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BioNTech und Medigene entwickeln zusammen T-Zell-Rezeptor-Immuntherapien gegen Krebs

T-Zell-Rezeptor-Immuntherapien gegen Krebs

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Das Mainzer Unternehmen BioNTech SE und das Martinsrieder Biotechnologieunternehmen Medigene AG wollen zusammen im Rahmen einer globalen Kollaboration T-Zell-Rezeptor-basierte Immuntherapien zur Behandlung von Krebs entwickeln. Im Zuge der Vereinbarung erhält Medigene eine Vorabzahlung in Höhe von 26 Millionen Euro und Anspruch auf Meilensteinzahlungen.

Die T-Zell-Therapie hat sich zu einer vielversprechenden Behandlung von Krebspatienten entwickelt. Dieser immuntherapeutische Ansatz versucht die bestehende Toleranz gegenüber den Krebszellen und die Tumor-induzierte Unterdrückung einer Immunantwort zu überwinden. Hierfür werden der Patientin oder dem Patienten T‑Zellen entnommen und mit Tumor-spezifischen T-Zell-Rezeptoren (TCRs) gentechnisch modifiziert und anschließend vermehrt.

Die T-Zell-Rezeptor-modifizierte T-Zellen (TCR-T-Zellen) werden dabei so umprogrammiert, dass sie einen T-Zell-Rezeptor exprimieren, der spezifische Antigene erkennen kann, die nur auf Tumorzellen vorkommen. Die so entstandenen TCR-T-Zellen sollen Krebszellen präzise erkennen und effizient zerstören.

Im Rahmen der Kollaboration wird Medigene seine unternehmenseigene TCR-Plattform einbringen, um T-Zell-Rezeptoren gegen verschiedene von BioNTech ausgewählte Zielstrukturen zu entwickeln, die eine Vielzahl solider Tumore adressieren.

Prof. Dolores Schendel, Vorstandsvorsitzende und Wissenschaftsvorstand bei Medigene erklärte: „Medigene steht an der Spitze der Entwicklung von TCR-T-Therapien für die Onkologie. Die Verkaufs- und Lizenzvereinbarung mit BioNTech ist eine wichtige Bestätigung unserer firmeneigenen Technologien zur Entdeckung und Charakterisierung hochspezifischer TCRs und zur Stärkung der daraus resultierenden TCR-T-Zellen, um solide Tumore zu bekämpfen. Diese Partnerschaft bringt Medigene bedeutende finanzielle Mittel, um unsere Entwicklungsprogramme der nächsten Generation voranzubringen, wie z. B. Programme, die auf potenziell neuartige Tumor-spezifische „dunkle Materie"-Antigene abzielen, weitere Werkzeuge zur Verbesserung T-Zell-basierter Immuntherapien sowie zusätzliche potenzielle strategische Kooperationen mit zukünftigen Meilensteinzahlungen und Umsatzbeteiligungen."

BioNTech erwirbt im Zuge der Kollaboration das neuartige präklinische TCR-Programm von Medigene, das den gegen PRAME gerichteten TCR-4 aus Medigenes MDG10XX-Programm mit Medigenes unternehmenseigener PD1-41BB-Switch-Rezeptor-Technologie kombiniert. BioNTech hat außerdem die exklusive Option, weitere bestehende TCRs aus Medigenes Forschungspipeline zu erwerben und erhält Lizenzen an Medigenes PD1-41BB Switch-Rezeptor sowie an der Precision-Pairing-Bibliothek. Diese Technologien bieten die Möglichkeit, die Wirksamkeit von TCR-Zelltherapien weiter zu erhöhen und können auf alle Zelltherapieprogramme von BioNTech angewendet werden.

„Die Kollaboration mit Medigene erweitert unser Zelltherapie-Portfolio und ergänzt unsere Plattformtechnologien zur Entwicklung neuartiger TCR-Therapien. Damit bauen wir unsere führende Position im schnell wachsenden Gebiet der Zelltherapien weiter aus", sagte Prof. Ugur Sahin, CEO und Mitgründer von BioNTech. „Wir freuen uns darauf, eng mit Medigene zusammenzuarbeiten, um neue Behandlungen für solide Tumore mit hohem medizinischem Bedarf zu entwickeln."

26 Mio Euro Vorabzahlung für Medigene

Im Rahmen der Vereinbarung erhält Medigene eine Vorabzahlung in Höhe von 26 Millionen Euro sowie Erstattung der Forschungskosten für die Dauer der Zusammenarbeit. BioNTech wird für die globale Entwicklung verantwortlich sein und die exklusiven weltweiten Vermarktungsrechte für alle aus der Zusammenarbeit hervorgehenden TCR-Therapien besitzen. Medigene hat Anspruch auf Meilensteinzahlungen in Höhe eines bis zu dreistelligen Millionenbetrags je Programm. Hinzu kommen gestaffelte, latente Optionszahlungen auf den weltweiten Nettoumsatz von Produkten, die auf TCRs aus der Kooperation basieren, sowie Umsatzbeteiligungen auf Produkte, die mindestens eine der lizenzierten Technologien enthalten.

Medigene - ein Unternehmen mit langer Geschichte in Münchner Biotech Cluster

Das Unternehmen Medigene ist 1994 aus der Ausgründung des Münchener Genzentrums hervorgegangen, Mitgründer war BioM Geschäftsführer Prof. Dr. Horst Domdey. Im Jahr 2000 ging das Unternehmen an die Frankfurter Börse und brachte als erstes deutsches Biotech-Unternehmen 2004 das Krebsmedikament Eligard auf den Markt. 2014 übernahm Medigene dann die auf personalisierte Immuntherapien fokussierte Trianta Immunotherapies GmbH, eine Ausgründung aus dem Helmholtz Zentrum München, deren Geschäftsführerin die jetzige Medigene-Chefin Prof. Dolores Schendel war. Trianta gewann 2011 den mit insgesamt 2,5 Millionen Euro dotierten m4 Award. Der pre-seed Wettbewerb wird von BioM koordiniert und vom bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert.