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Patrick Cramer übernimmt als Max-Planck-Präsident

© Christoph Mukherjee

Es war lange angekündigt – nun ist es offiziell: Auf der Festversammlung der Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen übergab nun der bisherige MPG-Präsident, der Elektrochemiker und Materialwissenschaftler Martin Stratmann, mit der Amtskette auch symbolisch die Aufgabe an seinen Nachfolger Patrick Cramer. Dieser würdigte die Verdienste Stratmanns und skizzierte in seiner Antrittsrede, welche drei großen Handlungsfelder er für eine zukunftsfähige Max-Planck-Gesellschaft sieht.

In seiner Antrittsrede in Göttigen gab Patrick Cramer Antwort auf die Frage, wie es nach 75 Jahren erfolgreich mit der Max-Planck-Gesellschaft weitergehen soll. Der neue Präsident benannte drei für ihn zentrale Handlungsfelder: Menschen gewinnen und fördern, Prozesse und Strategien erneuern, gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen.

In diesem YouTube-Video spricht Patrick Cramer über die zukünftigen Handlungsfelder seiner Amtszeit.

Menschen gewinnen und fördern

Exzellente Forschung braucht Freiraum für Kreativität- und zwar auf allen Karrierestufen. Cramer liegen insbesondere die jungen Forschenden am Herzen. „Um Talente zu gewinnen, möchte er, zusätzlich zu den Promotions-Programmen ein interdisziplinäres Postdoc-Programm vorschlagen. Mit Blick auf die Diskussionen um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz wäre ein gesetzlicher Rahmen, der Flexibilität schafft und Wissenschaftskarrieren ermöglicht, notwendig. Mit Menschen fördern, meint Cramer auch, sie in ihrer Vielfalt wahrzunehmen, anzuerkennen: „Mir ist wichtig, zu sagen: ALLE sind willkommen, die unsere Werte teilen.“

Prozesse und Strategien erneuern

Im Fokus Cramers steht hier die Weiterentwicklung der internationalen Strategie der Max-Planck-Gesellschaft unter erschwerten Bedingungen, etwa den Folgen des Brexits, eingeschränkter Wissenschaftsfreiheit in Teilen Osteuropas, oder ideologischen Strömungen in den USA und China. Es gilt, neue Partner in Asien, Afrika und Lateinamerika zu gewinnen und diesen auf Augenhöhe zu begegnen, ohne eurozentrischen Blick, so Cramer. Damit Max-Planck im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleibt, sind aber auch Entwicklungsstrategien für Standorte, Verwaltungen und Zentren erforderlich. Größere Einheiten im wissenschafts-unterstützenden Bereich sollen die Attraktivität, wissenschaftliche Autonomie und thematische Entwicklung der Institute fördern.

Gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen

Cramer sieht hier zum einen hohe ethische Maßstäbe für die Forschung, die dabei auch möglichst umweltverträglich erfolgen sollte. Zum anderen geht es darum erzielte Ergebnisse frei zugänglich zu publizieren und Chancen und Risiken, die sich aus der Forschung ergeben, zu benennen. Darüber hinaus möchte er ein Nachhaltigkeitskonzept erarbeiten, um die MPG bis spätestens 2035 klimaneutral zu machen. Die Stimme der Wissenschaft soll hörbar in den gesellschaftlichen Diskurs einbracht und der Transfer von Wissen und Technologien erleichtert werden.

Übergabe nach erfolgreichen Jahren in turbulenten Zeiten

Cramer übernimmt das Amt in turbulenten Zeiten von Martin Stratmann, der die renommierte Forschungsorganisation in den vergangenen neun Jahre geleitet hat. Wissenschaftlich gesehen waren es erfolgreiche Jahre, in denen sechs Nobelpreise an Max-Planck-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gingen – davon fünf in den letzten drei aufeinander folgenden Jahren. Zentrale Anliegen Startmanns waren die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene, um die Wissenschaft in Ost- und Mitteleuropa sowie für Afrika, gemeinsam mit der Alexander-von-Humboldt Stiftung, zu stärken. Mit dem  Cyber Valley schuf er ein europaweit sichtbares Zentrum für die KI-Forschung und mit der Gründung des MPI für Sicherheit und Privatsphäre half er, das Forschungsgebiet der Computer Sciences in der Max-Planck-Gesellschaft weiter auszubauen.

Attraktoren für den internationalen Nachwuchs

Mit den Max Planck Schools entwickelte Stratmann ein Pilotprojekt, um die „verteilte Exzellenz“ in Deutschland zu bündeln und sichtbar zu machen. Damit entstanden auch neue innovative Ansätze wie die Lab Rotations, die es jungen Nachwuchsforschenden ermöglichen, verschiedene Stationen auszutesten, bevor sie sich final für ein Dissertationsprojekt entscheiden.

Die Agentur für Sprunginnovationen ging ebenfalls auf einen Vorschlag Stratmanns zurück, der mit MAX Entrepreneur auch eine neue Startup-Kultur in der Max-Planck-Gesellschaft fördern möchte.