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Regensburg: mit neuen Molekülen gegen antibiotikaresistente Wundkeime

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Lysando aus Regensburg und AiCuris aus Wuppertal haben gemeinsam ein Projekt zur Behandlung von chronischen Wunden gestartet. Dabei kommt eine völlig neue Klasse von Molekülen zum Einsatz, womit Antibiotikaresistenzen durchbrochen und neue Behandlungsoptionen ermöglicht werden sollen.

Bakterielle Infektionen sind die wahrscheinlichste Einzelursache für die verzögerte Heilung sekundär auftretender, chronischer offener Wunden, wie z. B. einem diabetischen Fußsyndrom. Wird eine Infektion vernachlässigt, kann sie sich von einer Kontamination über eine Kolonisierung und lokale Infektion bis hin zu einer systemischen Infektion, Sepsis (Blutvergiftung) und multiplem Organversagen entwickeln und lebensbedrohlich sein. Die anhaltende Zunahme von Resistenzen und der Mangel an neuen wirksamen Antibiotika in den pharmazeutischen Forschungspipelines, erschweren zudem die notwendige Behandlung. Aktuell sind weltweit etwa 422 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, Tendenz steigend. Infektionen des diabetischen Fußes sind eine häufige, komplexe und kostspielige Komplikation bei Diabetes und geht mit einer erhöhten Häufigkeit und Dauer von Krankenhausaufenthalten, einem hohen Risiko einer Amputation der unteren Extremitäten und einer hohen Morbidität sowie einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität einher.

Mit Artilysin®en gegen resistente Wundkeime

Das Biotechnologie-Unternehmen Lysando AG mit seiner Regensburger Tochtergesellschaft Lysando Innovations Lab GmbH haben sich 2019 zusammengeschlossen, um den Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen mit innovativen, auf der sog. Artilysin®-Technologieplattform von Lysando basierenden Ansätzen voranzutreiben. Dahinter verbirgt sich ein neuartiges Protein-Molekül, das gezielt die Hülle von an Infektionen beteiligten Bakterien destabilisieren und diese letztendlich zerstören kann. Die hochspezifische Wirksamkeit und breite Anwendungsmöglichkeit gegen bakterielle Erreger soll den entschiedenen Vorteil bringen. Erste Einsätze in der Veterinärmedizin und Medizintechnik haben gezeigt, dass diese Molekülklasse gegenüber einer Resistenzbildung stabiler ist als andere bekannte antimikrobielle Wirkstoffe. Daher könnten diese Moleküle auch gegen multiresistente Keime eingesetzt werden, bei denen herkömmliche Antibiotika heute nicht mehr wirksam sind.

Nun will Lysando mit der AiCuris AG aus Wuppertal zusammenarbeiten, einem Spin-Off der Bayer AG und führendes Unternehmen in der Erforschung und Entwicklung von Medikamenten gegen Infektionskrankheiten.

Im Rahmen des gemeinsamen Projektes soll die erste Anwendung des neuen Wirkstoffkandidaten bei Patienten vorangetrieben werden. Dazu sollen Artilysin®e entwickelt werden, die für die Behandlung von infizierten, chronischen und bisher nicht mehr zu behandelbaren Wunden eingesetzt werden können.

Die Möglichkeit einer lokalen Verabreichung statt systemische Anwendung wäre auch im Hinblick auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika (Antibiotic Stewardship) von Vorteil. Darüber hinaus gewährleistet die Spezifität von Artilysin®en den Erhalt des natürlichen gesunden menschlichen Mikrobioms und verhindert die Wiederansiedlung von Krankheitserregern.