden.



Dr. med. Michael Hudecek
Universitätsklinikum Würzburg


Personalisierte Krebsimmuntherapie mit UltraModularCARTM T-Zellen einer neuen Generation

Ein Problem der Krebstherapie ist, das Krebszellen für das Immunsystem des Patienten (so gut wie) „unsichtbar“ sind und nicht angegriffen werden. CAR steht für chimeric antigen receptor, ein aus verschiedenen Bausteinen zusammengesetztes Molekül, das wie ein Sensor an Krebszellen binden kann. Ein neuer Ansatz der Krebstherapie ist es, die Immunzellen des Patienten, sogenannte T-Zellen, mit den CAR „auszurüsten“, damit sie Krebszellen erkennen und zerstören können. Dr. med. Michael Hudecek arbeitet an einer neuen Generation von CAR T-Zellen, die eine stärkere Antitumorwirkung haben und zugleich eine überschießende Reaktion des Immunsystems verhindern.



Dr. Nikola Müller, Martin Preusse, Prof. Dr. Dr. Fabian Theis;
Helmholtz Zentrum München, Dt. Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt


KNOWING - Turning Big Data into Personalized Therapies

Die Lebenswissenschaften sind mit einer riesigen Datenmenge konfrontiert, die sich zudem durch eine große Datenvielfalt auszeichnet. Um zielgerichtete Medikamente entwickeln zu können, müssen sehr verschiedenartige Daten verknüpft werden, z.B. über Gene, Stoffwechsel und Gewebeuntersuchungen. Das Team um Dr. Nikola Müller arbeitet an einer Software, die diese Datenflut speichert, automatisch verknüpft und neue Biomarker und Wirkstoffe entdeckt. Damit soll der rasant wachsende Wissensschatz nutzbar gemacht und die Medikamentenentwicklung beschleunigt werden.

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Projektteam m4 Award:
Dr. Petra Burgstaller & Christina Enke-Stolle
BioM Biotech Cluster Development GmbH
Am Klopferspitz 19a, 82152 Martinsried
Email: burgstaller@bio-m.org
Email: enke-stolle@bio-m.org
Tel. (+49) (0)89 / 89 96 79 0