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Typ-1-Diabetes: neues Präventionsprogramm als wichtiger Schritt zur personalisierten Medizin

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Das Helmholtz Zentrum München hat zusammen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und weiteren Kooperationspartnern ein Präventionsprogramm für Typ-1-Diabetes gestartet. Erstmalig behandeln Wissenschaftler und Ärzte dabei vorbeugend gesunde Kleinkinder mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes, um die Entwicklung der Krankheit möglicherweise zu verhindern.

Fällt bei Kindern die Diagnose Typ-1-Diabetes, ändert sich viel für die jungen Patienten, aber auch für ihre Eltern. Kontrollierte Mahlzeiten, regelmäßige Blutzuckermessungen und eine Therapie mit Insulin müssen in den Alltag der Kinder und Jugendlichen integriert werden. Rund 25.000 Kinder und Jugendliche sind von dieser Stoffwechselerkrankung in Deutschland betroffen, 3500 allein in Bayern.

Das neue Typ-1-Diabetes-Präventionsprogramm des Helmhotz Zemturm München und seinen Partnern besteht aus zwei Studien und zielt darauf ab, möglichst früh mit entsprechenden Vorbeugemaßnahmen die Entwicklung der Krankheit zu verhindern. Gleichzeitig sollen Eltern noch mehr auf die Stoffwechselkrankheit bei Kindern aufmerksam gemacht werden.
Im Rahmen der kontrollierten Doppelblindstudie POInT (Primary Oral Insulin Trial) erhalten gesunde Kinder bis zu ihrem dritten Geburtstag täglich eine kleine Menge Insulinpulver beziehungsweise ein Scheinmedikament mit einer Mahlzeit. So soll das Immunsystem trainiert werden, das körpereigene Insulin zu tolerieren. Denn in der Regel steht eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen Insulin am Beginn der Entwicklung von Typ-1-Diabetes. An der POInT-Studie können Kinder mit einem im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt mindestens 25-fach erhöhtem Risiko für Typ-1-Diabetes teilnehmen. Ob so ein erhöhtes Risiko vorliegt, lässt sich mit einer Blutuntersuchung im Rahmen der Freder1k-Studie feststellen. Diesen Test können alle Eltern in Bayern, Niedersachsen und Sachsen bei ihren Neugeborenen direkt in der Geburtsklinik oder bei einem der ersten Besuche beim Kinderarzt kostenlos durchführen lassen.

„Mit der Freder1k-Studie haben wir erstmals die Möglichkeit, das Risiko für die Krankheit noch früher zu erkennen und mit den anschließenden Primärpräventionsmaßnahmen in POInT womöglich Typ-1-Diabetes zu verhindern“, erklärt Studienleiterin Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München und Professorin für Diabetes und Gestationsdiabetes am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. „Wir hoffen, dass wir damit unserem Ziel  - eine Welt ohne Typ-1-Diabetes - einen großen Schritt näher kommen.“

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten zu entwickeln. „Vor allem das Forschungsfeld Diabetes mellitus haben wir in den letzten Jahren massiv gestärkt und zählen auf diesem Gebiet mittlerweile zu einem der wichtigsten Forschungsstandorte weltweit“, so Prof. Dr. Günther Wess, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München. „Wir sind sehr froh, dass wir dank der Unterstützung der US-amerikanischen Stiftung Helmsley Charitable Trust mit Freder1k und POInT Programme auf den Weg gebracht haben, die das Zusammenspiel von Umweltfaktoren, Lebensstil und individueller genetischer Disposition berücksichtigen und im nächsten Schritt auch darauf abzielen, individuell der Erkrankung an Typ-1-Diabetes vorzubeugen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zur personalisierten Medizin bei Diabetes mellitus“.

Das Helmholtz Zentrum München führt die Studien in Bayern in Kooperation mit der Technischen Universität München sowie zahlreichen Geburtskliniken und niedergelassenen Kinderärzten durch. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. Landesverband Bayern, die Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde und die Deutsche Diabeteshilfe unterstützen das Projekt. Zu weiteren Partnern im Rahmen der Globalen Plattform für Prävention des Autoimmunen Diabetes (GPPAD) zählen Krankenhäuser und Forschungsinstitute in Niedersachsen, Sachsen, Belgien, Großbritannien, Polen und Schweden.

Weitere Informationen

Ausführliche Informationen zur Freder1k- und zur POInT-Studie: https://www.gppad.org/de/

Pressemitteilung HMGU: Auftakt für Typ-1-Diabetes-Präventionsprogramm in München

Fachliche Ansprechpartnerinnen:

Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
Institut für Diabetesforschung
Ingolstädter Landstr. 1
85764 Neuherberg
Tel. +49 89 3187 3405
E-Mail: aziegler.idf@remove-this.helmholtz-muenchen.de

Julia Groß
(Ansprechpartnerin GPPAD für Medien)
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
Abteilung Kommunikation
Ingolstädter Landstr. 1
85764 Neuherberg
Tel. +49 89 3187 49312
Email: julia.gross@remove-this.helmholtz-muenchen.de