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3rd Munich Biomarker Conference - Personalisierte Medizin kommt im Klinikalltag an

München, 28.11.2013. Auf der 3rd Munich Biomarker Conference am 26. bis 27. November trafen sich über 200 Experten der Personalisierten Medizin aus Wissenschaft, Klinik und Industrie. Die von der Münchner Netzwerkorganisation BioM ausgerichtete Konferenz hat sich über die letzten drei Jahre zu einer europäischen Netzwerkveranstaltung gemausert, die für die Übertragung von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung und wirtschaftliche Nutzung eine wirksame Plattform bietet.

Das Vortragsprogramm beleuchtete das Thema Personalisierte Medizin aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Disziplinen: Es wurden neue Technologien für die Identifizierung von Biomarkern vorgestellt, patentrechtliche Aspekte erläutert und Beispiele aus der klinischen Praxis gegeben. Dabei standen die Indikationen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes im Fokus. Ein Ausstellungsbereich mit 21 Unternehmen und 27 wissenschaftlichen Postern rundete das Programm ab. Im Rahmen der Posterausstellung wurden zwei Auszeichnungen verliehen. Die Preisträger sind Oliver Hoffmann von der SpheroTec GmbH in München und Julia Butscheid von der Biognosis AG, Zürich. Das One-2-One Partnering System wurde intensiv zur Kontaktaufnahme genutzt und führte zu einer lebhaften Interaktion der Teilnehmer.

Kristin Pothier von Ernst & Young, Boston USA, eröffnete die Konferenz mit einem Vortrag aus wirtschaftlicher Perspektive. Der Abschied vom Blockbuster-Modell sei vielen Firmen nicht leicht gefallen, doch die personalisierte Medizin entwickle sich mehr und mehr zum Standard in der pharmazeutischen Entwicklung. Das Augenmerk liege auf der Entwicklung von zielgerichteten Therapien, die ganz spezifisch auf bestimmte Zielmoleküle wirken und für eine bestimmte Untergruppe von Patienten geeignet sind. Derzeit handele es sich schon bei mehr als 40% der in Entwicklung befindlichen Krebsmedikamente um solche zielgerichteten Therapieansätze. Mit dem steigenden Wissen über die molekularen Eigenschaften und Ursachen der Erkrankung steige aber auch die Komplexität. In Zukunft werden Ärzte aus einer Vielzahl von zielgerichteten Therapien wählen können und für einzelne Patientengruppen noch die optimale Therapiekombination ermitteln müssen. Der Bedarf an IT-gestützten Entscheidungshilfen sei daher groß. Leider seien die Informationssysteme im Krankenhaus in der Regel bisher nicht auf diese Entwicklung vorbereitet. Innovative IT-Systeme seien auch notwendig, um das Verhalten der Patienten zu unterstützen, z.B. durch Aufzeichnung der Vitalfunktionen und passende Medikationsempfehlungen. Mehr Eigenverantwortung der Patienten und eine ergebnisorientierte Vergütung seien die Schlüsselelemente eines zukunftsorientierten, nachhaltigen Gesundheitswesen.

Finanzierung und Wirtschaftlichkeit

Auf die häufig gestellte Frage nach möglichen Kostensteigerungen durch personalisierte Medizin ging auch Thomas Singer von Hoffman-La Roche in Basel ein. Er verdeutlichte, dass man nicht nur die zusätzlichen Kosten betrachten dürfe, die durch eine Biomarker-Entwicklung verursacht werden, sondern man müsse besonders die Effektivitätssteigerung der Medikamentenentwicklung anerkennen. In den frühen Phasen unterstützen Biomarker die Entscheidung, welche Entwicklungsprogramme fortgeführt und welche eingestellt werden sollten. Passe das Verhalten des Biomarkers beispielsweise nicht zur biologischen Hypothese sei dies ein deutliches Warnsignal. Biomarker für die Verträglichkeit von Medikamenten hätte dazu beigetragen, die sicherheitsbedingten Ausfallraten drastisch zu senken.

 Wie sich Wissenschaft und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen lassen, zeichnet sich hingegen im Bereich genombasierte Diagnostik noch nicht ab: Ein wiederkehrendes Thema in verschiedenen Vorträgen war die Notwendigkeit, das bisherige Vorgehen sequenzieller Biomarkertests durch multiplexe, parallele Biomarkerpanele abzulösen. Über die wissenschaftliche Notwendigkeit herrschte große Einigkeit. In der Onkologie z.B. reiche das Biopsiematerial nur für wenige Testdurchläufe und der Zeitverlust für den Patienten ist nicht hinnehmbar. Zudem ist eine Testung von mehreren Begleitdiagnostika nicht finanzierbar. Ungelöst sind auch Fragen nach der Exklusivität, Lizenzrechten, Validierung und Erstattung. Ohne ein tragfähiges wirtschaftliches Modell werde den forschenden Unternehmen Anreize genommen, auch in Zukunft Biomarker zu entwickeln. Dies wäre ein großer Verlust für die Wissenschaft, allen voran für die Patienten.

Die 4th Munich Biomarker Conference wird die spannende Diskussion um die Personalisierte Medizin fortsetzen und insbesondere internationale Ansätze für mehr Patientennutzen stärker einbeziehen. Die nächste Munich Biomarker Conference findet am 25. und 26. November 2014 in der bayerischen Landeshauptstadt statt.

Kontakt:

Dr. Almut Windhager
BioM Biotech Cluster Development GmbH

www.m4.de/mbc

 (dort auch Bilder und weitere Informationen)