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Zwei Erfolge für Bayern: Fünfte Runde GO-Bio - Zehn Millionen Euro für fünf Gründerteams

Mit dem GO-Bio-Wettbewerb unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Forscherteams aus der Biotechnologie, die mit vielversprechenden und technisch anspruchsvollen Projekten ein Unternehmen gründen wollen.  Am 12. November wurden anlässlich der „Innovationsakademie Biotechnologie“ in Berlin die Preisträger der fünften Auswahlrunde von GO-Bio gekürt. Insgesamt fünf Teams dürfen sich über rund zehn Millionen Euro Anschubfinanzierung freuen – besonders erfreulich: zu den glücklichen Gewinnern zählen zwei bayerische Forscherteams aus Würzburg und München.

Die Preisträger von 2012 forschen an der Universität Halle-Wittenberg, an der Technischen Universität München, am Universitätsklinikum Würzburg, am Naturwissenschaftlich-Medizinischen Institut (NMI) in Reutlingen sowie am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen.

Die Bandbreite der in der fünften Runde geförderten Ideen ist groß. Die Ideen reichen von Impfstoffen für Geflügelkrankheiten über neuartige Defibrillatoren für Herzpatienten bis hin zu neuen Wirkstoffen gegen Krebs oder bedrohliche Krankenhauskeime (die bayerischen Teams siehe weiter unten). Über maximal sechs Jahre finanziert das BMBF die Forscher, um eine wissenschaftliche Idee zu einem marktfähigen Produkt weiterzuentwickeln und langfristig ein Unternehmen zu gründen. Die GO-Bio-Förderung erfolgt dabei in zwei Phasen. In den drei Jahren der ersten Förderphase soll von der Arbeitsgruppe das Anwendungspotenzial der Entwicklung herausgearbeitet und bewertet werden. Begleitend sollen konkrete Kommerzialisierungsstrategien für die weitere Umsetzung der Ergebnisse entwickelt werden. In der zweiten Förderphase, über die nach einer Zwischenevaluation entschieden wird, erfolgt die Überführung dieser Strategien in die wirtschaftliche Verwertung.

Mehr zum Thema auf www.biotechnologie.de

 

Über den Wettbewerb GO-Bio

Mit der GO-Bio-Initiative fördert das BMBF Forscher aus den Lebenswissenschaften, die mit vielversprechenden aber risikoreichen Projekten ein Unternehmen gründen wollen. Bislang wurden in vier Förderrunden Preisträger des Gründerwettbewerbs gekürt.

Dass die geförderten Teams gute Aussichten haben, das angepeilte Ziel einer Firmengründung zu erreichen, zeigt ein Blick auf die GO-Bio-Projekte der vergangenen Jahre: Aus den nunmehr 39 geförderten Projekten sind bisher 19 Firmen hervorgegangen. Etwa die Hälfte der Unternehmen erzielt bereits Umsätze, während andere Gründungen sich auf die Entwicklung von Medikamenten konzentrieren, die sehr lange dauert und viel Kapital erfordert. Ein bemerkenswerter Deal ist in diesem Kontext der Firma Corimmun gelungen: Das Unternehmen in Martinsried war 2008 aus dem Zusammenschluss von zwei GO-Bio-Teams entstanden, die Medikamente gegen Herzkrankheiten entwickeln. Etwas über 10 Millionen Euro sind in den Folgejahren von Investoren in dieses Unternehmen gesteckt worden. Das Start-up wurde im Juli dieses Jahres für 100 Millionen Dollar von einem großen Pharma-Unternehmen gekauft. Das Beispiel zeigt, wie lukrativ die Gründung eines Biotech-Start Ups sein kann – für die Gründer und die Investoren.

Mehr Infos: www.go-bio.de

 

Die bayerischen Siegerprojekte 2012:

 

Markus Junker et al.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Nachwuchsforschergruppe Tumorimmunologie

Universitätsfrauenklinik Würzburg

Mit einem therapeutischen Antikörper das Tumorwachstum bremsen

 

Krebszellen produzieren in vielen Fällen ein Übermaß an bestimmten Wachstumsfaktoren oder Signalmolekülen. Das gilt auch für den Wachstumsfaktor GDF-15 (growth and differentiation factor-15). Erhöhte Konzentrationen dieses löslichen Eiweißmoleküls begünstigen das Wachstum von Tumoren und die Entstehung von Metastasen. Das Protein kann im Blut nachgewiesen werden. In seiner Doktorarbeit hat Markus Junker einen monoklonalen Antikörper erzeugt, der zielgenau an das GDF-15-Molekül andocken kann. Dadurch blockiert er dessen Wirkung. In verschiedenen Tierversuchen hat sich bereits gezeigt, dass sich das Tumorwachstum durch eine Blockade von GDF-15 hemmen ließ.

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Dr. Katrin Lorenz-Baath et al.

Projektleiterin AVIRU, Lehrstuhl für Organische Chemie II

Technische Universität München, www.aviru.de

Multiresistente Krankenhaus-Keime mit neuer Strategie entwaffnen

Antibiotika sind heute vielfach zu einer stumpfen Waffe im Kampf gegen Keime geworden. Pathogene Bakterien und Einzeller haben oft bereits Resistenzen gegen eine Reihe von Medikamenten entwickelt. Die Optionen für eine erfolgreiche Therapie sind in solchen Fällen sehr begrenzt. Verschärft wird das Problem durch das zurückgefahrene Engagement der Pharmaindustrie bei der Entwicklung neuer Antibiotika. Der Bedarf an Innovationen in diesem Feld ist groß.

Das Team AVIRU aus München entwickelt Wirkstoffe, die multiresistente Bakterien mit einer neuen Strategie außer Gefecht setzen.  Anders als herkömmliche Antibiotika töten die Wirkstoffe – kleine chemische Moleküle aus der Substanzklasse der Beta-Lactone – die Mikroben aber nicht ab. Vielmehr werden die Zellen daran gehindert, Toxine abzusondern, die im Körper von Patienten gefährliche Krankheitssymptome hervorrufen. Das blockierte Zielmolekül ist ein Bakterien-Enzym namens ClpP.

Foto: BIOCOM/Florian Dahnke, Text: biotechnologie.de/pg, siehe auch ausführlich:

http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/root,did=155234.html?listBlId=74462