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CAR-T-Zelltherapie-Erfolg gegen Systemischen Lupus erythematodes

CAR-T Zelltherapie Systemischer Lupus erythematodes

Der 20-jährigen Thu-Thao V. geht es knapp ein halbes Jahr nach der CAR-T-Zelltherapie sehr gut, die Beschwerden des SLE sind verschwunden. © Alessa Sailer/Uni-Klinikum Erlangen

Durchbruch am Universitätsklinikum Erlangen - dort ist eine 20-Jährige erfolgreich mit einer CAR-T-Zelltherapie gegen Systemischen Lupus erythematodes behandelt worden.

Mit 16 Jahren hatte die junge Frau die Diganose Systemischer Lupus erythematodes (SLE) erhalten. Bei der lebensbedrohlichen Autoimmunerkrankung, die vor allem junge Frauen betrifft, greift das Immunsystem eigene Körperzellen in verschiedenen Organsystemen an. Nachdem auch unterschiedliche immununterdrückende Therapien die Symptome nicht nachhaltig verbessern konnten, wurde Thu-Thao V. von Forschenden des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) des Uni-Klinikums Erlangen im März 2021 ein Präparat mit CAR-T-Zellen verabreicht. Knapp ein halbes Jahr nach der Zelltherapie sind die Gelenkschmerzen verschwunden, der Organismus der 20-Jährigen hat sich komplett erholt. Die Forschungsergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Wenn das Immunsystem verrückt spielt

Bei der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes reagiert das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Dabei werden zwei Hauptformen unterschieden: Kutaner Lupus erythematodes (CLE) und Systemischer Lupus erythematodes (SLE). CLE betrifft nur die Haut mit typischen schmetterlingsförmigen Hautveränderungen an der Sonne ausgesetzten Körperstellen, vor allem um die Augen herum. SLE wirkt sich zusätzlich auch auf innere Organe aus (z. B. Nierenentzündung, Gelenkschmerzen, Entzündungen von Lunge und Herz). In Einzelfällen kann die Erkrankung tödlich enden. 

„Beim SLE spielen Teile des Immunsystems verrückt und bilden Antikörper gegen die eigene Erbsubstanz, was unweigerlich zu schweren Entzündungsreaktionen in den Organen führt”, erklärt Prof. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uni-Klinikums Erlangen.

Die Krankheitsursachen sind noch nicht völlig aufgeklärt. Experten gehen von einer genetischen Veranlagung in Kombination mit vor allem UV-Licht und hormonellen Einflüssen aus.

CAR-T Zelltherapie brachte Erfolg

„‚CAR‘ steht für den ‚chimären Antigenrezeptor‘ und bezeichnet einen künstlichen Rezeptor“, erklärt Prof. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie. „Immunzellen, also T-Zellen der Patientin wurden im Labor mithilfe eines gentechnischen Verfahrens mit dem CAR ausgestattet. Dieser erkennt spezielle Antigene auf der Oberfläche der Zielzellen und zerstört diese. Die Zelltherapie mit CAR-T-Zellen wird bei der Behandlung von Leukämien und Lymphdrüsenkrebs bereits erfolgreich eingesetzt.“ Im Falle der jungen SLE-Patientin wurde den CAR-T-Zellen die Fähigkeit beigebracht, diejenigen Immunzellen (B-Zellen) unschädlich zu machen, die Antikörper gegen körpereigene Zellen bilden.

Im März 2021 erhielt Thu-Thao V. als weltweit erste Patientin mit SLE CAR-T-Zellen. „Wir waren sehr überrascht, wie schnell sich ihr Zustand unmittelbar nach der Zellinfusion besserte“, berichtet Prof. Dimitrios Mougiakakos, Oberarzt der Medizin 5. „Die CAR-T-Zellen haben ihre Aufgabe ausgezeichnet erledigt und haben die krankheitsvermittelnden B-Zellen rasch zerstört. Zusammen mit den Antikörpern gegen die eigene Erbsubstanz verschwanden auch alle Krankheitssymptome des SLE.“ Thu-Thao V. konnte alle immununterdrückenden Medikamente inklusive Kortison absetzen.

Die Patientin ist nun seit knapp einem halben Jahr vollkommen beschwerdefrei, bisher gibt es keine Anzeichen für ein erneutes Auftreten der Erkrankung. „Ich kann endlich wieder richtig atmen und durchschlafen, außerdem habe ich keine Wassereinlagerungen mehr und die Rötungen im Gesicht sind verschwunden. Auch meine Haare wachsen schon deutlich dichter“, sagt Thu-Thao V. Ihre Herzfunktion ist ebenfalls wieder im Normalbereich: Der Puls ist von durchschnittlich 115 bis 130 auf 80 Schläge pro Minute gesunken. „Wir sehen dies als Meilenstein in der Therapie von Autoimmunerkrankungen“, so die beteiligten Wissenschaftler. Nun ist eine klinische Studie mit CAR-T-Zellen bei Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen geplant.