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Deutsche Biotechnologie mit Rekordfinanzierung und hohen Erwartungen an die Politik

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Die deutschen Biotechnologie-Unternehmen haben 2020 mit über drei Mrd. Euro eingeworbenen Finanzmitteln über die Börse und Venture Kapital einen neuen Rekord erreicht. Dies ist das Ergebnis der jährlichen Trendumfrage des Biotechnologiebranchenverbandes BIO Deutschland. Rund die Hälfte des Kapitals konnten dabei die beiden Impfstoffentwickler BioNTech und CureVac für sich verbuchen. Die Corona-Pandemie hätte zwar in Einzelfällen einen Einfluss auf die aktuelle und zukünftige Geschäftslage, die meisten Unternehmen führten ihre Situation aber nicht auf die Krise zurück.

Die Erhebung von BIO Deutschland zeigte: Mit mehr als drei Mrd. Euro erreichte die Finanzierung der Branche einen neuen Höchsttand. 942 Mio. Euro konnten als Venture Kapital eingeworben werden, 2,11 Mrd. Euro über die Börse, darunter zwei Börsengänge der Tübinger Unternehmen CureVac und Immatics an der Nasdaq in den USA. Die Hälfte der Rekordsumme trugen die SARS-CoV-2-Impfstoffentwickler BioNTech und CureVac bei.

Zudem ergab die Umfrage eine weitgehend stabile Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Geschäftslage. Das aktuelle und zukünftige politische Klima sei zudem im Vergleich zu den Vorjahren deutlich positiver. 53 Prozent der Befragten hielten das Klima 2020 für gut (2019: 28 Prozent), 58 Prozent gehen davon aus, dass es sich im Jahr 2021 verbessern wird (2019: 20 Prozent). Insgesamt gaben rund 60 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Geschäftslage nicht durch die Pandemie beeinflusst sei, 40 Prozent spürten die Pandemie 2020 hingegen im Guten oder im Schlechten. Für 2021 gehen 30 Prozent der Befragten davon aus, dass die Pandemie einen Einfluss auf die Geschäftslage haben wird.

Viola Bronsema, Geschäftsführerin von BIO Deutschland, erklärte: „Die SARS-CoV-2-Pandemie hat die Wahrnehmung und Wertschätzung unserer Branche in Politik und Öffentlichkeit schlagartig stark erhöht. Das hätten wir natürlich lieber ohne eine Krise solchen Ausmaßes erreicht. Die Einschätzung unserer Unternehmen bezüglich des politischen Klimas hat sich entsprechen deutlich verbessert. Jetzt müssen die politisch Verantwortlichen auch handeln. Wenn wir die Produkte, die deutsche Biotechnologie-Unternehmen entwickeln, auch in Deutschland produzieren und Patientinnen und Patienten zugutekommen lassen wollen, müssen wir bei den Rahmenbedingungen vor allem für Eigenkapital-Investitionen nachbessern.“

Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender von BIO Deutschland, kommentierte: „Die Biotechnologieindustrie hat im vergangenen Jahr gezeigt, wie wichtig sie für unsere Gesundheit ist, sei es durch diagnostische Tests, den ersten zugelassenen Corona-Impfstoff oder vielversprechende Therapie-Kandidaten. Es ist großartig, dass wir 2020 auch erstmals eine derart großvolumige Finanzierung unserer Unternehmen sehen. Ich denke, in den letzten Monaten ist deutlich geworden, dass die Investition in Biotechnologie eine Investition in unsere Zukunft ist. Wir müssen jetzt weiter an Rahmenbedingungen arbeiten, die mehr forschenden Unternehmen ermöglichen, große Finanzierungsrunden zu realisieren. Nur so können wichtige Innovationen wie Impfstoffe, Krebstherapien oder nachhaltige Produkte für unserer Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden.“

Bio Deutschland hatte seine jährlcihe Umfrage zum 15. Mal durchgeführt und dabei rund 1.100 Biotechnologie-Unternehmen und branchenspezifische Dienstleister befragt. 145 von ihnen haben den Fragebogen in diesem Jahr beantwortet.