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MorphoSys Innovation Capital

(dieses Interview wurde erstmals publiziert im BioM-Newsletter 1-2013 am 27.Februar 2013)

Es gibt Neues beim Martinsrieder Vorzeigeunternehmen MorphoSys! Nun, einmal abgesehen davon, dass eine sehr erfreuliche Börsenchart die Anteilseigner (die früh genug eingestiegen sind) glücklich macht – mit einer Verdoppelung des Börsenkurses in den letzten 8 Monaten -  sieht der geneigte Beobachter bei MOR einerseits viel Geld auf dem sprichwörtlichen Festgeldkonto aber nun auch andererseits erste Investmentaktivitäten (Lanthio Pharma). Was steckt hier an Strategie dahinter?

Bei MorphoSys gibt es neuerdings ein „Innovation Capital Team“ rings um das Duo Heinz Schwer (ex-CEO Sloning) und Sascha Alilovic. Dort haben wir einmal nachgefragt, wie MorphoSys diese externe Technologiesuche gestaltet:


BioM: Wie „scoutet“ das MOR-Team? Geht das über Publikationen, eigene Netzwerke, Konferenzen… oder die bekannten großen oder kleinen Biotech-Partnerings?

Das IC-Team von MorphoSys: Wir benutzen alle diese Strategien und versuchen so junge Firmen zu identifizieren und dann auch gezielt anzusprechen, deren Wissenschaft und deren Kernideen zu uns passen und die wir strategisch wie finanziell weiter bringen können. Wir verfolgen eine Ansatz als aktiver Investor. Nicht etwa um uns in alle Belange der jungen Firma einzumischen, sondern in den Bereichen, in denen wir uns auskennen, einen nennenswerten Beitrag leisten zu können. Natürlich nicht aus philanthropischem Antrieb. Wir suchen so Zugang zu neuen Technologien und Ansätzen in der Medikamentenentwicklung.

BioM: Muss es eine Firma sein, oder würde auch eine noch „akademische“ Technologie in Frage kommen?

MOR: Nun, prinzipiell sind wir an allen innovativen Ideen interessiert, aber eine Investition in ein Start-up im Rahmen einer Seed- oder Erstrundenfinanzierung ist schlicht die praktikabelste Variante.

BioM: Muss diese MOR interessierende Technologie eine zur Antikörper-Welt passende Technologie sein (was nahe läge), oder kann es auch einmal aus einem völlig anderen Bereich sein?

MOR
: Hier liefert die erste Transaktion mit Lanthio Pharma, die wir 2012 bekannte gegeben haben, eine gute Orientierung. Lanthio Pharmas therapeutische Peptide sind eine gänzlich andere Klasse von Wirkstoffen. Sie sind klar von Antikörpern abgegrenzt. Und dennoch gibt es auf technologischer Seite Synergien: Um geeignete Peptidwirkstoffe gegen eine ganze Reihe an Krankheiten zu finden, benötigt man größere und diverse Bibliotheken dieser Moleküle. Unserer Ylanthia-Antikörperbibliothek fasst die Informationen für mehr als 100 Milliarden Immunglobuline zusammen. Wer, wenn nicht wir, wäre für hoch-diverse Proteinbibliotheken also der beste Ansprechpartner?

BioM: Sind nur „Technologien“ im Fokus oder auch „Projekte“, also auch etwa ein spezielles Drug-Target oder etwas in dieser Richtung?

MOR: Wir sind auch offen dafür, in Firmen zu investieren, die einen ganz bestimmten Krankheitsansatz verfolgen. Wie bei allen Investitionen, die wir machen wollen, sollte ein klarer Bezug zu den Kernkompetenzen von MorphoSys und unseren Geschäftsfeldern bestehen. In unserer firmeneigenen Medikamentenentwicklung konzentrieren wir uns auf Krebs und entzündliche Erkrankungen. Mit dem anti-GM-CSF Antikörper MOR103 sind wir in der rheumatoiden Arthritis und in Multipler Sklerose in der klinischen Erprobung. Mit MOR208 (anti-CD19) und MOR202 (anti-CD38) sind wir in der Onkologie in der Entwicklung. Diese und neue Pathways und die Biologie der Erkrankungen in denen wir aktiv sind, könnten ebenso von Interesse sein wie Technologien. Wenn ein hochinnovativer Ansatz in einer Indikation erforscht werden soll, in der wir selbst noch keine Erfahrungen gesammelt haben, könnten wir aber auch entsprechende Mittel zur Verfügung stellen, wenn uns der Ansatz überzeugt.

BioM: Stellen sich bereits Firmen proaktiv bei MOR vor, oder wird diese Türe derzeit noch nicht „eingerannt“?

MOR: Wir haben sehr gutes Feedback zu unserer ersten Transkation bekommen, und erste Interessenten in Europa und den USA wurden so auf uns aufmerksam. Wir werden nichts übereilen, um einen zweiten Abschluss nachzuschieben. Wir sind aber immer an innovativen Firmen interessiert und gerne bereit uns diese auch genauer anzuschauen.

BioM: Hat sich MOR einen bestimmten Finanzrahmen, also soetwas wie einen „internen VC-Fond-Rahmen“, gesetzt für derartige Investments – oder wie muss man sich das vorstellen?

MOR: Nein, wir haben, bisher zumindest, absichtlich davon abgesehen. Die Investitionen, die wir machen, sollen in aller erster Linie von den Ideen und dem strategischen Nutzen für MorphoSys und die jeweiligen Start-ups getrieben sein und nicht so sehr von einem Budget, dass den Rahmen vorgibt.

BioM: Agiert MOR hierbei ausschließlich alleine, oder könnte man sich auch „gemeinsame Investments“ mit anderen vorstellen? BigPharma, VCs…?

MOR: Wir versuchen in der Regel ein Konsortium mit anderen Investoren, VCs, Business Angels und anderen Beteiligungsgesellschaften, zu bilden. Ein Grund dafür ist, dass wir die gesammelte Expertise mehrerer Investoren zum Nutzen einer neugegründeten Firma nutzen wollen.

BioM: Vielen Dank für diese Einsichten. Natürlich werden Sie auch von BioM als „Lokalpatrioten“ der Münchner und gesamtbayerischen Biotechnologieszene „behelligt“ werden. Denn es würde uns schon sehr freuen, wenn auch Münchner Technologie-Highlights durch ein MorphoSys-Investment profitieren können – und andersherum MorphoSys von diesen.


Kontakt zu MorphoSys:

Corporate Finance & Corporate Development team
Sascha Alilovic and Heinz Schwer
Phone: +49 (0)89 89927 478
e-mail: innovation.capital@morphosys.com

www.morphosys.com/partnering/innovation-capital