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Bayerischer Forschungsnachwuchs erhält europäische Förderung: Freistaat mit 17 ERC Starting Grants Deutschlands Nummer eins, 11 Grants gehen an Life Science-Projekte

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Bayerns Forschungsnachwuchs ist Nummer eins in Deutschland: Insgesamt 17 Projekte von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg einschließlich des Uniklinikums Erlangen (4), der Technischen Universität München (9), der Universität Regensburg (2) der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg erhalten die begehrten ERC Starting Grants 2023 des Europäischen Forschungsrat (ERC).

11 Projekte sind im Bereich der Life Sciences angesiedelt und beschäftigen sich u.a. mit Virtual/Augmented Reality-Lösungen für die Gehirn-Chirurgie, epigenomische Biomarker für Krebsfrüherkennung bzw. Tumorklassifizierung und spinale Motoneuronen, die gelähmten Gliedmaßen eine verbesserte motorische Fähigkeit ermöglichen sollen.

Folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an bayerischen Hochschulen erhalten in der Auswahlrunde 2023 ERC Starting Grants und damit eine Fördersumme von 1,5 Millionen Euro über fünf Jahre:

 

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Prof. Dr.-Ing. Silvia Budday, Lehrstuhl für Kontinuumsmechanik (Schwerpunkt Biomechanik) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sie erforscht das Verhalten extrem weicher Materialien unter mechanischen Einflüssen. Ziel des MAGERY-Projekts ist es, Schädigungen von Gehirnzellen durch mechanische Belastung, zum Beispiel bei einer Gehirn-OP, durch Virtual beziehungsweise Augmented Reality-Lösungen zu verhindern.

Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio, Professur für Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing möchte spinale Motoneuronen als bidirektionale Schnittstellen nutzen, um mit Deep-Learning-Methoden und Hunderten Sensoren Assistenzsysteme zu verbessern, die eine Wiederherstellung der motorische Funktion gelähmter Gliedmaßen ermöglichen.

Im ERC Starting Grant-Projekt BRAINMASTER möchte Prof. Dr. Danijela Gregurec, Juniorprofessorin für Sensory Sciences (am Chair for Aroma und Smell Research) an der FAU, eine innovative bimodale, drahtlose, minimal-invasive Technologie, basierend auf magnetischen Nanopartikeln, zur neuronalen Modulation entwickeln, mit der neurologische Erkrankungen wie Depression, Parkinson oder Demenz räumlich und zeitlich präzise behandelt werden können.

 

Universitätsklinikum Erlangen

Dr. Ferdinand Knieling vom Lehrstuhl für Innere Medizin I und Lehrstuhl für Kinderheilkunde an der FAU (Universitätsklinikum Erlangen) möchte eine nicht-invasive, optische Bildgebungsmethode weiterentwickeln, die frühzeitig Entzündungsprozesse im Darm erkennt und lokalisiert. Knieling und sein Team möchten hierzu neue Kontrastmittel entwickeln, die nicht absorbiert werden, den entzündeten Bereich markieren und durch den molekular-sensitiven Ultraschall aufgespürt werden.

Ludwig-Maximilians-Universität München

In seinem ERC-Projekt EpiCblood arbeitet Wissenschaftler Dr. Rodrigo Villaseñor vom Biomedizinischem Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München an der Krebsfrüherkennung und Tumorklassifizierung durch zirkulierende zellfreie Nukleosomen als epigenomische Biomarker im Blut.

 

Technische Universität München

Prof. Dr. Carina Baer de Oliveira Mann, Professorin für Biomolekulare Kryo-Elektronenmikroskopie an der TUM School of Natural Sciences und ihr Team erforschen in ihrem Projekt Wege, mittels Enzymen zyklische Dinukleotide herzustellen, die als sekundäre Botenstoffe für die Zelle Signale innerhalb der Zelle verstärken und sie an die richtigen Stellen leiten, um etwa Immunantworten auszulösen oder Prozesse wie die Zelldifferenzierung zu regulieren. Zyklisches GMP-AMP (cGAMP) ist bisher das einzige bekannte zyklische Dinukleotid und gilt als ein vielversprechender Kandidat für die Entwicklung von (Krebs-)Medikamenten oder als unterstützender Inhaltsstoff bei Vakzinen.

Prof. Dr. Kristen Kozielski ist Professorin für Neuroengineering-Materialien und Leiterin des Elite-Masterprogramms für Neuroengineering. Sie erforscht, wie Neuroelektroden zur Behandlung von Krankheiten wie Parkinson oder bei Rückenmarksverletzungen eingesetzt werden können. Nanoelektroden greifen in das Nervensystem ein und können so Muskelbewegungen steuern oder das Schmerzempfinden lindern. Bislang kommt die Nervenstimulation nur vereinzelt als Therapie infrage, da die Implantate sehr groß und komplex sind. Die von Kozielski entwickelten Implantate könnten aufgrund ihrer geringen Größe einfacher transplantiert werden und benötigen keine Batterie, sondern werden vom umliegenden Gewebe mit Strom versorgt.

Im Projekt SpaRC will Dr. Michael Ratz untersuchen, welchen Einfluss das Erbgut auf das Konnektom hat, also die Gesamtheit der neuronalen Verbindungen eines Gehirns. Durch genetisch veränderte Viren stattet er jedes Neuron im Gehirn einer Maus mit einem genetischen Barcode aus, worüber er verfolgt, mit wem ein Neuron kommuniziert. Um herauszufinden, welche Gene in den verknüpften Neuronen aktiv sind, will Ratz das Verfahren mit räumlich aufgelöster RNA-Sequenzierung kombinieren. Mit diesem neuen Werkzeug will Ratz mehr über die Auswirkungen bestimmter genetischer Variationen herausfinden. Sein besonderes Interesse gilt dabei den Grundlagen von Autismus-Spektrum-Störungen.

Dr. Florian Praetorius Ziel ist es, eine neue Klasse von designten Nanomaterialien zu schaffen, die die Vorteile des Proteindesigns und der DNA-Nanotechnologie kombinieren: Nukleinsäure-templierte Proteinanordnungen. Er stellt sich vor, dass diese Technologie sowohl in der Grundlagenwissenschaft als auch in eher angewandten Bereichen wie der Entwicklung von Impfstoffen, die gegen mehrere Krankheitserreger eingesetzt werden können, nützlich sein könnte.


Weitere Gewinner an der Technische Universität München sind:

  • Daniel Keefer: Quantum Controlled X-ray Spectroscopy of Elementary Molecular Dynamics
  • Mrinalini Kochupillai: Blockchain4Biodiversity - A Digital Farmers’ Market Incentivizing Sustainable Innovations with Indigenous Seeds
  • Christoph Meier: Accelerated Additive Manufacturing: Digital Discovery of a New Process Generation
  • Janina Isabell Steinert: Disentangling and Preventing Economic Violence against Women
  • Golo Storch: Artificial Catalysts for Endergonic Reduction by Electron Bifurcation

 

Universität Regensburg:

Der Regensburger Professor für Synthetische Mikrobiologie, Prof. Dr. Markus Jeschek, beschäftigt sich mit der datengetriebenen Entwicklung neuartiger Biosensoren, die aus Proteinen oder RNA bestehen und zur vereinfachten Detektion industrieller Produktmoleküle (z.B. Grundchemikalien, Geschmacks-/Geruchsstoffe) eingesetzt werden sollen. Die Biosensoren können eingesetzt werden, um nach neuen mikrobiellen Produktionsstämmen zu suchen, welche eben dieses Produkt herstellen. Durch eine einzigartige Kombination experimenteller Verfahren mit KI soll computergestützte Design von neuartigen Biosensoren möglich werden.

Weitere Gewinner an der Universität Regensburg sind:

  • Claudius Zibrowius: Cut-and-paste conjectures and multicurves

 

Julius-Maximilian-Universität Würzburg

Jakob Zimmermann arbeitet an künstlich hergestellte Symbionten, die das Gedächtnis von T-Zellen im Darm und seine (Fehl-)Regulierung aufklären.

 

ERC Starting Grants fördern herausragende Projekte mit bis zu 1,5 Millionen Euro

Bei den ERC Starting Grants handelt es sich um eine renommierte Förderung für herausragende Forschungsprojekte in Höhe von bis zu 1,5 Millionen Euro. Sie wird jährlich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Das Geld dient unter anderem zum Aufbau einer akademischen Arbeitsgruppe für das jeweils prämierte Forschungsprojekt.

Von den insgesamt 400 diesjährigen Gewinnerprojekten aus den teilnahmeberechtigten Ländern werden 87 von Forscherinnen und Forschern in Deutschland betreut. Deutschland ist damit insgesamt das erfolgreichste Teilnehmerland.