Im neu errichteten Institut für Chemische Epigenetik München (ICEM) der LMU wird ab sofort an der Schnittstelle von Biologie und Chemie geforscht. Im Neubau auf dem Life Science Campus Großhadern/Martinsried beginnen die Arbeiten im noch jungen Forschungsfeld der Epigenetik.
Nach vier Jahren Bauzeit wurde das neue Institut für Chemische Epigenetik München (ICEM) feierlich eingeweiht. Es ist der fünfte von Bund und Freistaat Bayern gemeinsam geförderte Forschungsbau an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Das ICEM sei ein weiterer Baustein des innovativen und hochmodernen Campus für Lebenswissenschaften in Großhadern/Martinsried und biete den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ideale Bedingungen für ihre Forschung, so LMU-Präsident Prof. Bernd Huber.
Gezieltes An- und Abschalten von Genen
In dem Neubau werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Chemie des sogenannten epigenetischen Codes untersuchen, der als eine zweite Informationsebene den eigentlichen genetischen Code überlagert. Epigenetische Modifikationen bestimmen, welche Gene wann aktiv oder vorübergehend inaktiv sind. Damit kann ein Organismus auf Umwelteinflüsse und Veränderungen, etwa während der Differenzierung von Zellen, reagieren.
Für diese zweite genetische Informationsebene werden die RNA- oder auch DNA-Bausteine zum Teil stark chemisch verändert. Mittlerweile sind schon rund 150 solcher Nukleosid-Varianten bekannt, doch es könnte noch weit mehr geben. Diese Varianten und ihre Funktion wollen die derzeit rund 90 Forschenden näher untersuchen und letzlich entschlüsseln - auf mehr als 3.800 m² und fünf Geschossen.
Wie konnte Leben enstehen?
Auch die Entstehung des Lebens ist eine Kernfrage des ICEM: Wie konnten sich auf der frühen Erde aus anorganischer Materie die ersten Bausteine des Lebens formen und komplexe informationstragende Einheiten bilden und schließlich Leben formen?
Für diese besonderen interdisziplinären Forschungsprojekte zwischen der Chemie und der Biologie mit starken Bezügen zur Medizin biete das ICEM die idealen Voraussetzungen, so Prof. Thomas Carell, Inhaber des Lehrstuhls für organische Chemie an der LMU und Baubeauftragter. Denn das Gebäude sei so geplant, dass es nicht nur den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die modernste technologische Ausstattung, sondern auch eine sehr gute Infrastruktur für den direkten wissenschaftlichen Austausch biete.
Zudem entspricht der Bau den modernsten Bauanforderungen auch hinsichtlich der Nutzung von regenerativen Energien und energiesparender Bauweise.
Für Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume geht es "um nicht weniger als um das Lüften großer Geheimnisse rund um die Grundbausteine unseres Lebens". Der Freistaat unterstützt den neuen Forschungsbau am Campus Martinsried, den Blume die "Innovationspipeline nahe der Isar" nennt, mit rund 26 Millionen Euro. Er bezeichnete das ICEM als neue Homebase und Plattform für die international beachtete bayerische Forschung auf diesem noch jungen und spannenden Forschungsfeld. An den rund 40 Millionen Euro Baukosten beteiligte sich der Bund mit 19,4 Millionen Euro.