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TUM und WACKER gründen Institut für industrielle Biotechnologie

Christian Hartel, Vorstandsvorsitzender der Wacker Chemie AG (l.), und TUM-Präsident Thomas F. Hofmann unterzeichneten die Vereinbarung. © Uli Benz / TUM

Mit der Gründung des TUM WACKER Institute for Industrial Biotechnology wollen die Wacker Chemie AG und die Technische Universität München (TUM) die Forschung in der industriellen Biotechnologie in Deutschland auf internationales Spitzenniveau heben. Als Basis für nachhaltiges Wirtschaften sollen mit vereinten Kräften neue Ansätze für die Herstellung von Spezialchemikalien und Wirkstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen erforscht werden. WACKER fördert das Institut mit mehr als sechs Millionen Eur über sechs Jahre.

Die industrielle Biotechnologie beschäftigt sich unter anderem mit der biotechnologischen Produktion von Spezialchemikalien und Wirkstoffen mithilfe optimierter Enzyme, Zellen oder Mikroorganismen. Als wesentlicher Ausgangsstoff dienen dabei nachwachsende Rohstoffe. Anwendung findet die industrielle Biotechnologie in unterschiedlichen Branchen wie im Lebensmittel- und Gesundheitsbereich oder auch in der Kosmetik- und Textilindustrie. Beispiele sind hier Pharmawirkstoffe wie auch Nahrungsergänzungsmittel auf Basis modifizierter Kohlenhydrate oder Proteine

Im Fokus: Nukleinsäuren für die Krebstherapie

Bei der Erforschung neuer biotechnologischer Produktionssysteme wird ein Schwerpunkt des Instituts auf der Herstellung von Nukleinsäuren liegen, die unter anderem in der Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden, etwa in der Krebstherapie. Zudem stehen die Produktion von niedermolekularen Verbindungen und die Entwicklung von neuen Prozesskonzepten im Vordergrund. Dabei will das Institut eng mit der Entwicklungsabteilung von WACKER zusammenarbeiten.

Zukunftstechnologie mit großem Potential

Für Dr. Christian Hartel, Vorsitzender des Vorstands der Wacker Chemie AG, ist die industrielle Biotechnologie eine Zukunftstechnologie mit großem Potential: „Mit ihrer Hilfe können Prozesse auf Basis fossiler Rohstoffe ersetzt werden. Der Einsatz von Energie und Rohstoffen kann reduziert werden. Das senkt Produktionskosten, schont Ressourcen und die Umwelt.“ Das Institut für industrielle Biotechnologie werde wertvolle Arbeit bei der Entwicklung und Implementierung nachhaltiger biotechnologischer Prozesse für unterschiedlichste Anwendungen leisten, zeigte sich Hartel überzeugt.

„Die industrielle Biotechnologie ist ein Schlüssel auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise“ sagt Prof. Thomas F. Hofmann, Präsident der Technischen Universität München (TUM). „Von der Forschung auf molekularer Ebene über das Chemieingenieurwesen bis zur Prozesstechnik vernetzen wir die Disziplinen miteinander und beschleunigen durch enge Zusammenarbeit mit WACKER den wirksamen Transfer in die industrielle Praxis.“

Bereits seit vielen Jahren arbeiten die TUM und WACKER in unterschiedlichen Bereichen zusammen, um den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft aktiv voranzutreiben. Geminsam wolle man nun ein besonders zukunftsträchtiges Feld in den Fokus nehmen.

Das TUM WACKER Institute for Industrial Biotechnology wird Teil des Munich Institute of Integrated Materials, Energy and Process Engineering, das als integratives Forschungszentrum die Kräfte der TUM an den Schnittstellen von neuen Materialien, innovativen Verfahrens- und Produktionstechnologien sowie der Energietechnik verbindet. Die Leitung des TUM WACKER Instituts übernimmt Prof. Sonja Berensmeier. Sie gilt als profilierte Expertin auf dem Gebiet neuer biofunktionaler Materialien und der Prozessentwicklung zur Trennung von biotechnologisch produzierten nieder- und hochmolekularen Biomolekülen. Am Institut sollen in den kommenden sechs Jahren rund 20 Doktorandinnen und Doktoranden forschen. Die neue Einrichtung nimmt ihre Arbeit bereits zum Wintersemester 2022/2023 auf.