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1,2 Mio. Euro EXIST-Förderung für Ulmer Forscher: Neuartiges Protein verhindert Angriffe auf Immunsystem

Matteo Mohr und Dr. Arthur Dopler erhalten 1,2 Millionen Euro aus dem EXIST-Forschungstransfer-Programm (Foto: Melanie Kamrath)

Die Ulmer Unternehmensgründer Dr. Arthur Dopler und Matteo Mohr erhalten 1,2 Mio. Euro für zwei Jahre aus dem EXIST-Forschungstransfer-Programm. Das Förderprogramm des Bundes und der EU unterstützt Gründungsvorhaben, die mit hohem Risiko und Entwicklungsaufwand verbunden sind. In dem geförderten Projekt geht es um ein neuartiges Protein, das Fehlregulationen in der Immunabwehr beheben soll.

Speziell im Fokus steht dabei das sogenannte Komplementsystem, ein Teil des angeborenen Immunsystems, dessen Fehlfunktion mit gravierenden Krankheiten verbunden ist. Wenn das Immunsystem massiv gegen körpereigene Zellen anstatt gegen Krankheitserreger vorgeht, hat der Körper ein Problem: Schwerwiegende Organ- und Gewebeschäden sind die Folge. Die Ursache hierfür liegt häufig in genetisch bedingten Fehlregulationen, wodurch lebensbedrohliche Krankheiten ausgelöst werden, die bisher nur unzureichend oder gar nicht behandelt werden.

Bei dem Ulmer Startup, das pharmakologische und biomedizinische Forschung verbindet, dreht sich alles um ein vielversprechendes Protein, das in der Lage ist, Fehlregulationen in einem Teil des angeborenen Immunsystems – dem Komplementsystem – abzuwenden. Nun erhält die Ausgründung aus dem Universitätklinkum Ulm eine Förderung durch das Programm EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) der Europäischen Union in Höhe von 1,2 Millionen Euro für die Dauer von zwei Jahren.

Mit diesem Geld soll es gelingen, das neuartige Protein zu produzieren, es biochemisch und biophysikalisch zu charakterisieren und dessen Wirksamkeit in vivo nachzuweisen. Ziel der Gründer Matteo Mohr und Dr. Arthur Dopler ist es, das Molekül in die klinische Anwendung zu bringen, um Erkrankungen des Komplementsystems wirkungsvoller und zugleich schonender zu behandeln. Zum klinischen Bild solcher Erkrankungen gehören beispielsweise die Auflösung roter Blutkörperchen, die verstärkte Neigung zu Blutgerinnseln sowie die Schädigung der Blutgefäßinnenwände oder der Nierenfunktion.

Überreaktionen des Immunsystems führen zu lebensbedrohlichen Erkrankungen

Aufgabe des Komplementsystems als Teil des angeborenen Immunsystems ist es, Krankheitserreger zu bekämpfen sowie alte und beschädigte Zellen zu eliminieren. Das Netzwerk aus über 40 verschiedenen Proteinen kann über unterschiedliche Aktivierungswege aktiviert werden. Durch Genmutationen, aber auch durch Transplantationen kann es allerdings zu Fehlregulationen kommen, die lebensbedrohliche Erkrankungen zur Folge haben.

Das neuartige Molekül soll nun dafür sorgen, dass ein fehlreguliertes Komplementsystem wieder richtig reguliert wird. Das neu entwickelte Regulatorprotein basiert auf natürlich vorkommenden Proteinen des Komplementsystems und vereint deren Eigenschaften in einem einzigartigen Molekül. Dieser innovative Regulator kann aufgrund seiner Enzym-ähnlichen Wirkweise eine Vielzahl von Zielmolekülen deaktivieren, ohne dabei „verbraucht“ zu werden.

Im Vergleich zu den bereits verfügbaren Therapien ist dies ein großer Vorteil, da das neuartige Molekül eine sehr hohe Wirksamkeit aufweist. Zudem ermöglicht es die Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten und wirkt genau dort, wo es wirken soll.

Das Team um die Ulmer Forscher wird in den nächsten zwei Jahren außerdem einen Businessplan erarbeiten, die Unternehmensgründung vorantreiben und sich um eine Anschlussfinanzierung kümmern.