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Künftigen Pandemien vorbeugen: Die LMU eröffnet Gebäude am Campus Oberschleißheim

Rundgang zur offiziellen Eröffnung: Wissenschaftsminister Markus Blume, Dekan Reinhard Straubinger und LMU-Präsident Bernd Huber (v.r.n.l.). © LMU

Ein komplexer Bau nach Entwürfen des Stuttgarter Büros bizer Architekten mit hochmoderner Laborausstattung. In den drei oberirdischen Geschossen sind Laboratorien, Büros, Seminarräume und eine Bibliothek untergebracht. © LMU

Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) eröffnet am Campus Oberschleißheim das hochmoderne Gebäude für das Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen der Tierärztlichen Fakultät. Das Ziel: Zoonosen besser erforschen und Methoden gegen ihre Ausbreitung entwickeln. Auf drei oberirdischen Geschossen befinden sich modernste Laboratorien, ausserdem Büros, Seminarräume und eine Bibliothek. Die Projektkosten belaufen sich auf 73,42 Millionen Euro.

Die Human- und Tiermedizin rücken zusammen, ziehen in das neue Gebäude hinter der nördlichen Stadtgrenze Münchens zwei LMU-Lehrstühle: der Lehrstuhl für Virologie unter Professor Gerd Sutter und der Lehrstuhl für Bakteriologie und Mykologie unter Professor Reinhard Straubinger. Ziel der Forschung an Zoonosen und vektorübertragenen Krankheiten am Campus sei es, Erreger wie SARS-Erreger SARS-CoV-1, Schweine- und Vogelgrippe, Ebola, MERS, Zika und Affenpocken schnell zu untersuchen und von Ihnen zu lernen.

All diese Infektionen, die mitunter tödlich verlaufen oder wie im Fall von Zika zu schweren Missbildungen bei Neugeborenen führen können, haben eines gemeinsam: Sie sind ursprünglich von Tieren auf den Menschen übergegangen. Zwar sei das Auftreten einer Zoonose ein Naturereignis, das es schon immer gegeben habe, jedoch mehren sich die Anzeichen, dass solche Ausbrüche immer häufiger vorkommen. Mit der Globalisierung haben weltweite Vernetzung und Reisetätigkeit dramatisch zugenommen – und damit die Wahrscheinlichkeit, dass Erreger um die Welt gehen.

Professor Reinhard Straubinger erforscht bakterielle Erreger, die Krankheiten beim Tier auslösen, in ähnlicher Form aber auch den Menschen heimsuchen können. Professor Gerd Sutter ist Experte für Zoonosen und Impfstoffforscher. Er hat bereits eine Reihe von Vakzinen entwickelt, unter anderem gegen den Erreger der schweren Lungeninfektion MERS, der von Dromedaren übertragen wird und ebenfalls zu den Coronaviren gehört.

Darüber hinaus dürfe man Infektionen nicht vergessen, die nicht so rasant und medienwirksam in Erscheinung treten, aber dennoch für die Menschheit eine immense Gefahr darstellen: Die Tuberkulose führt die weltweite Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an, wird durch Bakterien ausgelöst, kann Mensch und Tier infizieren. Und man geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Weltbevölkerung mit den Erregern infiziert ist.

Das neue Gebäude für das Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen ist einer der zentralen Bausteine des expandierenden Forschungszentrums hinter der nördlichen Stadtgrenze Münchens. „Das Institut mit seinem Themenspektrum ergänzt in idealer Weise die Forschungsstrategie der Tierärztlichen Fakultät auf dem neuen Campus“, sagt Reinhard Straubinger. „Unsere Aktivitäten im tiermedizinischen Arbeitsfeld sind durch die One-Health-Strategie geprägt. Tier- und Menschenwohl kann man als zwei Seiten derselben Medaille betrachten“. Und es zeige sich immer deutlicher, dass dabei „Schnittpunkte zwischen Human- und Veterinärmedizin zunehmend in den Fokus rücken“.

Höchste Sicherheitsstandards für die Forschung

Der Oberschleißheimer Neubau mit einer Nutzfläche von 2.885 Quadratmetern punktet mit modernster Laborausstattung und höchsten Sicherheitsstandards der „S3“-Stufe.

Eine Validierung der neuesten Forschungsergebnisse aus Virologie und Bakteriologie-Mykologie für die Klinik muss am Tiermodell und die in der Impfstoffforschung notwendigen Experimente in Speziallabors stattfinden. Für den Umgang mit potenziell infektiösem Material und einer Tierhaltung gibt es so etwas nur an etwa einem Dutzend Standorten in ganz Deutschland.

Die tatsächlich eingebauten Vorkehrungen gehen über die gesetzlich vorgesehenen Standards hinaus. Damit sind Arbeiten mit Erregern wie Coronaviren, den Erregern von SARS, MERS und COVID-19 im Sicherheitsbereich in der Mikrobiologie am Campus Oberschleißheim möglich: dieser ist technisch so aufgebaut, dass Erreger oder damit verunreinigte Partikel nicht austreten können. Alle Abfälle und Abwässer werden gesammelt und sterilisiert, die gesamte Abluft wird über mehrere Spezialfilter steril gereinigt.

Nur speziell geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit entsprechender Schutzkleidung dürfen den Sicherheitsbereich betreten. Die Sicherheitsvorkehrungen sind redundant und gegen alle denkbaren Störfall-Szenarien ausgelegt.