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Digitalisierung in der Medizin: enormes Potential nutzen
DigiMed Bayern Symposium skizziert den Weg in eine „Medizin der Zukunft“

DigiMed Bayern Symposium 2022

DigiMed Bayern Symposium 2022: Dr. Thomas Huber (Head of Department 1 "Coordination, Digitalisation, Innovation, State Office for Social Security Examination", Bavarian State Ministry of Health and Care), Anja Kroke (Projekt Managerin DigiMed Bayern), Joanna Wardzinski (Health Tech and Operations Lead, AWS International Public Sector Healthcare), Prof. Horst Domdey (Geschäftsführer BioM) und Prof. Schunkert (Direktor Deutsches Herzzentrum München). (v.l.n.r.) © BioM

Fotogalerie zum DigiMed Bayern Symposium 2022

Film des Deutschen Herzzentrums München zum DigiMed Bayern Symposium mit Interviews

Die Münchner BioM Biotech Cluster Development GmbH und das Deutsche Herzzentrum München veranstalteten am 6. Oktober im Genzentrum München das jährliche DigiMed Bayern Symposium 2022: Big Data and AI: Can Medicine Do the Doable?. In diesem Jahr diskutierten die DigiMed Bayern-Partner gemeinsam mit hochkarätigen Referenten aus internationaler Politik, medizinischer Forschung und Industrie: Über erfolgreiche Projektbeispiele für P4-Medizin, über Infrastruktur- und Pilotprojekte zur Nutzung digitaler Gesundheitsdaten und über den Fortschritt Deutschlands im Bereich der „Digitalen Gesundheit“ im internationalen Vergleich.

Das bayerische Leuchtturmprojekt DigiMed Bayern hat das Ziel, Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern und steht für eine datenbasierte Personalisierte Medizin – am Beispiel der Volkskrankheit Atherosklerose. Das seit 2018 inzwischen nun mit einem Gesamtvolumen von 24,5 Mio. Euro vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geförderte Leuchtturmprojekt verfolgt die sogenannte P4-Medizin. Ziel ist eine für den Patienten personalisierte (zugeschnittene), präventive (vermeidende), prädiktive (vorhersagende) und partizipatorische (teilnehmende) Medizin der Zukunft.

Klaus Holetschek, Bayerns Staatsminister für Gesundheit und Pflege, hieß das Publikum in einer Videobotschaft willkommen und betonte die Bedeutung des Projekts und die Nutzung personenbezogener Gesundheitsdaten für die biomedizinische und medizintechnische Forschung, Entwicklung und Innovation in Bayern: „Mit großer Überzeugung fördern wir das Leuchtturmprojekt DigiMed Bayern. Denn die P4-Medizin gilt als eine der weltweit erfolgversprechendsten medizinischen Entwicklungen unserer Zeit und ermöglicht eine personalisierte und damit eine verbesserte Gesundheitsversorgung der Bürger. Immer mehr medizinische Information wird digitalisiert. Innovative Technologien für Big Data und Künstliche Intelligenz helfen uns, gesundheitsrelevante Daten nutzbar zu machen und sinnvoll einzusetzen! Wichtig ist, dass wir ein gesamtgesellschaftliches Einverständnis haben und die Akteure unseres Gesundheitssystems gemeinsame Ziele verfolgen.“

Das hochkarätig besetzte DigiMed Bayern Symposium beleuchtete in diesem Jahr in drei Sessions das Potential der digitalen Medizin: Von der bereits erfolgreichen Nutzung von Gesundheitsdaten der VRONI-Studie zur Prävention genetisch bedingter Früherkrankungen bei Kindern über die mobile Gesundheitsapp HerzFit, die Nutzern das Management der Herzgesundheit ermöglicht (partizipatorisch). Ferner wurden P4-Medizin-Projekte vorgestellt, die eine personalisierte Medizin anhand Einbeziehung klinischer und Omics-Daten sowie Daten aus epidemiologischen und klinischen Studien ermöglichen sollen. Sowohl ethisch als auch rechtlich wurde der verantwortungsbewusste Umgang mit personenbezogenen und digitalisierten Gesundheitsdaten erörtert.

Auch Prof. Heribert Schunkert, Direktor Deutsches Herzzentrum München und wissenschaftlicher Leiter von DigiMed Bayern, ist überzeugt: „Wenn wir die Digitalisierung in der Medizin richtig nutzen, hat deren Anwendung enormes Potential für eine erfolgreiche Implementierung der P4-Medizin zum Wohl der Patienten. Dieses Symposium hat noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig dieser Schritt ist und welche Vielzahl an Möglichkeiten er einer zukünftigen Medizin eröffnet.“

In der Session „Infrastructure & Pilot Projects” wurde die Sekundärnutzung von Gesundheitsdaten für biomedizinische Forschung, Entwicklung und Innovation in Bayern erörtert. Weltweit nimmt der Einsatz von Cloud-Lösungen für die Speicherung und Nutzung der Daten für Wissenschaft und Wirtschaft zu. Die Teilnehmer diskutierten daher über die notwendigen Rahmenbedingungen einer nachhaltigen und sicheren Cloud-Infrastruktur.

„Die erste sichere Cloud-Infrastruktur für biomedizinische Forschungsdaten wurde und wird im Rahmen von DigiMed Bayern prototypisch aufgebaut. Wir können die technische Machbarkeit einer sicheren Cloud zeigen, die DSGVO-konform biomedizinische Forschungsdaten kollaborativ speichert und verarbeitet,“ so Dr. Jens Wiehler, Geschäftsführer DigiMed Bayern. „Wichtig ist es nun, unsere Erfahrung für die Etablierung einer entsprechenden Infrastruktur zur Verfügung zu stellen und zu einem nachhaltigen Daten-Ökosystem weiterzuentwickeln.“

In der dritten und letzten Runde, „Internationales Benchmarking”, teilten die Referenten ihre Ansichten und Erfahrungen aus der Sicht der Juristen, Dienstleister und Pharmaunternehmen. Der Beitrag von IT-Dienstleister Amazon Web Services eröffnete einen Blick auf den deutschen Gesundheitsmarkt im internationalen Vergleich. Finnland als ein führendes Land der EU skizzierte seinen Weg zu einem notwendigen gesetzlichen Rahmen. Ergänzt um die Perspektive der forschenden Pharmaindustrie, wurde deutlich, dass Deutschland gegenüber anderen Ländern der EU in diesem Feld aufzuholen hat.

Prof. Dr. Horst Domdey, Geschäftsführer der BioM Biotech Cluster Development GmbH bringt es auf den Punkt: „Sollte es uns nicht gelingen, auch in Bayern zeitgemäße Cloud-Technologien anzubieten, würde das auf jeden Fall zu einer sinkenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit bei Forschung und Entwicklung mit Gesundheitsdaten führen. Die Gründung neuer Unternehmen aus akademischer und klinischer Forschung, das Wachstum bestehender und die Ansiedlung ausländischer Unternehmen finden dann leider in anderen Ländern statt – und nicht bei uns. Um die Gefahr einer Abhängigkeit von anderswo entwickelten und produzierten Lösungen sowie den Verlust an Expertise und Fachpersonal im eigenen Land zu verringern, muss also schnellstens gehandelt werden. Was hierfür zu tun ist und welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, haben wir auf diesem Symposium erörtert.“

Das nächste DigiMed Bayern Symposium ist für Ende 2023 geplant.

Impressionen zum DigiMed Bayern Symposium 2022


Bilder
finden Sie unter: Fotogalerie DigiMed Bayern Symposium 2022

Einen Film des Deutschen Herzzentrums München mit Interviews finden Sie unter: Film DigiMed Bayern Symposium 2022

 

Über DigiMed Bayern

Das Leuchtturmprojekt DigiMed Bayern startete Ende 2018 mit ca. 22 Millionen Euro Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) im Rahmen des Masterplans BAYERN DIGITAL II. Projektziel ist, die P4-Medizin (prädiktiv, präventiv, personalisiert, partizipatorisch) in der konkreten Indikation und Volkskrankheit Atherosklerose in den klinischen Alltag zu integrieren. Letztendlich sollen die Vorhersage von Krankheitsrisiken, die gezielte Prävention sowie Diagnose und Therapie verbessert werden. Dazu werden umfangreiche Gesundheitsdaten von Patienten mit Atherosklerose gesammelt und analysiert. Wissenschaftlicher Leiter von DigiMed Bayern ist Prof. Heribert Schunkert vom Deutschen Herzzentrum München. Der BioM Biotech Cluster Development GmbH obliegt die Geschäftsführung und Projektkoordination. Weltweit führende Konsortialpartner aus Bayern wie Kliniken, Patientenorganisationen und Forschungseinrichtungen sind zudem am Projekt beteiligt.

Mehr Informationen unter: www.digimed-bayern.de.

 

Über Familiäre Hypercholesterinämie

Die FH ist eine angeborene Störung des Lipidstoffwechsels, die unbehandelt schon in jungen Jahren schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen kann. Man geht in Deutschland von über 270.000 Trägern des Gendefektes aus, von denen nur weniger als 1 % diagnostiziert sind. Bei FH lagert sich bereits in jungen Jahren Cholesterin an den Wänden der Blutgefäße ab. Unerkannt und unbehandelt kann dies schon im frühen Erwachsenenalter zu Gefäßverschlüssen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis ist um das 5- bis 20-fache erhöht, kann jedoch bei früher Diagnose und konsequenter Behandlung auf das Normalmaß gesenkt werden.

Über die Vroni-Studie

Die Vroni-Studie soll in Bayern ein flächendeckendes Screening bei Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren zur Frühdiagnose der FH implementieren und evaluieren. Sie wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) unterstützt. Bis zu 50.000 Schulkinder sollen getestet werden. Auf dieser Studienbasis soll künftig die Diagnostik und Therapiesituation für Betroffene aller Altersgruppen in ganz Deutschland verbessert werden. Die Teilnahme an dem bayernweiten Programm ist kostenlos und kann im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen U9 bis J1 (5 bis 14 Jahre), aber auch bei jedem anderen Besuch beim Kinder- und Jugendarzt erfolgen. Jede Familie, die ihre Kinder untersuchen lassen möchte, kann sich an ihren Kinder- und Jugendarzt wenden. Die Vroni-Studie wird vom Deutschen Herzzentrum München (DHM) geleitet, durch das StMGP im Rahmen des Projekts DigiMed Bayern gefördert und in Kooperation mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) LV Bayern durchgeführt.

Weitere Information unter www.myvroni.de.