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SPRIND-Förderung für m4 Award Gewinner Plectonic und seinen Nanoschalter zur gezielten Tumorbekämpfung

Dr. Benjamin Kick, Dr. Klaus Wagenbauer und Dr. Jonas Funke (v.l.n.r.) von Plectonic Biotech haben eine SPRIND-Förderung für ihr Nano-Werkzeug zur Tumorbekämpfung erhalten.

Plectonic Biotech aus München erhält eine Finanzierung der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND. Das Start-up, ein Spin-off der Technischen Universität München hat einen Nanoschalter entwickelt, der Immunzellen mit Tumorzellen verbindet. So sollen Immuntherapien gegen Krebs gezielter und mit weniger Nebenwirkungen möglich werden. 2019 hat das Team für seine Entwicklung den Vorgründungswettbewerb m4 Award gewonnen.

Antikörper-basierte Krebs-Immuntherapien haben großes Potenzial für die Behandlung von Tumorerkrankungen. Allerdings kann eine Überstimulation des Immunsystems zu Nebenwirkungen führen, aufgrund deren man die Therapie abbrechen muss. Diese Überstimulation hat zwei Ursachen: Zum einen sind die Zielantigene oft sowohl auf dem Tumorgewebe, als auch auf dem gesunden Gewebe vorhanden. Zum anderen sind die Antikörper im ganzen Körper aktiv und nicht nur lokal am Tumor.

Das Plectonic Biotech-Team um die Gründer Dr. Klaus Wagenbauer, Dr. Jonas Funke, Dr. Benjamin Kick und Prof. Hendrik Dietz hat deshalb einen „An/Aus-Schalter“ für Antikörper entwickelt, um die Spezifität und Effektivität von Immuntherapien bei Krebs zu verbessern und somit auch Nebenwirkungen zu verringern.

Dabei handelt es sich um einen ultra-miniaturisierten, aus DNA produzierten Nanoschalter. Der Nanoschalter erkennt spezifisch Tumorzellen und bindet daran. Dabei wird gewissermaßen ein Schalter umgelegt, der auf der gegenüberliegenden Seite andere Antikörper aktiviert, die zuvor verborgen waren. Diese werden von körpereigenen Immunzellen erkannt, die so für die Bekämpfung der Krebszellen rekrutiert werden.

Damit kann das Immunsystem zielgerichtet und gewissermaßen „on demand“ Tumorzellen bekämpfen. Dies führt zu einer geringeren Aktivität auf gesundem Gewebe und damit zu weniger Nebenwirkungen.

2019 erhielt das Team von der Technischen Universiät München für seine Entwicklung den mit insgesamt 2,5 Mio. Euro dotierten Vorgründungspreis m4 Award, der seit 2011 von BioM koordiniert wird. Der Award richtet sich an akademische Forschungsprojekte mit Ausgründungspotenzial im Bereich der Biomedizin. Anfang 2022 wurde Plectonic dann gegründet.

Mit DNA-Origami-Technologie zur LOGIBODY-Plattform

"Mit dieser Technologie können wir Krebs- und Immunzellen derart in Verbindung bringen, dass das Immunsystem nur dann den Kampf aufnimmt, wenn eine Tumorzelle identifiziert wurde. So wollen wir eine geringere Aktivität im gesunden Gewebe und damit weniger Nebenwirkungen der Immuntherapien erreichen", sagt Klaus Wagenbauer. Auf dem Schalter können unterschiedliche Antikörper eingesetzt werden, die auf die verschiedenen Tumorarten ausgerichtet sind. Aufgrund der Wenn-Dann-Logik hat das Team den Schalter LOGIBODY (LOGIc-gated antiBODY) genannt.

Das Gerüst von LOGIBODY wird aus DNA konstruiert. Das Forschungsteam nutzte dafür die langjährige Erfahrung mit der sogenannten DNA-Origami-Technologie, die maßgeblich am Lehrstuhl für Biomolekulare Nanotechnologie der TUM vorangebracht wurde. Dabei wird DNA als Baustoff für Werkzeuge in Nanogröße genutzt.

In Zusammenarbeit mit Pharmaunternehmen will das Start-up nun neue Therapeutika gegen verschiedene Tumorerkrankungen entwickeln. Ziel der Zusammenarbeit von SPRIND und Plectonic ist die Durchführung der Studien, die für eine sogenannte IND-Anmeldung (investigational new drug) und für den Start einer klinischen Phase-1-Studie notwendig sind. Die Finanzmittel kommen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und werden als Darlehen zur Verfügung gestellt. Die 2019 gegründete Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND will eine Lücke in der deutschen Innovationslandschaft schließen. Sie findet neue, bahnbrechende Technologien und stellt gleichzeitig sicher, dass die Wertschöpfung der daraus entstehenden Unternehmen und Industrien in Deutschland und Europa bleibt.