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Long Covid-Diagnostik möglich durch Augentest?

© pixabay/Rudy and Peter Skitterians

Veränderte Blutgefäße im Auge bei anhaltenden Corona-Symptomen könnten als neuer Ansatz für einen Long Covid-Test fungieren. Ein Team der Technischen Universität München (TUM) konnte einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Erkrankung und bestimmten Veränderungen der Äderchen im Auge zeigen.

Eine standardisierte Augenuntersuchung könnte in Zukunft verraten, ob Menschen unter dem Long-Covid-Syndrom beziehungsweise Post Covid leiden. Zwischen zehn und 35 Prozent der Betroffenen leiden auch lange nach einer Corona-Erkrankung an Symptomen wie Atemproblemen oder Erschöpfung (Fatigue). Bislang sind keine körperlichen Merkmale, sogenannte Biomarker, bekannt, anhand derer sich eine Long-Covid-Erkrankung sicher diagnostizieren lässt.

Eines der Merkmale von Covid-19 sind Veränderungen der Blutgefäße. Betroffen ist hier insbesondere das Endothel, die Gefäßinnenwand. Durch die Veränderungen werden Organe nicht ausreichend mit Blut versorgt. Bislang wurden vor allem große Blutgefäße erforscht. „90 Prozent der Endothelzellen des Körpers befinden sich aber in kleinen und kleinsten Äderchen.

Was mit diesen Blutgefäßen bei Long Covid geschieht, ist kaum bekannt“, sagt Studienleiter Prof. Christoph Schmaderer, Geschäftsführender Oberarzt in der Abteilung für Nephrologie des Klinikums rechts der Isar, Universitätsklinikum der TUM.

Diese Blutgefäße im Auge könnten einen Hinweis auf den Zustand der kleinen Blutgefäße im gesamten Körper bieten. Sie seien für Untersuchungen leicht zugänglich, die notwendigen Verfahren und Geräte erprobt und erfordern keinen invasiven Eingriff.

Äderchen sind verengt oder erweitern sich weniger

In der Studie, die im Fachmagazin „Angiogenesis“ veröffentlicht wurde, erläutern Schmaderer, Co-Studienleiter Dr. Timon Kuchler und ihr Team ihre Ergebnisse. Besonders zwei Werte zeigten einen starken Zusammenhang mit Long-Covid-Erkrankungen: Die Arteriolen, also kleinste Arterien, waren im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe deutlich verengt. Die Venolen – nicht aber die Arteriolen – zeigten eine veränderte Reaktion auf Lichtreize. Die Reaktion bei flackerndem Licht ins Auge, bei der sich normalerweise Blutgefäße erweitern, war bei Patient:innen mit Long Covid deutlich verringert. Je mehr Entzündungsmarker im Blut der Studienteilnehmenden gemessen wurden, desto ausgeprägter waren die Veränderungen. Anhaltende Entzündungsreaktionen sind Studien zufolge vermutlich ein weiterer wichtiger Faktor für Long Covid.

Potenzielle Methode für Long Covid-Therapiebeurteilung

Die Vermutung der Forschenden ist, dass die Mikrozirkulation nicht nur im Auge, sondern auch in anderen Teilen des Körpers eingeschränkt ist. Dadurch könnte die Methode insbesondere dafür geeignet sein, um die Wirksamkeit zukünftiger Therapien für Long Covid zu beurteilen.

Da die Studie mit 41 teilnehmenden Erkrankten vergleichsweise klein ist und nur in einer einzelnen Klinik durchgeführt wurde, lässt sich aus den Ergebnissen noch kein zuverlässiger Test auf Long Covid ableiten. Weitere Studien sind notwendig um die Ergebnisse zu verifizieren.