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Netflix-Modelle bei der Wirkstoffentwicklung?

Oliver Stenzel, Novartis; Dr. Franziska Mandl, Projekt aBACTER TUM; Dr. Ulrich Dauer, Vivoryon Therapeutics; Prof. Dr. Horst Domdey, BioM Biotech Cluster Development (v.l.n.r.) diskutieren in der Livetalkreihe des FORUM Science & Health

In der 5. Folge des FORUMs Science & Health – live aus dem WERK1 thematisierte die Wissenschaftsmoderatorin Jeanne Turczynski mit ihren Gästen die Fragestellung „Keine Innovation ohne Profit: Eine Hürde für die Entwicklung neuer Wirksotffe?“. Dabei wurde am Beispiel der beiden ausgewählten Forschungsgebiete Alzheimer und Antibiotika-Resistenzen diskutiert, wie das marktwirtschaftliche Potenzial ausgeschöpft werden kann und wer die Kosten für die Entwicklung neuartiger Wirkmechanismen trägt.

Betrachtet man beispielsweise die Alzheimer-Forschung meint Dr. Ulrich Dauer, CEO von Vivoriyon, dass die Zahl der Projekte im Vergleich zu anderen Forschungsgebieten sehr gering sei: „90 Alzheimer-Projekte sind in der klinischen Entwicklung - das ist extrem wenig: das Risikokapital, das weltweit 2020 investiert wurde, fällt zu 40% auf die Onkologie und nur zu 7% auf die Neurologie, wozu die Alzheimerforschung gehört".

Oliver Stenzel, Direktor Netzwerk Forschung und Innovation bei Novartis sprach sich in der Diskussion, wer das Risiko bei Forschungsinvestitionen tragen sollte, dafür aus, die Lasten auf mehrere Schultern zu verteilen und brachte die Idee eines gemeinsamen Fonds der Industrie ein.

Eine rege Diskussion wurde um den Antibiotika-Markt geführt, wobei Dr. Franziska Mandl, Leiterin des Pre-Seed-Projektes aBACTER an der TU München, das Szenario aufzeichnete, dass „ab dem Jahr 2050 jährlich bis zu 10 Millionen Menschen an Infektionskrankheiten, verursacht durch multi-resistente Bakterien versterben könnten“. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, neuartige Wirkmechanismen aufzuspüren, die die Bildung von Antibiotika-Resistenzen verlangsamen.

Prof. Horst Domdey, CEO der BioM, könnte sich hier auch für das in England angewendete innovative „Netflix-Modell“ erwärmen, bei dem Firmen für die Bereitstellung neuer Antibiotika unabhängig von der verkauften Menge entlohnt werden. Er betonte aber, dass solche Modelle nur Sinn machen, wenn sie europaweit oder sogar weltweit zum Tragen kommen würden.

Weitere Aspekte, wie die Verlängerung von Patenten oder die Preisregulierung von Arzneimitteln im neuen Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung, bereicherten die rege Diskussion ebenso, wie die zahlreichen Chatbeiträge der Live-Zuschauer.

Wer die #5 Folge des FORUM Science & Health – live aus dem WERK1 verpasst hat, kann sie noch im Nachgang unter: https://youtu.be/3nUyHxW1DGs ansehen.

Da sich das FORUM Science & Health im virtuellen Livestream im vergangenen Jahr großer Aufmerksamkeit und wachsender Beliebtheit erfreute, wird BioM das Format mit drei weiteren Folgen in 2022 weiterführen. Die Termine hierfür stehen bereits fest und laufen am 11. März, 6. Juli und 11. November 2022 jeweils von 12-13 Uhr zu einem aktuellen Thema. Darüber ist auch die dritte Auflage des FORUM Science & Health als Konferenz in Präsenz im Veranstaltungsforum Fürstenfeld in Fürstenfeldbruck, am 5. und 6. Juli 2022 bereits im Kalender fix einzutragen.